Die einen wollen schnell eine Auffrischungsimpfung, die anderen haben sich angesichts der enorm steigenden Infektionszahlen nach langem Zögern nun doch für eine Impfung entschieden. Vor dem Impfzentrum bilden sich erstmals wieder lange Schlangen. „Die Nachfrage ist extrem“, sagt Sebastian Seibert, Verwaltungsleiter des Impfzentrums. Am Mittwochmorgen hätten bereits 40 Minuten vor der Öffnung der Einrichtung 40 Leute in der Schlange gestanden.
Unter den Impfwilligen seien nicht nur Jüngere, die sich erst seit Kurzem für eine Auffrischungsimpfung anstellen dürfen. „Wir haben auch einen relativ großen Anteil an Erstimpfungen.“ Erst am Dienstag hätten sich mehrere Bürger aus den Jahrgängen 1935, 1936 und 1937 eine Erstimpfung abgeholt.
„Wer kommt, wird geimpft“
Gerade zu neuralgischen Zeiten wie zum Feierabend und am Wochenende sei mit Wartezeiten zu rechnen. „Wir bitten daher die Bevölkerung ausdrücklich um Geduld und Verständnis“, so Seibert. „Wir haben die Kapazitäten dementsprechend angepasst, jedoch kann es weiterhin aufgrund der von der Landesregierung beschlossenen Impfung ohne Terminvergabe zu Andrang kommen.“ Die Mitarbeiter täten ihr Möglichstes. Es seien jetzt vier Impfärzte dauerhaft im Einsatz, freitags und samstags sogar fünf.
Eine Terminvergabe halte er nicht für notwendig. „Wer kommt, wird geimpft.“ Auch eine Wiedereröffnung der Impfzentren in Vohenstrauß und Pressath hält Seibert nicht für nötig. Wenn die Nachfrage weiter steige, könne man die Kapazitäten in Weiden auch jetzt noch erweitern. Seibert weist darauf hin, dass Unter-18-Jährige zur Impfung eine von (soweit vorhanden) beiden Erziehungsberechtigten unterschriebene Einverständniserklärung mitbringen müssen. Viele wüssten das nicht.
Öffnungszeiten und Infos:
- Dienstag bis Samstag, 9 bis 17 Uhr: Impfungen ohne Termin
- Freitag und Samstag, 15 bis 18 Uhr: Impfsprechstunde
- Termine für Zweitimpfungen finden wie geplant statt.
- Auffrischungen für alle ab 6 Monaten nach der Zweitimpfung. Wer den Impfstoff von Johnson & Johnson bekommen hat, kann nach 4 Wochen auffrischen.
Viel mehr Drittimpfungen
Eine hohe Nachfrage nach Impfungen wirkt sich auch auf die benötigte Impfstoffmenge aus. „Der Impfstoff wird nicht knapp, aber wir mussten bereits auf die Restbestände der Regierung der Oberpfalz zurückgreifen“, erzählt Seibert. Das Impfzentrum stünde auch mit Ärzten in Verbindung, die nach zusätzlichen Impfdosen fragten.
Im Impfzentrum sind inklusive der geschlossenen Standorte Vohenstrauß und Pressath bislang 57 762 Menschen zum ersten Mal geimpft worden, davon 370 in den vergangenen 7 Tagen (Vorwoche: 204). 55 986 Impfwillige bekamen ihre Abschlussimpfung, davon 398 in der letzten Woche (Vorwoche: 326). Besonders stark ist der Anstieg bei den Auffrischungen. Davon wurden 2090 verabreicht, 786 Mal in den vergangenen 7 Tagen – fast 500 mehr als in der Vorwoche (272).
Eine Spritze von Biontech/Pfizer oder Johnson & Johnson verabreichen weiterhin die mobilen Impfteams ohne Termin:
- Dienstag, 16. November, 13 bis 16 Uhr: Rathaus Schirmitz, Hauptstraße 12
- Mittwoch, 17. November, 13 bis 16 Uhr: Witt Preisland, Bavariastraße 10
- Freitag, 19. November, 13 bis 18 Uhr: NOC Weiden, Macerataplatz 1
- Sonntag, 21. November, 10 bis 18 Uhr: NOC Weiden, Macerataplatz 1
Die steigende Nachfrage nach Impfungen bekommen auch die Arztpraxen in Weiden und im Landkreis Neustadt/WN deutlich zu spüren. „Unsere Telefone laufen heiß“, bestätigt der Hausärztesprecher für den Landkreis, Dr. Martin Poschenrieder. „Ich glaube, 2G hat vielen einen Motivationsschub gegeben, und es begreifen mehr Leute den Ernst der Lage.“ Seine Praxis biete Impfsprechstunden an, teilweise in der eigentlich sprechstundenfreien Zeit. „Wir versuchen, Kapazitäten freizuschaufeln, aber auch die normale Arbeit muss weiter zu bewältigen sein.“ Er habe den Eindruck, die Mitarbeiter in den Praxen gerieten nun wieder an ihre Belastungsgrenze. Dennoch sei er „fest davon überzeugt, dass das zu schaffen ist und wir die Außenstellen in Pressath und Vohenstrauß nicht brauchen“.
Diskussionen um Booster-Impfung
Dass sich nun auch Jüngere eine Booster-Impfung verpassen lassen dürfen, sorgt für gemischte Gefühle. Man wisse aus den Erfahrungen anderer Länder, dass die dritte Impfung für alle für die Abmilderung des Infektionsgeschehens wichtig sei, so Poschenrieder. „Aus meiner Sicht kann man damit nicht warten.“ Allerdings würden die Ärzte am liebsten nach den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission vorgehen, und diese hingen derzeit dem Infektionsgeschehen hinterher. Er plädiere vor allem wegen begrenzter Kapazitäten dafür, möglichst zuerst die gefährdeten Gruppen wie ältere und gesundheitlich vorbelastete Menschen zu impfen und dann Termine an Jüngere zu vergeben. Über das Vorgehen entscheide der jeweilige Arzt selbst.
Eine Herausforderung sei auch die Handhabung der Impfstoffmenge. Als die Zahl der Impfungen abflaute, sei auf eine zweiwöchige Vorlaufzeit für Impfstoff-Lieferungen umgestellt worden. Deshalb könne das Vakzin in der kommenden Woche in manchen Praxen kurzzeitig knapp werden, so Poschenrieder. Die gute Nachricht: Es dürfte keine längerfristige Impfstoffknappheit geben, weil die Vorlaufzeit wieder auf einen wöchentlichen Rhythmus verkürzt wird.
"Büchse der Pandora geöffnet"
Dr. Matthias Loew, Sprecher der Weidener Hausärzte, zeigt sich verärgert über die Entscheidung der Politik, Auffrischungen auch für Jüngere freizugeben. Damit sei „die Büchse der Pandora geöffnet“. Diese Impfwilligen kollidierten in den Praxen nun mit kranken Patienten und denen, für die eine zeitnahe Booster-Impfung viel wichtiger sei. Loew hätte sich daher eine Priorisierung wie im Frühjahr gewünscht. „Lasst uns der Reihe nach vorgehen“, lautet sein Appell.
Auch Loew betont, es gebe keine Impfstoffknappheit, aber es sei kurzzeitig nicht ganz einfach. „Wir schwimmen nicht im Impfstoff. Wenn mich am Montag 100 Leute anrufen, kann ich nicht sagen, kommt alle vorbei.“ Die Auffrischung sei „frühestens nach sechs Monaten“ empfohlen und daher für Jüngere auch noch ein paar Wochen aufzuschieben. Er vergleicht die Zeitangabe mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum bei Joghurt: „Der läuft dann ja auch nicht sofort ab.“
Die Impfdaten der Hausarztpraxen in Weiden und im Landkreis Neustadt/WN (Stand 9. November):
Die Impfdaten der Hausarztpraxen in Weiden und im Landkreis Neustadt/WN (Stand 9. November):
- Stadt Weiden: 21.499 Impfungen insgesamt; davon Erstimpfungen 10.066 (Vorwoche 10.032), Abschlussimpfungen 10.711 (10.612), Auffrischungen 722 (504).
- Landkreis Neustadt/WN: 45.016 Impfungen; davon Erstimpfungen 20.700 (Vorwoche 20.576), Abschlussimpfungen 22.507 (22.299), Auffrischungen 1.809 (1.304).
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