Tatsächlich betrat ein sehr junges Streichquartett vergangenen Freitag die Bühne der Max-Reger-Halle, um den Auftakt der Weidener Meisterkonzerte zu bestreiten. Gegründet im Jahr 2019 in Berlin können die vier Streicher des Leonkoro-Quartetts, allesamt noch unter 30 Jahre, bereits auf eine Reihe hochkarätiger Auszeichnungen blicken.
Harald Roth, künstlerischer Leiter der Weidener Meisterkonzerte, hatte das Ensemble, das aus den Brüdern Jonathan und Lukas Schwarz an erster Violine und Cello und Amelie Wallner an der zweiten Violine und Mayu Konoe an der Bratsche besteht, auf dem "Festival vielsaitig" in Füssen erlebt und schwärmte vor dem Konzert von der "unheimlichen Bühnenpräsenz".
Mit einem eher selten gespielten Werk vom "Vater der Streichquartette" Josef Haydn eröffneten die vier Musiker das Konzert. Aus den "Preußischen Quartetten" musizierten sie das 5. in F-Dur mit größter Leidenschaft und Spielfreude. Den zweiten Satz "Poco Adagio" entfalteten sie zum Dahinschmelzen schön, im vierten präsentierte das Quartett ein temporeiches "Vivace" mit Leichtigkeit, Eleganz und perfekter Übereinstimmung. Beifallsstürme belohnten den Vortrag.
Als zweites Werk des Abends stand Alban Bergs Lyrische Suite auf dem Programm, keine "leichte Kost" für das Publikum. Kontrastreicher hätte das zweite Stück auch nicht sein können, denn die Folge von sechs Charakterstücken ist in Zwölftontechnik komponiert und schöpft die Spiel- und Klangmöglichkeiten der Streichinstrumente beinahe experimentell aus. Berg widmete die Komposition seiner Geliebten, der verheirateten Hanna Fuchs-Robettin. Das Liebesverhältnis liegt dem Werk zugrunde und erklärt seine lyrisch-dramatische Emotionalität. Wieder bestachen die jungen Künstler durch ihr haargenaues Zusammenspiel und die atemberaubende Leichtigkeit, mit der sie auch extrem schwierige Stellen meisterten.
Nicht verwunderlich, dass im "Allegro misterioso" einer Besucherin direkt ein Schauer die Arme hinauf lief. Das Werk endet mit zwei sehr leisen Tönen der Bratsche. In den Bann gezogen verharrte das Publikum sekundenlang schweigend, bevor der Applaus einsetzte. Nach der Pause stand Mendelssohn-Bartholdy mit dem Streichquartett Nr. 4 in e-Moll auf dem Programm. Das Leonkoro-Quartett, dessen Name aus dem Esperanto stammt und "Löwenherz" bedeutet, wird den Konzertbesuchern durch sein feines, harmonisches Klangbild in Erinnerung bleiben, eine unaufdringliche, erste Geige und drei weitere Streicher, die sich geschickt zurücknahmen, jedoch in den Solostellen zu Höchstform aufliefen. Zu viel versprochen hatte Harald Roth nicht.
Rund um die Meisterkonzerte
- Übertragung des Konzerts auf BR Klassik am 30. Novembver um 15:05 Uhr
- Nächstes Meisterkonzert am 15. November, um 20 Uhr: Jens Peter Maintz (Cello) und Eldar Nebolsin (Klavier) mit Sonaten von Beethoven
- Sonderkonzert mit dem Bayerischen Rundfunk-Orchester am 8. März, 17 Uhr, unter der Leitung von Dainel Harding
- Weitere Infos, Karten und Abos unter: www.weidener-meisterkonzerte.de
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