Aus humaner Sicht wäre es sinnvoller, die 100 Milliarden Euro, die Deutschland jetzt in die militärische Aufrüstung investiere, in erneuerbare Energien zu stecken. Das schlägt Dr. Heidi Nickl von der Regionalgruppe Internationale Ärzte für die Verhütung eines Atomkriegs (IPPNW) vor.
Nicht nur sie, auch die Mitwirkenden am Weidener Ostermarsch 2022 haben viele Friedenswünsche. Allein: Es fehlt ihnen an Lösungsmodellen. Und das geben sie auch zu.
Aber Krieg könne kein Mittel der Konfliktlösung sein. Deshalb marschiere man am Samstag, 16. April, um 10.45 Uhr mit Trommelwirbel vom Josef-Witt-Platz zur Kundgebung am Oberen Markt. Dort werde zwischen 11 und 12.30 Uhr unter anderem ein Brief an die Russische Botschaft in Berlin verlesen und zum individuellen Versand verteilt.
Wie Chef-Organisatorin und Aktivistin Karin Fichtner vom Oberpfälzer Bündnis für Toleranz und Menschenrechte Weiden/Neustadt beim Pressegespräch betont, stelle sich allerdings seit Montag ein Problem: Die Stadt Weiden habe bereits am 7. März bei der Anmeldung grünes Licht für den Ostermarsch gegeben, jetzt aber festgestellt, dass samstags am Oberen Markt immer der Wochenmarkt stattfindet.
13 Organisationen mit dabei
Veranstaltet werde der Ostermarsch von "Weiden ist bunt", "Runder Tisch für neues Engagement", IPPNW, Friedensforum, Greenpeace, amnesty international, AK Asyl, Netzwerk Asyl, SJD – Die Falken, GEW Nordoberpfalz, BI WAA NAA, Naturfreunde Weiden, OBTNM und dem DGB-Kreisverband Weiden-Neustadt. Dies unterstreicht Herbert Schmid, der den DGB vertritt.
Betont wird auch: "Es handelt sich um keine Podiumsdiskussion, was uns ganz wichtig ist." Man habe bewusst keine politischen Parteien eingeladen, sondern nur zivilgesellschaftliche Organisationen und Einzelpersonen. Und noch etwas – nach einschlägigen Erfahrungen in den vergangenen Wochen: "Es wird kein offenes Mikrophon geben." Auch nationale Fahnen seien unerwünscht.
Zufällig sei die erste, für 24. Februar anberaumte Vorbereitungssitzung für den Ostermarsch exakt auf den Beginn des "Angriffskriegs von Putin auf die Ukraine" und den damit "ersten Angriffskrieg in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg" gefallen, erzählt Schmid. "Wir sind uns bewusst, dass wir eine Minderheit in der Weidener Stadtgesellschaft sind, wollen aber die Tradition der Ostermärsche mit den Leitideen 'Frieden schaffen ohne Waffen' und 'Schwerter zu Pflugscharen' öffentlichkeitswirksam vortragen. Das ist unser Anliegen."
"In Wohlstand bequem gemacht"
Schmids Rüge an die Friedensbewegung: "Es war ein Versäumnis, dass wir nach 1989 die Konzepte einer gemeinsamen Sicherheit nicht weiter verfolgt haben. Wir sind alle auf die Wunschvorstellungen hereingefallen, dass nach dem Ende des Ost-West-Konflikts alles gut werden würde. Wir haben es uns in unserem Wohlstand hier in Deutschland einfach nur bequem gemacht und auf billige Rohstoffzufuhren aus Russland, vor allem Gas und Kohle gesetzt, ohne die politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen dort in Frage zu stellen."
Die Arbeit der Friedensbewegung sei trotzdem weitergegangen, unterstreicht Nickl. Auch wenn man keine großen Kundgebungen mehr veranstaltet habe. "Wir sehen gerade, dass weder Hochrüstung noch atomare Aufrüstungen einen Krieg vermeiden." Die Lehre daraus: Abschreckung alleine wirke nicht. Im Gegenteil: Je mehr Waffen es gebe, desto katastrophaler der Kriegsverlauf.
"Viele glauben, dass der Ukraine-Krieg etwas völlig Neues wäre. Er ist nur näher bei uns. In den letzten Jahrzehnten gab es Kriege ganz massiver Art in Syrien, Afghanistan, Jemen, Tschetschenien und Libyen. Die Rüstung hat da nichts verhindert." Butscha sei nicht die Ausnahme vom Krieg: "Das ist die Regel."
Völlig falsch sei ein Zurück zur Atomenergie: BI-WAA-NAA-Sprecherin Renate Löw warnt vor der Bombardierung von Atomkraftwerken.
Zum Ostermarsch
Ihr habt Recht, gerade dieses Jahr den Ostermarsch durchzuführen. Mittlerweile gehört ja Mut dazu, in der Zeit des allgemeinen Säbelrasselns und der Kriegddrohungen.
Je länger dieser Krieg in der Ukraine dauert, umso mehr Tote wird es auf beiden Seiten geben und umso mehr wird das Land zerstört sein.
Keine Seite kann gewinnen. Es muss zu einem Waffenstillstand und einem Friedensvertrag kommen, sonst droht ein jahrelanger Zermürbungskrieg. Je länger der Krieg dauert, umso schwerer wird es sein, ihn zu beenden.
Erich Hannak
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