Depressionen gehören zu den Alltagserkrankungen. Doch anders als zum Beispiel bei Rückenschmerzen oder Herzbeschwerden scheuen sich viele Betroffene aus Angst und Scham davor, sich helfen zu lassen. Dabei gibt es wirksame Hilfen, unter anderem bei der Caritas Beratungsstelle für seelische Gesundheit in Weiden. „Die Symptome bei Depressionen sind in vielen Fällen ähnlich“ sagt Diplom-Psychologe Felix Buchner vom Sozialpsychiatrischen Dienst der Caritas.
Selbstvorwürfe, Antriebslosigkeit, Niedergeschlagenheit und Schlafstörungen gehören für den Experten zu den besonders häufigen Folgeerscheinungen einer Depression. Buchner leitet aktuell das seit zwanzig Jahren bestehende Gruppentherapieangebot der Caritas „Wege aus der Depression“. Um zu zeigen, wie erfolgreich die Teilnahme an dem achtstufigen Therapieprogramm sein kann, berichtete ein ehemaliger Teilnehmer über sein Leben und seine Erfahrungen in der Maßnahme. Der Verwaltungsangestellte Friedrich K. (Name von Redaktion geändert) steht nach einer fast zwanzigjährigen Leidensgeschichte jetzt wieder ganztags im Berufsleben.
„Meine Probleme begannen schon im Jahre 2000“, berichtet der gelernte Einzelhandelskaufmann. Mehrere Todesfälle in der Familie, unter anderem Eltern, Bruder und eine suizidgefährdete Lebensgefährtin überforderten den damals 43-jährigen. Psychische Störungen verbunden mit dem neurologischen Krankheitsbild „Tic-Störung“ stellten sich ein und erforderten eine zehnwöchige stationäre Behandlung im Bezirksklinikum Wöllershof. Mehr als ein halbes Jahr war K. arbeitsunfähig. Hilfe erhielt er danach zunächst in einer ambulanten psychiatrischen Behandlung. Es folgte jedoch eine Zeit mit zwei Rückfällen, die beide weitere stationäre Behandlungen und Arbeitsunfähigkeitszeiten auslösten.
Jedes Mal war der Tod einer Lebenspartnerin die Ursache. Im Jahre 2005 war es ein Suizid der damaligen, im Jahre 2017 ein Darmkrebs der neu gefundenen Partnerin. „Alles war für mich zusammengebrochen“, berichtete der Betroffene. Kreislauf und Herzbeschwerden stellten sich zusätzlich ein. Aus der Zeitung erfuhr K. vom Depressionsbewältigungsprogramm der Caritas. Nach einem Vorgespräch mit der Leiterin der Caritas Beratungsstelle Sonja Dobmeier entschloss er sich, Anfang letzten Jahres an der Maßnahme „Wege aus der Depression“ teilzunehmen. Den Schritt sich dafür auch zu überwinden, hat er nicht bereut.
„Seit Anfang des Jahres bin ich absolut stabil und ohne Unterbrechung auf meinem Arbeitsplatz“, freut sich der Verwaltungsangestellte. Dass dies nach Teilnahme an der Gruppenmaßnahme kein Einzelfall sei, betonen Buchner und Dobmeier ausdrücklich. Dann schildern sie die Inhalte dieser Gruppenmaßnahme für circa zwölf Teilnehmer. „Zunächst geht es darum, Verständnis über das eigene Krankheitsbild zu bekommen“, sagt Dobmeier. Der Klient soll seine Denkstrukturen erkennen, die meist mit Abwertung der eigenen Person und viel Selbstkritik verbunden sind. Gelernt wird auch, wie Depressionen entstehen können und wie man dagegen ankämpfen kann. Übungen und Gespräche in der Gruppe sollen dazu beitragen, die eigene Situation neu zu bewerten und so ein neues Verhaltensmuster aufzubauen. Teilnehmer schaffen es, sich selbst zu beobachten, ein Belohnungssystem aufzubauen und mit sogenannten dysfunktionale Gedanken umzugehen. Ziel ist unter anderem eine für die eigene Person passende Lösungsmöglichkeit zu entwickeln. Auch Entspannungsübungen, Achtsamkeitstraining und vor allem der gemeinsame Austausch in der Gruppe helfen dabei. „Auch mir hat die Gruppe sehr geholfen“, stellt K. fest. Interessenten für das Programm sollten sich beim Sozialpsychiatrischen Dienst der Caritas in eine Vormerkliste eintragen lassen.
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