Nach dem Brand am Hammerweg: Wie gefährlich sind Ethanol-Öfen?

Weiden in der Oberpfalz
30.05.2023 - 17:53 Uhr
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Ein Ethanol-Ofen löst am Samstag den verheerenden Brand eines Wohnhauses in Weiden aus. Zwei Menschen erleiden schwere Verletzungen. Wie genau kam es zu dem Unglück – und wie gefährlich sind solche Indoor-Öfen?

Stadtbrandrat Richard Schieder hatte mit Ethanol-Öfen einsatztechnisch noch nichts zu tun. "Ganz ungefährlich sollen die aber nicht sein." Er hat wohl recht: In der Weidener Schubertstraße löste eine 48-Jährige Mieterin mit einer solchen Indoor-Feuerstelle am Samstagmorgen wohl einen verheerenden Brand aus.

Um 5.26 Uhr ging die Meldung über den Brand bei der Integrierten Leitstelle ein, kurze Zeit später waren insgesamt 27 Feuerwehrkräfte mit sieben Fahrzeugen vor Ort. Das Feuer griff auf den Dachstuhl über, dort bildeten sich im Laufe der Löscharbeiten immer wieder kleine Glutnester. Die letzten Fahrzeuge der Feuerwehr rückten erst nach acht Stunden wieder in die Wache ein.

Verbraucherzentralen warnen seit längerem: "Aus Sicherheitsgründen sollten Sie auf Ethanolfeuerstellen verzichten." Nicht nur die Brandgefahr sei groß, beim Verbrennen des Alkohols sollen neben giftigem Kohlenmonoxid auch krebserregende Stoffe wie Benzol entstehen. Feine Partikel können tief in die Lunge eindringen. Häufiges Lüften ist nötig, weswegen diese Öfen wenig effizient sind und meist als Deko verwendet werden. Da sie keinen Kamin benötigen, werden sie mitunter in Wohnungen als Holzofenersatz benutzt.

Wichtig ist, dass der Brennstoff keinesfalls bei heißem Ofen nachgefüllt wird. Ethanol bildet mit Sauerstoff bereits bei Raumtemperatur ein leicht entzündliches Gemisch. Stadtbrandrat Schieder vermutet, dass genau dieser Fehler der Grund für den Ausbruch des Feuers gewesen sei: "Die Mieterin hat den Ofen im Obergeschoss wohl kurz vor dem Schlafen gehen noch eingeschalten und wollte dann am Morgen Ethanol nachfüllen. Dabei ist es zu einer Stichflamme gekommen." Der 77-jährige Vermieter eilte aus dem Erdgeschoss zur Hilfe, aufgrund des rasch um sich greifenden Brandes konnten beide allerdings nicht mehr ins Treppenhaus.

Die Frau des Vermieters flüchtete durch das Erdgeschoss, erlitt eine Rauchgasvergiftung. Die Mieterin und ihr Vermieter im Obergeschoss retteten sich mit einem Sprung vom Balkon. Beide erlitten hierbei laut Schieder schwere Verletzungen. Unter anderem zog sich der 77-Jährige diverse Rippenbrüche zu. Alle drei zogen sich Verbrennungen an Händen und Kopf zu. Zum derzeitigen Gesundheitszustand der Bewohner gibt es keine näheren Informationen. Polizeihauptmeister Mario Schieder informiert, dass sich keine der Personen in einem lebensbedrohlichen Zustand befindet. Eine abschließende Bilanz der Polizei wird in den nächsten Tagen erwartet.

Info:

Gefahren von Ethanol-Öfen

  • Ethanol entzieht dem Raum Sauerstoff, häufiges Lüften ist erforderlich
  • Beim Verbrennen entstehen giftige Stoffe wie Formaldehyd, Benzol oder Stickstoffdioxid
  • Großes Brandrisiko, auch beim Nachfüllen
Weiden in der Oberpfalz27.05.2023
 
 

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