Druckmaschinenhersteller Heidelberg produziert in Weiden für den Weltmarkt

Weiden in der Oberpfalz
25.05.2023 - 11:14 Uhr
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Lebensmittel sind meist in Kunststoffen verpackt. Nachhaltige Materialien werden aber immer beliebter. Hier kommt eine Entwicklung des Druckmaschinenherstellers Heidelberg in Weiden ins Spiel.

Die Tüte Milch am Frühstückstisch, die Schachtel für Pommes aus dem Fastfood-Restaurant oder das Päckchen Tee im Supermarktregal - eine schier endlose Bandbreite an Druckprodukten halten wir tagtäglich in den Händen. Was nur Wenige wissen: Die Technik, mit der diese Verpackungen für unsere Lebensmittel hergestellt werden, kommt häufig aus Weiden. Das Unternehmen Heidelberg Web Carton Converting entwickelt und produziert seit 1993 im Gewerbegebiet Am Forst Druckmaschinen. Mit einem Umsatz von 2,4 Milliarden Euro ist die Heidelberger Druckmaschinen AG nach eigenen Angaben der größte Hersteller von Druckmaschinen weltweit.

Nun gibt es eine neu entwickelte Maschine der Firma. Sie heißt Boardmaster, wird in Weiden gebaut und soll die Herstellung von Faltschachteln für Lebensmittelverpackungen revolutionieren.

Mehr Produktivität weniger Kosten

Die Besonderheit: Die Druckmaschine senke die Gesamtbetriebskosten von industriellen Verpackungsproduzenten beim hochvolumigen Druck von Faltschachteln drastisch, betont Geschäftsführer Matthias Boog beim Pressegespräch. Wie sie das schafft? Dank künstlicher Intelligenz, die viel Zeit im Druckprozess und auch Arbeitskräfte einspare. Das was früher der Drucker an der Maschine mit Knöpfen von Hand einstellen musste, erledige jetzt die Technik. Das Schlüsselstück der Boardmaster sei der Scanner, der mit 36 Kameras ausgestattet die Informationen auf der Druckplatte, im Fachjargon Sleeve genannt, lese. Nach der "Verheiratung der Daten" werde ein QR-Code erstellt, mit dem die Druckanlage gefüttert werde. "Der Rest läuft automatisch", weiß Boog.

Fliegender Wechsel

Wenn die hallenfüllende Druckmaschine mit den mehr als ein Dutzend Druckwerken anläuft, sausen die Papierbahnen mit einer Geschwindigkeit von bis zu 600 Metern pro Minute hindurch. Dabei kann die Maschine gleichzeitig Vorder- und Rückseite bedrucken und Bedruckstoffe mit Grammaturen zwischen 70 und 800 Gramm pro Quadratmeter verarbeiten. Muss ein anderes Motiv gedruckt werden, wechselt die Anlage ohne zu stoppen, quasi "im fliegenden Wechsel" auf den neuen Job. Der schonende Umgang mit Ressourcen sei hier im Fokus, sagt Heidelberg-Geschäftsführer Boog. Entstehende Warmluft könne zurückgewonnen werden. Der Einsatz von wasserbasierten Farben erhöhe die Recyclingfähigkeit des Materials. Auch die Druckplatten würden wiederverwertet.

100 Mitarbeiter am Standort Weiden konstruieren, montieren und installieren Inline-Flexodruckmaschinen und Stanzen. Die Kunden der Firma Heidelberg sitzen überwiegend in den USA und Asien und produzieren mit den Maschinen aus Weiden nachhaltige Karton-Verpackungen aller Art, von Kosmetik- über Getränke- und Pharma- bis hin zu Lebensmittelverpackungen. Die neue Maschine eröffne laut Werner Schwab, Leiter Produktmanagement, ein Wachstumspotenzial im Hinblick auf zentrale Herausforderungen: Kostendruck, Produktivität, Fachkräftemangel und Nachhaltigkeit.

Arbeitsplätze gesichert

Von der Idee, über die Entwicklung und Konstruktion bis hin zur ersten fertigen Druckmaschine vergingen vier Jahre. In 18 Hochseecontainern verpackt verlässt die Druckanlage der Superlative in diesen Tagen die Oberpfalz und tritt ihre Reise in die USA an. Neun weitere Boardmaster werden in naher Zukunft folgen, plant Heidelberg. Je nach Konfiguration müsse für eine solche Anlage zwischen 2 und 13 Millionen Euro veranschlagt werden, sagt Schwab.

Für das Unternehmen Heidelberg in Weiden sei die Entwicklung der Boardmaster sehr wichtig. Das Projekt festige die Position innerhalb der Heidelberg-Gruppe und helfe, das Segment Verpackungsdruck weiter auszubauen. Somit sichere die Innovation nicht nur den Standort, sondern auch die vorhandenen Arbeitsplätze.

Hintergrund:

Die Entwicklung der Firma Heidelberg am Standort Weiden

  • 1993 Gründung der BHS Druck- und Veredelungstechnik GmbH in Weiherhammer als Management Buy-out
  • 2006 Übernahme der BHS Druck- und Veredelungstechnik GmbH durch die Gallus Ferd. Rüesch AG
  • 2008 Umfirmierung der BHS Druck- und Veredlungstechnik zu Gallus Stanz- und Druckmaschinen GmbH
  • 2014 Integration und Umfirmierung der Gallus Stanz- und Druckmaschinen GmbH zu Heidelberg Web Carton Converting GmbH
 
 

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