Weiden in der Oberpfalz
03.06.2019 - 11:59 Uhr

Eisheilige und "Pfingstschwanz"

Ein treues Stammpublikum, aber auch einige neue Gesichter fanden sich zu einem Vortrag aus der Veranstaltungsreihe „Durch’s Jahr hindurch – G’schichtn und Brauchtum im Jahreskreis“ im Maria-Seltmann-Haus ein.

von FSB
Brauchtumsforscher Bertram Erhardt (rechts) unterhält im Maria-Seltmann-Haus mit den „Zupfer-Moidln und dem Musikanten Gerhard Reber. Bild: fsb
Brauchtumsforscher Bertram Erhardt (rechts) unterhält im Maria-Seltmann-Haus mit den „Zupfer-Moidln und dem Musikanten Gerhard Reber.

Leiterin Susanne Meichner begrüßte zu einem vergnüglichen Nachmittag Referent Bertram Erhardt, der ein „Bräuche-Phänomen“ sei, und als passende musikalische Begleitung die Zupfer-Moidln, verstärkt durch Gerhard Reber auf seiner Steirischen.

Sie eröffneten mit „Äitz gemma ààf di Alma“ eine bunte Mischung aus Informationen über altbayerisches Brauchtum in den Frühlings- und Sommermonaten, aus humorvollen kleinen Geschichten und Gedichten. Dazwischen streuten die Sängerinnen zweistimmige und zum Inhalt passende Lieder ein wie „Ave Maria, Glocken erklingen“, „Ave Maria, beschütz die Heimat“, „Da oine Summa ies ma niad vagessn“, „Geh tauschma’s ààs“ oder „Lustige G’stanzln“. Der Akkordeonist erfreute zusätzlich mit einigen Polkas.

Nach dem Überstehen der „Schrecken der Walpurgisnacht“ stehe der Wonnemonat Mai ins Haus: „Zum Maitanz, daou nehmds Moidla mied, und wenns scha drin sàdds in dem Schried, naou danzzds im Leb’m glei weidda.“ Das Aufstellen eines bemalten Maibaums, zuweilen heute noch mit „Schwalben“, sei der Stolz eines Orts und stärke das Gemeinschaftsgefühl. Aus dem Jahr 1717 sei aus Neustadt das Verbot überliefert, dass die Bürger den Ratsherren Maienbäume vor die Tür stellen, da dabei das Pflaster beschädigt wurde. Das Maibaumstehlen gehe zurück auf einen früheren Brauch, als die Burschen vor dem Fenster ihrer Geliebten ein Birkenbäumchen stellten, das oft die Rivalen entwendeten.

Der Mai sei auch der Marienmonat. Mit der Verkündigung des „Dogmas von der Unbefleckten Empfängnis Marias“ 1854 durch Papst Pius IX. sowie den mehrfachen Marienerscheinungen von Bernadette Soubirous in Lourdes begann eine Marienverehrung mit auch volksmusikalisch gestalteten Maiandachten und dem Bau unzähliger Marienkapellen und -grotten.

Vor den „Eisheiligen“ Mitte Mai pflanzen Hobby- und Berufsgärtner ungern im Freien, denn erst danach wird mildes Frühlingswetter stabil: „Pankrazi, Servazi und Bonifazi sind drei frostige Bazi, und zum Schluss fehlt nie die Kalte Sophie.“ Zu den Eisheiligen wird manchmal auch Mamertus (11. Mai) gezählt, der als Bischof drei Sühnetage anordnete, bei denen mit „Bittgängen“ Christus die Anliegen vor seiner Himmelfahrt vorgetragen werden. In den Gottesdiensten wird von Christi Himmelfahrt an der Wettersegen erteilt. An diesem Tag zieht man in manchen Kirchen eine Christusfigur nach oben. Aus der Richtung, in der diese blickt, sollen die Gewitter herkommen. Am Pfingstfest werde manchmal aus dem „Heilig-Geist-Loch“ an der Decke eine Taube frei- oder eine Taubenfigur heruntergelassen. „Pfingstschwanz“ ist, wer als letzter aufsteht. Er wird auf einem Schubkarren durchs Dorf gefahren und tanzt vor den Häusern. Der von Burschen begleitete „Pfingstl“ geht von Haus zu Haus und sagt Sprüche auf. An Fronleichnam, dem „Prangertag“ oder „Kranzltag“, finden seit Ende des 13. Jahrhunderts feierliche Prozessionen statt. Mit dem Gedenktag der Geburt Johannes des Täufers am 24. Juni, der in enger Verbindung mit der „Sunnwend“ am 21. Juni steht, werden die Tage wieder kürzer. Die Kirche hat dabei viele heidnische Germanenbräuche übernommen, so auch das „Kannesfeuer“, das heute zunehmend zu einem Party-Event verkomme.

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.