Weiden in der Oberpfalz
30.07.2019 - 09:48 Uhr

Duale Ausbildung stärken

Der Trend zum Studium an Hochschulen und Universitäten ist ungebrochen. Allmählich gerät das System der dualen Ausbildung in Gefahr. Ein Modellprojekt kämpft dagegen an.

Projektleiterin Martina Knorr ( stehend) erläutert das Jobstarter-Modellprojekt (von links) den Projektmitarbeiterinnen Sandy Hierschel und Anne Keté-Ebetina, CSU-Oberbürgermeisterkandidat Benjamin Zeitler und Bundestagsabgeordnetem Albert Rupprecht Bild: Bühner
Projektleiterin Martina Knorr ( stehend) erläutert das Jobstarter-Modellprojekt (von links) den Projektmitarbeiterinnen Sandy Hierschel und Anne Keté-Ebetina, CSU-Oberbürgermeisterkandidat Benjamin Zeitler und Bundestagsabgeordnetem Albert Rupprecht

Handlungsbedarf ist angesagt. „Wir dürfen unser deutsches Erfolgsmodell der dualen Ausbildung in Betrieb und Berufsschule nicht gefährden“, sagte Bundestagsabgeordneter Albrecht Rupprecht beim Informationsbesuch des Projekts Jobstarter plus. Als Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für Forschung und Bildung wollte Rupprecht eines von bundesweit 39 Modellprojekten kennenlernen, das duale Ausbildung vorrangig in Klein- und Kleinstbetrieben attraktiver machen soll.

Das Zentrum für Regionale Bildung, eine Tochtergesellschaft der VHS-Weiden-Neustadt, hatte für ein Jobstarter-Modellprojekt zusammen mit der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz Anfang des Jahres den Zuschlag bekommen. Bei einer Laufzeit von drei Jahren wurden die Fördermittel des Bildungs-und Forschungsministeriums in Höhe von 400.000 Euro bewilligt. Fördergebiet ist für die VHS-Tochter die nördliche Oberpfalz und daran angrenzende Regionen. „Wenn immer mehr junge Menschen ein Studium aufnehmen, droht die Gefahr des Einbruchs der Struktur unseres beruflichen Bildungssystems“, warnte Rupprecht.

Das Jobstarter-Modellprojekt will dieser Entwicklung entgegenwirken. „Klein und fein – Ausbildung mit Herz und Verstand“ nennt es sich und wendet sich vorrangig an Klein- und Kleinstbetriebe, aber auch an Auszubildende und ihre Eltern. Am 1. April begann die Arbeit im Projekt. „Kleine Betriebe haben zunehmend Schwierigkeiten, ihre Ausbildung mit motivierten und zum Betrieb passenden Jugendlichen zu besetzen“, sagt Projektleiterin Martina Knorr. Zu ihrem Projektteam gehören auch Anne Keté-Ebetina als pädagogische Fachkraft und Sandy Hierschel. Zu den wichtigsten Projektzielen gehört es, diese Betriebe für Jugendliche attraktiv zu machen und dadurch auch den Betrieb überhaupt für die Ausbildung zu gewinnen. Gleichzeitig soll aber auch zur besseren Passgenauigkeit bei der Besetzung der Ausbildungsstellen beigetragen werden.

Mit dem Satz „Mach dein Ding! Wir helfen dir den passenden Ausbildungsbetrieb zu finden“ wendet sich das Projekt auch an Jugendliche und ihre Eltern. „Wir wollen keine Doppelstrukturen aufbauen und immer im Netzwerk mit den vorhandenen Akteuren arbeiten“, sagte Projektleiterin Knorr. Auch wenn erst drei Monate Projektlaufzeit absolviert wären, hätten sich erste Ansätze bereits herausgebildet. Beispielhaft berichtete Knorr, dass "uns Tierärzte fehlen, die ausbilden, denn es gibt Jugendliche, die dort gerne eine Ausbildung machen“.

Auch die Ausbildungsberufe „Schneider“ und „Bestatter“ wurden als Beispiele genannt. Klein- und Kleinstbetriebe sollen deshalb in allen Fragen der Berufsausbildung einschließlich der Förderprogramme beraten werden. Als eine potentielle Zielgruppe hätten sich auf Bewerberseite bereits jetzt junge Asylbewerber gezeigt. Allerdings gebe es große Hindernisse wegen aufenthaltsrechtlicher Probleme trotz vorliegender guter Sprachkenntnisse und hoher Motivation. „Hier muss etwas passieren“ sagte CSU-Oberbürgermeisterkandidat Benjamin Zeitler, der den Abgeordneten begleitete.

Rupprecht bat ausdrücklich, solche Einzelfälle ihm zu melden. Noch seien allerdings die Bedenken der Innenpolitiker nicht überwunden. Das Modellprojekt will sich auch um Studienabbrecher kümmern und hat deshalb bereits mit der OTH Amberg-Weiden Kontakte geknüpft. Auch den Eltern will man sich im Projekt als wichtige Ansprechpartner bei der Berufsentscheidung zuwenden. Nach Vorliegen weiterer Erfahrungen wollen sich die Projektträger sich auf einzelne Schwerpunkte konzentrieren. Rupprecht hofft, dass sich daraus erfolgreiche „strukturelle Ansätze“ entwickeln.

 
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