Weiden in der Oberpfalz
14.05.2019 - 17:33 Uhr

Dialog statt Kirchenstreik

Der Kirchenstreik katholischer Frauen unter dem Motto "Maria 2.0" lockt in Weiden keine Frauen aus den Gotteshäusern. Die Forderung, den Frauen in der Kirche mehr Gewicht beizumessen, findet aber durchaus Anklang.

"Auch ich kann Priesterin" - meinen Teilnehmerinnen einer Protestaktion der Initiative "Maria 2.0" der Katholischen Frauengemeinschaft in der Erzdiözese Freiburg. Dieses Ziel ist keinesfalls in kurzer Zeit erreichbar, sind drei Weidenerinnen überzeugt, die sich in der Kirche engagieren. Bild: dpa/Patrick Seeger
"Auch ich kann Priesterin" - meinen Teilnehmerinnen einer Protestaktion der Initiative "Maria 2.0" der Katholischen Frauengemeinschaft in der Erzdiözese Freiburg. Dieses Ziel ist keinesfalls in kurzer Zeit erreichbar, sind drei Weidenerinnen überzeugt, die sich in der Kirche engagieren.

"Die Frau als Diakonin, das könnte ich mir vorstellen", sagt Margit Konze. "Die Frau als Priesterin, denke ich, ist noch einen Schritt zu weit entfernt. Vielleicht kommt das irgendwann einmal." Seit fast 30 Jahren ist die gläubige Katholikin im Katholischen Frauenbund aktiv. Lange Zeit war sie Vorsitzende des Frauenbundes St. Elisabeth, mittlerweile ist sie Vorsitzende des Frauenbundes im Bezirk Weiden, dem 19 Zweigverbände angehören - von Kohlberg bis Luhe und Oberviechtach.

Dem Streik, den fünf Frauen einer Münsteraner Kirchengemeinde angestoßen haben und der mittlerweile bundesweit Unterstützer findet, kann Margit Konze nichts abgewinnen. "Ich finde Streik nicht das richtige Mittel, um diese Themen anzugehen. Für mich ist das Gespräch immer die bessere Wahl." Auch durch Gespräche lasse sich etwas bewegen. Eine Woche lang - bis 18. Mai - wollen die Frauen der Bewegung "Maria 2.0" kein Gotteshaus betreten und keine ehrenamtlichen Dienste übernehmen, einige feierten stattdessen Wortgottesdienste in Eigenregie vor den Kirchentüren. Für Margit Konze undenkbar: "Die Eucharistiefeier, der Gottesdienst, sind für mich eine so große Kraftquelle, die ich niemals bestreiken würde."

"Der Kirchenstreik gefällt mir nicht so gut", sagt Brunhilde Spannl (67). 24 Jahre lang war die Katholikin im Pfarrgemeinderat von St. Dionysius aktiv. Sie ist Vorsitzende des ökumenischen Frauentreffs in Neunkirchen, außerdem als Kommunionhelferin und Lektorin im Einsatz. "Was man halt so nebenbei macht." Aus ihrer Sicht steht bei der Bewegung "Maria 2.0" die Forderung nach der Priesterweihe für Frauen im Vordergrund. Dabei gebe es doch viel dringlichere Ziele, die vermutlich sogar leichter zu erreichen wären. "Zum Beispiel, dass wiederverheiratete Geschiedene die Kommunion empfangen dürfen oder auch die gemeinsame Abendmahlfeier mit den evangelischen Christen."

Was die männlichen Machtstrukturen in der Kirche betrifft, gegen die sich "Maria 2.0" wendet, meint Spannl: "Die Machtstrukturen sind doch in jeder Pfarrei sehr unterschiedlich." In Neunkirchen gebe es dieses Problem überhaupt nicht. "Da sind die Aussagen der Frauen genauso wertvoll und werden genauso umgesetzt wie die der Männer." Frauen, die sich darauf reduzierten, sie dürften nur die Kirche putzen, würden sich selbst Unrecht tun. "Bei uns putzt zwar auch kein Mann die Kirche. Aber dafür haben wir zwei Messner und diese Dienste sind doch genauso wichtig."

"Die Kirche ist in der Krise", konstatiert Claudia Stöckl, Gemeindereferentin der Pfarreiengemeinschaft Rothenstadt-Etzenricht. Und deshalb sollte der Kirchenstreik ihrer Ansicht nach keinesfalls lächelnd abgetan werden, selbst wenn sie sich nicht daran beteiligt. "Auch in der Kirche müssen Männer und Frauen auf Augenhöhe kommunizieren. Der Streik ist ein Anstoß dazu."

Aktuell sei die Kirche im Umbruch, meint die 42-Jährige. Die zahlreich bekannt gewordenen Missbrauchsfälle hätten die Frage aufgeworfen, wie sich das alles bedingt. Wie hätten Faktoren wie Machtstruktur, Glaube, Menschsein, Sexualität zu diesen Vorkommnissen beigetragen und wie ließen sich solche Vorfälle in Zukunft vermeiden? Die Frauen forderten hier mehr Mitspracherecht, sagt Stöckl. "Wir leben in einer aufgeklärten Gesellschaft, da lässt sich eine männerdominierte Kirche nur schwer vermitteln."

Die Forderung, dass Frauen auch Priesterin werden können, sei ein sehr hohes Ziel. "Für mich persönlich muss das nicht sein", sagt die Gemeindereferentin. "Ich kenne das Amt, und ich bin mit meinem Beruf sehr zufrieden." Die Forderung sei allerdings ein Anstoß, die Rolle der Frau in der Kirche zu überdenken. "Wir möchten unsere Meinung einbringen. Es gibt auch eine weibliche, eine mütterliche Kirche." Eine Veränderung könne vermutlich nur in vielen kleinen Schritten vorwärts gehen. Dazu sei viel Dialog nötig. Auf Augenhöhe. "Und die Bischofskonferenz hat ja zugesagt, dass sie dialogbereit ist. Das klingt für mich gut."

Das sagen ein Pfarrer und eine Pfarrerin zum Kirchenstreik der Frauen von "Maria 2.0":

Nichts zu ändern - oder doch?

Einfach war es am Dienstag nicht, die Meinung eines katholischen Pfarrers zum Thema Kirchenstreik einzuholen. Zwei waren nicht greifbar, einer mit Arbeit voll eingedeckt, und so stand schließlich Pfarrer Peter Brolich Rede und Antwort. In der Pfarrei St. Elisabeth sei die Priesterweihe der Frau nie groß Thema gewesen. Aus theologischer Sicht sei die Priesterweihe der Frau aber nicht möglich: "Daran lässt sich nichts ändern." Was ein Diakonat der Frau betrifft, habe der Papst eigens eine Arbeitsgruppe eingesetzt. "Die Mitglieder sind aber zu keiner einheitlichen Meinung gekommen." An diese Fakten müsse er sich halten. Nur einen Punkt fügt er noch hinzu: "Die Liturgie zu bestreiken halte ich für den falschen Weg."

Auch für Pfarrerin Stefanie Endruweit war es gar nicht so einfach, zu dem Thema Stellung zu beziehen. Sie ist seit ihrer Taufe evangelische Christin. "Da war es für mich nie eine Frage, ob eine Frau Pfarrerin werden kann. Ich kannte schon in meiner Jugend viele." Ganz generell glaubt sie allerdings, dass "Kirchen immer wieder Reformation benötigen". Ganz im Sinne von Martin Luther. "Wenn etwas zu eingefahren ist, sollten wir darüber nachdenken, es zu verändern."

Der von der Bewegung "Maria 2.0" angeprangerte Machtmissbrauch sei ein wichtiges Anliegen. "Das muss man ehrlich anschauen und die richtigen Schlüsse ziehen." Gut nachvollziehen könne sie auch den Wunsch der Frauen nach dem Priesteramt. "Das ist einfach ein toller Beruf. Ich kenne aber die Strukturen der katholischen Kirche zu wenig, um dazu mehr zu sagen." Dass es nie leicht sei, eingefahrene Strukturen zu verändern, belege auch die Tatsache, dass die Frauenordination in der evangelischen Kirche in Bayern erst 1975 eingeführt wurde.

 
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