Die "Bürgerinitiative NEW WEN für eine dezentrale Energiewende" greift Oberbürgermeister Kurt Seggewiß in einer Erklärung scharf wegen dessen Aussagen zu den Stromtrassen bei einer Versammlung der Krumpes-Siedler an. Der OB hatte dort Verständnis für die Wut von Anwohnern geäußert, allerdings auch vor einer drohenden Spaltung der Bevölkerung gewarnt ("Wir sind ein Weiden") und die Notwendigkeit einer Energie-Infrastruktur auch für die Region betont.
Die von ihrem Sprecher Josef Langgärtner gezeichnete Erklärung greift unter anderem eine Aussage Seggewiß' auf, wonach die Stadt beim Verlauf der HGÜ-Leitung "die Wahl zwischen Cholera und Pest" habe, und sich die Menschen im Osten und Westen der Stadt nicht auseinanderdividieren lassen sollten. "Gerade mit diesen Aussagen treibt er einen Keil in die Bevölkerung und teilt sie in Ost und West", schreibt die Bürgerinitiative (BI). "Er hat lieber Cholera als Pest, wenn er die HGÜ-Leitung in den Weidener Westen verlegen will. Durch das Natura-2000-Gebiet im Manteler Forst, das höchste Priorität der europäischen Naturschutzbehörden genießt – egal."
Die BI wirft Seggewiß zudem vor, sich nicht mit der Gleichstromleitung auseinandergesetzt zu haben. "Er müsste wissen, dass wir von dieser Leitung nicht abhängig sind, denn die geht nonstop von Sachsen-Anhalt nach Landshut ohne Abzweigung und wird auch nicht die großen Weidener Firmen bedienen. Im Gegenteil, wir werden jede Kilowattstunde, die bei uns durchfließt, mit einer Durchleitungsgebühr mitfinanzieren, obwohl wir sie nicht nutzen können." Ein weiterer Vorwurf: Seggewiß habe populistisch von „Tausenden Windrädern im Landkreis“ gesprochen. "Anscheinend greift die Angst vor Windkraft genauso um sich, wie im Mittelalter die Angst vor Hexen."
Der Oberbürgermeister erklärte am Freitag auf Anfrage zu den Vorwürfen, dass es ihm vor allem darum gehe, dass der Frieden in Weiden bewahrt werde und man nicht "Ost-Bevölkerung gegen West-Bevölkerung ausspielt". Die Position der Stadt sei dabei: "Wir müssen bestehende Infrastruktur nutzen, um weiteren Geländeverlust zu vermeiden". Ihm könne keiner erklären, "warum man nicht auf der Trasse des Ostbayernrings die Kabel verlegt oder entsprechende Masten nutzt." An der Notwendigkeit der Leitungen will Seggewiß nicht rütteln: "Dieser Strom, der in den nördlichen Bundesländern produziert wird, muss in den Süden." Die dezentrale Energieversorgung in Bayern sei "schon an die Wand gefahren", sagte er mit Verweis auf die Abstandsregelung für Windkraftanlagen. Der Ausbau erneuerbarer Energie in der Fläche hinke hinterher. "Das ist das wahre Problem."
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.