Einem Mann, der nicht nur ein bewegtes Leben hatte, sondern auch historisch bedeutende Ereignissen beiwohnte, waren die Weidener Filmgespräche am Mittwoch gewidmet. Das Dokument der Zeitgeschichte fand großen Anklang beim Kinopublikum.
Er war Romanautor, Seemann, Korrespondent und politischer Aktivist. Als solcher verfolgte er vor Ort den Prozess gegen die US-amerikanischen Bürgerrechtlerin, Angela Davis. Er reiste 1964 nach Mississippi, wo das FBI im Mordfall dreier junger Bürgerrechtler durch den Ku Klux Klan ermittelte. Walter Kaufmann begeisterte sich auf Kuba für die Politik Fidel Castros, den er bei Kundgebungen live erlebte. Und er reiste mit Schriftstellerkollegen in Begleitung von Che Guevaras Freundin kreuz und quer durch die Karibikinsel, die er 1992 wegen der Seeblockade durch die Amerikaner während der Kubakrise nicht verlassen konnte.
Protagonist einer Filmdokumentation, die am Mittwochabend im "Neue Welt Kinocenter" im Rahmen der Weidener Filmgespräche gezeigt wurde, war einerseits der in der damaligen Bundesrepublik weitgehend unbekannte Autor Walter Kaufmann und dessen aufregendes Leben. Andererseits waren es aber auch die historisch bedeutenden Ereignisse, denen er beiwohnte. Kaufmann überlebte den Holocaust, anders als seine Eltern, die in Auschwitz ermordet wurden, nur deshalb, weil er auf einen Kindertransport nach England ging.
Karin Kaper und Dirk Szuszies haben das Leben des vor zwei Jahren im Alter von 97 Jahren verstorbenen Kosmopoliten verfilmt. Regisseurin Kaper war am Mittwoch beim Filmgespräch anwesend. "Er war ein Mann, der die Welt begreifen, beschreiben, verändern wollte", sagte sie. Dieser Film sei ein zeitgeschichtliches Dokument und sei eine Zeitreise mit der Person Kaufmanns. Nach langen Jahren des Exils in Australien hatte sich Kaufmann im Jahr 1956 bewusst für ein Leben in der DDR entschieden. Doch dank seines australischen Passes, den er zeit seines Lebens behielt, bereiste er die ganze Welt.
So folgte der Film, der am Donnerstag auch Schülerinnen und Schülern des Kepler-Gymnasiums und der Berufsschule gezeigt wurde, den katastrophalen Folgen des Nationalsozialismus, den Atombombenabwürfen in Japan, der unendlichen Geschichte des israelisch-palästinensischen Konfliktes und dem Zusammenbruch der DDR. Alles Themen, die die Menschen bis heute beschäftigen und die Kaufmann für die Doko kommentierte. Es sei heftig für ihn gewesen, dass er nach dem Fall der Mauer in der BRD mit 80 Jahren wieder völlig neu habe anfangen müssen. "Alle Verlage, mit denen er zusammengearbeitet hatte, mussten dicht machen", erklärte Kaper.
Im Film wird auf imponierende Weise deutlich, wie Kaufmann, der sich offen für eine Zweistaatenlösung im Nahen Osten aussprach, bis zu seinem letzten Atemzug gegen den erschreckenden Rechtsruck sowie zunehmenden Rassismus und Antisemitismus unserer Tage kämpfte. Seine Worte: "Wenn es so weiter geht mit dem Rechtsextremismus hier, dann wandere ich wieder nach Australien aus." Für Kaper sei es tröstlich, dass als Vermächtnis dieses großen Zeitzeugen nicht nur seine Bücher, sondern auch der Dokumentarfilm bleiben werde.














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