Der Auftritt beginnt mit einer feierlichen Fanfare. Die ist aber eher seinem Mitspieler aus dem Off geschuldet: William Shakespeare, dessen Totenkopf auf der Bühne immer wieder Kommentare loslässt. Und das Thema mit der frischen Unterhose ist auch gleich erklärt: "Weil, da wird ja gelacht, und da geht schnell mal was in die Hos'! Aweng Febreze in die alte hätt' sicher gereicht!" Michl-Müller-Logik, der sich vom ersten Moment an keiner verschließen kann.
Die Mehrzweckhalle ist voll besetzt mit Oberpfälzern, die sich nicht von Michls hilflosen "Hou-hou-hou"-Sprachversuchen abschrecken lassen, sondern lauthals lachen. Der doch sehr hochgestochene Vergleich mit Shakespeare - geschenkt! Um Liebe, Glück und Unsterblichkeit soll es gehen, am Beispiel von Romeo und Julia. Wobei der frech plappernde Unterfranke pausenlos das Thema wechselt, von Männerhygiene bis zur italienischen Fußballmannschaft: "Zum ersten Mal seit 1954 ist die WM ohne Italiener! Da gab's noch die D-Mark, und Merkel war noch nicht Kanzlerin!" Und dazwischen eben immer wieder Shakespeare. Wobei er zugibt: "Ich bin ka Shakespeare, bei mir bullerts oifach so raus!"
Gnadenlos unromantisch seziert Michl Romeo und Julia. "Die waren 16 und 14! Zwei verliebte Teenager aus verfeindeten Familien, das ist doch schönstes Sonntagabend-Programm, reinste Rosamunde Pilcher." Unnachahmlich natürlich bezieht Müller auch das Publikum in sein Programm mit ein, spontan wählt er den armen "Oskar aus Altenstadt" als Lieblings-Ansprechpartner aus. Sportlich-musikalisch wird es zwischen den Szenen. Sein Lied über einen "Scheißtag" krönen heftige Zuckungen, die wohl Tanzbewegungen sein sollten: "Maschin' kaputt". Und dann spricht ER. auf sächsisch! Eine Säule, ein Totenkopf, darauf ein schwarzes Tuch. Der Geist Shakespeares. Und der behauptet, nicht er, William, habe Hamlet und die ganzen Geschichten geschrieben, sondern sein Bruder Heiko.
Da staunt nicht nur der Mann mit dem "Dreggsack"-Shirt, sondern die ganze Halle. Wie der pausenlos plaudernde Entertainer dann wieder die Kurve kriegt zu Helene Fischer und Florian Silbereisen, von der wahren Liebe zum normalen Beziehungsalltag, ist schon fast irrwitzig. Zwischendurch würzt er sein fast dreistündiges Programm mit seinen Liedern, die angeblich von Ed Sheeran auf Englisch geschrieben und von ihm zurückübersetzt wurden. "Ich sag's dir einmal, zweimal, dreimal ..." trägt er mit Helene-Fischer-Turnbewegungen vor. Bei Zugaben wie "Ingwerreibe" und "Wenn es Nacht wird am Kilimandscharo" darf das Publikum lauthals mitsingen.
Weiden in der Oberpfalz
04.06.2018 - 18:07 Uhr
Drama, Baby!
von Autor gag
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