Trotz drückender Hitze herrschte am Donnerstag beste Stimmung in der Aula der Clausnitzerschule. Mit ihrer menschlichen Art erfreut sich die Grundschulrektorin bei Schülern, Eltern und im Kollegenkreis größter Beliebtheit. Dementsprechend herzlich war der Abschied. Rund 80 Gäste und etliche Festredner aus Behörden und der Schulfamilie, Politik und Kirche sagten Servus.
So verglich Leitende Schulamtsdirektorin Christine Söllner die Situation in der Schulaula mit den Gefühlen an der Abflughalle eines Flughafens: Man sei dort, mit Koffern vor dem Check-In stehend, "Teil einer ausgedehnten Abschiedsszenerie", Sentimentalität und traurige Gefühle lägen in der Luft. Auch Silvia Bäumler sitze nun auf gepackten Koffern. Der Eintritt in den Ruhestand am 31. Juli sei die Abflugzeit, "es wird keine Verspätung geben", sagte Söllner.
"Ich habe viel geheult"
Die Schulamtsdirektorin warf auch einen Blick auf die berufliche Laufbahn der scheidenden Rektorin. Diese studierte in Regensburg und begann anschließend 1978 ihren Dienst als Lehramtsanwärterin an der Volksschule Konnersreuth im Landkreis Tirschenreuth. Für Bäumler als gebürtige Schwäbin war der bis dahin völlig unbekannte und heimatferne Dienstort nahe der tschechischen Grenze ein Schock, wie sie selbst berichtete: "Ich habe viel geheult." Zur großen Erheiterung des Publikums erzählt Bäumler von der Reaktion des Schulamtes, welches damals lapidar sagte: "Dort gibt es auch schöne Männer."
Nach Stationen in Schwandorf und Wackersdorf kam Bäumler 1985 auf eigenen Wunsch nach Weiden. 34 Jahre verbrachte die Pädagogin hier an der Clausnitzerschule. 2002 erfolgte der Aufstieg in die Schulleitung – zunächst als Konrektorin, und ab 2009 als Leiterin der Weidener Grundschule mit circa 170 Schülern.
OB: Beste Zusammenarbeit
Wenn sie nun gehe, bedeute dies "nach einem so langen Leben als Lehrerin einen gewaltigen Einschnitt", sagte Oberbürgermeister Kurt Seggewiß in seiner Rede. Genau wie er habe Bäumler jedoch "das Heft des Handelns in der Hand behalten" und selbst entschieden, wann Schluss sei. Zugleich lobte das Stadtoberhaupt, dass es in den zehn Jahren ihrer Zeit als Chefin "kein einziges Problem mit der Schule" gab. "Wir haben bestens zusammengearbeitet."
Auch die Vertreter von katholischer und evangelischer Kirche sprachen. "Ich möchte Ihnen danken, dass Sie sich immer um Kinder gekümmert haben, die schwieriger waren als die anderen, die Unterstützung brauchten", sagte Stadtpfarrer Markus Schmid von St. Josef. Edith Lang, Pfarrerin in der Gemeinde St. Michael, pflichtete ihm bei: "Das ist ein christlicher, auch ein gut evangelischer Gedanke. Ich bin wahrlich beeindruckt, wie Sie Ihre Kinder hier fördern." Dies würde ganz dem Bildungsgedanken des Namenspatrons der Schule entsprechen. Auch der evangelische Reformator Tobias Clausnitzer habe sich für Bildung und Förderung eingesetzt.
Neben Grußworten von Elternbeirat, Förderverein und Mittagsbetreuung präsentierten Schüler den spanischen Tanz "Un Lorito de Verapaz". Es folgten Auftritte des Schul- sowie des Lehrerchors, zudem erhielt Bäumler viele Geschenke. Darunter das Bild einer lachenden Kuh. Dieses habe sich Bäumler, die mit ihrem Mann Wolfgang auf einem Bauernhof lebt, selbst gewünscht.
"Ich bin vollkommen überwältigt und sprachlos", sagte die Rektorin zum Schluss. "Ihr habt mir ein wunderschönes Abschiedsfest geschenkt. Es war einfach toll." Nach Bäumlers Lieblingslied "Möge die Straße uns zusammenführen", löste sich der spürbare Wehmut beim anschließenden Buffet nahezu wieder auf.
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