Weiden in der Oberpfalz
18.10.2019 - 10:28 Uhr

Bildung beginnt vorm Kindergarten

Die Verantwortlichen hoffen auf ein Folgeprojekt, damit auf der bisher investierten Arbeit aufgebaut werden kann. Denn das Bundesprogramm „Kita-Einstieg“ läuft 2020 aus. Wer baut dann die Brücken zur sehr frühen Bildung?

Martina Weiß, Koordinatorin des GFI für das Bundesprogramm "KiTa-Einstieg", erläutert die bisherigen Maßnahmen und Projekte. Bild: eig
Martina Weiß, Koordinatorin des GFI für das Bundesprogramm "KiTa-Einstieg", erläutert die bisherigen Maßnahmen und Projekte.

Das 2017 ins Leben gerufene Programm des Bundesfamilienministeriums soll den Kontakt zu Familien erleichtern, die bis dahin nicht auf die Idee gekommen wären, ihr Kleinkind in eine Kindertagesstätte zu geben, die ein derartiges Ansinnen abgelehnt hätten. Es gehe darum, zu vermitteln, dass es kein Problem sei, Kinder schon ganz frühzeitig in fremde Hände zu geben, sagt die Koordinatorin des Programms in Weiden, Martina Weiß von der Gesellschaft zur Förderung beruflicher und sozialer Integration (GFI).

"Bildung beginnt früh"

Sie unterstreicht bei einer Informationsveranstaltung über das bisher Erreichte die Zielsetzung des Programms: Bildung beginne sehr früh, noch vor dem Kindergarten, und dieser frühe Ansatz biete im späteren Leben deutlich bessere Chancen. Das zu vermitteln, sei in den vergangenen zwei Jahren in einer ganzen Reihe von Veranstaltungen recht erfolgreich gelungen, sagt sie vor Mitarbeitern der beteiligten Einrichtungen. Sie nennt als Beispiele das Percussion-Projekt des Kindergartens St. Dionysius, die Lernwerkstätten des Kindergartens Herz Jesu, das Kinder-Bistro im Kinderhaus Tohuwabohu, aber auch den „Familien-Freitag“ der GFI Weiden im Café Mitte. Diese Projekte hätten durch ihre Öffentlichkeitswirkung auch Familien erreicht, zu denen sonst kein Kontakt gelungen wäre.

Apropos Kontakt: Den Worten Weiß´ zufolge hat die Datenschutzgrundverordnung die ohnehin schwierige Aufgabe, mit solchen Familien ins Gespräch zu kommen, noch einmal sehr deutlich erschwert. Zur Zielgruppe gehören unter anderem auch Flüchtlinge und generell Familien mit Migrationshintergrund. Aus dem Grund gab es auch verschiedene Aktionen in der Gemeinschaftsunterkunft; mit etwas Geduld ist es laut Weiß auch hier gelungen, Vertrauen zu gewinnen und zu einer Art Institution zu werden.

Nötig seien vor allem zusätzliche Betreuungsplätze und ein Folgeprojekt über 2020 hinaus.

Nur auf den ersten Blick im Widerspruch zu den Zielen des Bundesprogramms steht die Haltung der Parksteiner Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeutin Maria Hausner, die den versammelten Erziehern und Pädagogen ans Herz legt: „Bindung kommt vor Bildung.“ Hausner, deren Credo eine starke Bindung zwischen Kind und Eltern als positive Grundlage für alles andere ist, bezeichnet Bindung auch als zentrales Grundbedürfnis des Kindes. Und das in Zeiten, in denen sich trotz sinkender Scheidungsquote in Deutschland immer noch jedes dritte Ehepaar trennt. Doch Scheidung sei nicht grundsätzlich das Problem, sagt Hausner, vielmehr der Umgang der getrennt lebenden Partner miteinander beziehungsweise das gegenseitige Ausspielen den Kindern gegenüber.

Die Psychotherapeutin Maria Hausner (rechts) hat ein klares Credo: "Bindung geht vor Bildung." Bild: eig
Die Psychotherapeutin Maria Hausner (rechts) hat ein klares Credo: "Bindung geht vor Bildung."

"Freiheit braucht Rahmen"

Die aktuellen Pädagogik-Konzepte, wonach den Kindern sehr viel Freiraum und Eigenverantwortung eingeräumt wird, kritisiert Hausner nicht per se, sie plädiert stattdessen dafür, einen sinnvollen Rahmen zu setzen, innerhalb dessen „sich Freiheit am besten entwickelt“. Kinder wie kleine Erwachsene zu behandeln, könne diese schnell überfordern. Kinder entwickelten sich auch nicht von alleine. Hausner zitiert immer wieder Astrid Lindgren und spricht sich dafür aus, „Kinder einfach nur spielen zu lassen“, sie nicht zusätzlich mit Reizen zu überfluten in einer reizüberfluteten Umwelt.

 
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