500 israelfeindliche Demonstranten versammelten sich am Mittwoch zu einer "Kundgebung der Palästinafrage" in Berlin. Am selben Abend diskutierten in Weiden im Neue-Welt-Kinocenter Pfarrer Herbert Sörgel, Vorstand des evangelischen Bildungswerks Weiden, Imam Maher Khedr, zweiter Vorsitzender des Landesverbands Bayern des Zentralrats der Muslime in Deutschland, und Werner Friedmann von der Gesellschaft für Christlich Jüdische Zusammenarbeit Weiden zusammen mit Besuchern der Weidener "Filmgespräche" über genau diese Problematik: den Nahostkonflikt.
Dazu angeregt hatte das Evangelische Bildungswerk und die Katholische Erwachsenenbildung, die bei den "Filmgesprächen" die Komödie "Tel Aviv on Fire" des palästinensischen Regisseurs Sameh Zaobi zeigten. Die Wichtigkeit des Themas zeigte Wirkung. Fast voll war der Kinosaal am regnerischen Mittwochabend. Neben Auszeichnungen in Toronto und Venedig erhielt "Tel Aviv on Fire" einen Preis zur Förderung des interreligiösen Dialogs.
Der Film präsentiert das, was für die Bewohner des Nahen Ostens Alltag ist, auf humorvolle Weise: Eine gespaltene Gesellschaft, ein Leben umgeben von Mauern und Checkpoints und der Angst vor Anschlägen. Der Palästinenser Salam (Kais Nashif) erhält durch einen Zufall die Beförderung zum Autor der palästinensischen Serie "Tel Aviv on Fire". Problem: Er leidet unter einer Schreibblockade. Bei einer seiner täglichen Grenzfahrten zwischen Jerusalem und Ramallah trifft er an einem Checkpoint auf Assi, einen Kommandeur der israelischen Arme – Glück im Unglück. Dem Grenzwächter kommt es gerade recht, dass ihm ein Mitarbeiter der Lieblingsserie seiner Frau, denn auch in Israel hat die Serie viele Fans, in die Hände fällt.
Zunächst arbeiten sie gemeinsam an neuen Szenen – im Tausch gegen guten arabischen Hummus. Um seine Frau zu beeindrucken, zwingt er Salam dann aber das Drehbuch umzuschreiben. Für Salam wird es aber immer schwerer, die antizionistischen Ideen des Militärs umzusetzen. "Wenn ein Jude eine Araberin heiraten würde, das wäre wirklich Bombe", erklärt Assi Salam seine Wunschvorstellung vom Ende der Serie. Was wie eine Redewendung klingt, verbirgt allerdings einen wahren Kern. Salam kann ein solches Ende am Set nicht durchsetzen, denn "das würde die Geldgeber verärgern". Als Alternativvorschlag soll die palästinensische Spionin Rachel (Lubna Azabal) an ihrer Hochzeit einen Sprengstoffanschlag verüben. "Eine Hochzeit wäre wie ein zweites Osloer Friedensabkommen. Eine große Illusion, aber nichts verändert sich." Das Team entscheidet sich zunächst dafür, die Darstellerin lieber sterben zu lassen, als die Hochzeit bis zum Ende durchzuführen.
Was der Film humorvoll und kitschig präsentiert, ist allerdings nahöstlicher Alltag. Wie auch in der Realität scheinen sich die mächtigen Geldgeber im Hintergrund zu halten und wirken dennoch Druck auf die "einfachen Leute" aus. Es wird der Wunsch nach einem friedlichen Miteinander der Bevölkerung deutlich, die doch mehr als nur eine Serie im Fernsehen zu verbinden scheint. Ein Thema, das auch die Besucher in der anschließenden Diskussion stark beschäftigte. "Ich finde der Film ist ein sehr guter Schritt nach vorn", erklärte Maher Khedr. "Ein Film, der die Möglichkeit vorgibt, beide Völker zusammenzuführen, wäre vor 10 Jahren nicht möglich gewesen. Hier beginnt die Zukunft."
Werner Friedmann hingegen gab sich nicht so optimistisch und kritisierte die seiner Meinung nach etwas einseitige Berichterstattung. "Aber ich bin froh, dass wir darüber reden und lachen können", sagte er. "Ich glaube, eine Komödie kann nicht zu 100 Prozent ausgewogen sein", entgegnete Manfred Hartung, der sich als Besucher den Film angesehen hat. "Aber die Komödie ist eine gute Möglichkeit sich diesem schweren Thema zu nähern."
"Ich glaube, wir müssen auf übermorgen warten und nicht nur bis morgen, um eine Lösung dieses Konflikts zu sehen", ergänzte Sörgel. "Der Film zeigt, dass sich seit dem Sechstagekrieg nicht viel verändert hat." Mit diesem Statement fasste er nicht nur die Diskussion zusammen, sondern griff auch den letzten Satz des Films wieder auf, in dem dennoch Hoffnung mitschwingt: "The struggle continues, der Kampf geht weiter."
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