Bis zu 12 Klienten machen laut Katjenka Wild jeden Donnerstag von diesem Angebot Gebrauch. Damit wird das Ziel der Caritas-Suchtberatung erreicht. Denn die will möglichst niedrigschwellig Hilfe anbieten. Wichtig sei das nicht zuletzt für die Crystal-Klienten, erklärt die Leiterin der Beratungsstelle beim Besuch von Oberbürgermeister Kurt Seggewiß sowie Bürgermeister und Bezirkstagsvizepräsident Lothar Höher. Wild weiter: "Wir erreichen über die offene Sprechstunde mehr Betroffene als über die Terminvergabe."
Jeden Donnerstag zwischen 14 und 16.30 Uhr können Suchtkranke sich in der Beratungsstelle der Caritas in der Nikolaistraße Hilfe holen - ohne Voranmeldung. "Zwei Kollegen halten sich dafür bereit", sagt Wild. "Das ist für uns ein Überraschungspaket." Denn die Mitarbeiter wissen nicht, mit welchen Problemen die Ratsuchenden auf sie zukommen. Sie müssen erst abklären: Ist der Klient hier überhaupt richtig? Welche Hilfe benötigt er? Braucht er vielleicht eine Entgiftung? In dem Fall muss es möglichst zügig gehen. Die Suchtberatung hilft auch dabei, mögliche Wartezeiten bis zu einer Suchttherapie zu überbrücken.
In der Beratungsstelle selbst gibt es keine Wartezeiten mehr. "Wir sind für die schnelle Hilfe da. Das ist uns ein großes Anliegen." Was die Cannabis-Problematik betrifft, die seit 2018 Crystal als Suchtproblem Nummer zwei abgelöst hat, so spricht die Expertin hier lieber von THC. Das steht für Tetrahydrocannabinol, eine psychoaktive Substanz, die in Pflanzen der Gattung Hanf vorkommt. "Da spielt auch mit rein, dass es jetzt als Medizin verwendet werden kann." Katjenka Wild und ihre Kolleginnen stellen aber auch fest, dass es in diesem Bereich noch viel Informationsbedarf gibt.
OB Kurt Seggewiß hat zu dem Thema eine klare Haltung: "Es gibt zwar aktuell eine Welle mit der Forderung ,legalize it'. Aber wir sind klar dagegen." THC sei "ein Sammler", der gut als Einstiegsdroge dienen könne. "Im Sinne einer Schmerztherapie ist es gut, aber nicht, wenn ein Gesunder sich einen Joint reinzieht. Das finde ich überhaupt nicht cool."
Sie selbst habe nur drei Klienten, die THC zum Zweck der chronischen Schmerzlinderung vom Arzt verordnet bekommen, berichtete die Sozialpädagogin und Suchttherapeutin. Im übrigen werde in Deutschland häufig verkannt, dass die USA - in einigen Bundesstaaten dort ist Cannabis freigegeben - große Probleme damit hätten. "Aus unserer Sicht ist das die falsche Botschaft." Sinnvoll wäre es vielleicht, kleine Fälle weniger zu kriminalisieren, aber keinesfalls zu legalisieren. "Das wäre nicht ungefährlich. Ein falsches Signal." Auch beim Alkohol, der in der Gesellschaft wesentlich anerkannter sei, sei für viele nur schwer zu erkennen: Ab welcher Menge wird der Konstum gefährlich? "Würden wir Cannabis freigeben, dann hätten wir ein Problem zusätzlich", warnte Wild und stieß damit auch bei Bezirkstagsvize Lothar Höher auf volle Zustimmung: "Wir dürfen nicht noch weitere Drogen legalisieren."
Die Grundsatzfrage sei doch eigentlich, so OB Seggewiß: "Warum schmeißt es jemanden aus der Bahn? Ist es die Insolvenz, ein Ehestreit oder Probleme mit den Kindern?" Der Konsum von Drogen sei letztlich nur das Symptom, stimmte Katjenka Wild zu. "Bei uns dürfen die Menschen ihre Fassade fallen lassen. Wir sagen: Achte auf dich! Das bewegt etwas im Kleinen." Viele kleine Schritte bringen den Betroffenen auch voran.
Rund 500 Klienten, darunter 60 Prozent Männer, hat die Beratungsstelle im vergangenen Jahr betreut. Die Zahl ist seit mehreren Jahren ziemlich konstant. Was die Experten beim Blick in die Statistik 2018 eher erstaunte, so Wild: Ein Großteil der Klienten gehört zum "Mittelalter", ist zwischen 45 und 54 Jahre alt. Das lässt sich laut Wild damit erklären, dass es sich häufig um Alkoholkonsumenten handelt. "Die werden in der Regel erst spät auffällig."
Versorgung wird weiter ausgebaut
Drogenprävention ist eine Aufgabe, die bei den Gesundheitsämtern sehr gut angesiedelt ist. Da sind sich Oberbürgermeister Kurt Seggewiß und Bezirkstagsvizepräsident Lothar Höher einig. Dr. Thomas Holtmeier, Leiter des Gesundheitsamtes Weiden-Neustadt, werde gemeinsam mit dem Gesundheitsamt Tirschenreuth ein Konzept zur Drogenprävention entwickeln, das auch in das Projekt Gesundheitsregion Plus mit eingebunden werde, berichtete Seggewiß. Das vor kurzem eingestellte Projekt "Need no Speed" habe eine große Öffentlichkeit für die Drogenproblematik geschaffen, lobte Höher. Doch eine einheitliche Struktur sei besser als Parallelstrukturen. "Wir begrüßen das sehr", erklärte auch Katjenka Wild, Leiterin der Caritas-Suchtberatungsstelle. "Die Drogenprävention ist an den Gesundheitsämtern sehr gut aufgehoben und liegt dort in erfahrenen Händen."
Auch in der Versorgung von psychisch Kranken können die Region und der Bezirk große Fortschritte verzeichnen, zeigte Höher auf. Für die Prävention sei auch hier das Gesundheitsamt zuständig. Dazu komme ein Krisendienst, der - wie jüngst vom Bezirkstag beschlossen - als zentrale Anlaufstelle für die gesamte Oberpfalz in Schwandorf angesiedelt werden soll. "Ich hoffe, der Start erfolgt noch heuer." Für die stationäre Versorgung sind die Psychiatrie-Kliniken zuständig, die mit der neuen Jugendpsychiatrie in Weiden eine wichtige Ergänzung erfahren. "Die ist spätestens 2021 fertig."
Höher ist überzeugt: "Damit sind wir in Sachen Drogen und psychische Erkrankungen gut aufgestellt." Das sei aber auch dringend nötig, denn psychische Erkrankungen würden sich zur Volkskrankheit Nummer eins entwickeln. Der Bezirkstagsvize hatte auch eine Erklärung dafür: "Der Druck nimmt immer mehr zu: In Schule, Beruf und auch über soziale Medien."
"Im übrigen werde in Deutschland häufig verkannt, dass die USA - in einigen Bundesstaaten dort ist Cannabis freigegeben - große Probleme damit hätten."
Die "schlimmen" Folgen in den USA:
· Der Konsum jugendlicher Cannabis-Konsumenten geht zurück
· Es werden Millionen und auf Sicht Milliarden an Steuern eingenommen, die auch für Bildung und Prävention verwendet werden
· Der Konsum von Alkohol (eine der gefährlichsten Drogen überhaupt!) geht zurück
· Es werden viele sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze geschaffen
· Der Schwarzmarkt wird entscheidend geschwächt
· Polizei und Justiz werden entlastet und können sich um wichtige Aufgaben kümmern.
· Fachgeschäfte, in die sicher kein Jugendlicher kommt, inkl. kompetenter Beratung
· Die Qualität des Cannabis steigt
· CBD- und THC-Werte werden in den Fachgeschäften genau angegeben und können ggf. begrenzt werden
Wo genau sind denn die "großen Probleme"?
Und überhaupt: Wenn die Folgen wirklich so negativ wären, warum legalisieren dann immer mehr Staaten Cannabis für Erwachsene? Vor einigen Monaten mit Kanada sogar ein ganzes Land? Auch in Mexiko ist die Legalisierung geplant. Oder in Luxemburg. Oder, oder, oder ... Die Entwicklung ist weltweit eindeutig.
"Wir dürfen nicht noch weitere Drogen legalisieren."
Millionen Menschen konsumieren bereits jetzt Cannabis. Die allermeisten – abgesehen von der Kriminalisierung und Strafverfolgung – übrigens ohne Probleme. Cannabis ist bereits da. Es geht darum, diesen riesigen Markt endlich zu kontrollieren und nicht kriminellen Strukturen zu überlassen.
Und was den Vergleich mit Alkohol angeht: Man darf bei einer Cannabis-Legalisierung nicht den gleichen Fehler machen wie beim Alkohol. Also kein Verkauf an Jugendliche. Harte Strafen für die, die das trotzdem tun. Kein Angebot noch an der Supermarktkasse oder in Tankstellen, oft rund um die Uhr. Keine Werbung an jeder Ecke. Keine Dumpingpreise. Warnhinweise. Faire Aufklärung ... aber eben auch keine Verteufelung.
Die ganze Diskussion ist leider immer noch sehr verlogen. Das beweist dieser Artikel aufs neue.
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