„Gott hat Slowenien in großer Güte mit Naturschönheiten beschenkt“, sagte die Vorbeterin. Dann antworteten alle „Dober dan!“ Was so viel wie „Guten Tag!“ bedeutete. Am Freitagabend hatten Ortsgruppen des Katholischen Frauenbundes von Herz Jesu und St. Johannes sowie des Evangelischen Frauenbundes vom Gemeindezentrum Kreuz Christi anlässlich des Weltgebetstags der Frauen zum ökumenischen Gottesdienst ins Pfarrheim St. Johannes geladen.
Organisiert wurde das „Fest des Glaubens“ von der örtlichen Frauenbund-Vorsitzenden Doris Zeitler. Der Weltgebetstag stand heuer unter dem Motto „Kommt, alles ist bereitet! Slowenien“. Im Rahmen des Gottesdienstes versetzten sich Frauen aus Weiden in die Rolle slowenischer Frauen. „Gemeinsam mit ihnen wollen wir nachdenken und beten.“
Die Reihe begann mit Marjeta, die Ende des Zweiten Weltkriegs noch im damaligen marxistisch-sozialistisch geprägten Jugoslawien aufwuchs. Ihr Glaube komme von der Mutter und Großmutter, obgleich unter Tito religiöse Menschen als Bürger zweiter Klasse gegolten hätten. Also kein Studium nach dem Abitur. Deshalb sei sie ins Ausland gegangen und habe in der Schweiz Arbeit gefunden und erlebt, was es bedeute, „Gast“-Arbeiterin zu sein.
Nach der Rente zurück in der Heimat, arbeite sie heute aktiv in ihrer alten Kirchengemeinde und engagiere sich ehrenamtlich für den Weltgebetstag. Ein Schicksal, dass wachrütteln sollte: „Das zeigt sich in unserer Haltung gegenüber Menschen, die ihre eigene zerstörte Heimat verlassen müssen auf der Suche nach Frieden und einem besseren Leben.“
Mojca, deren Rolle von einem anderen Frauenbund-Mitglied gesprochen wurde, wuchs nach der Unabhängigkeit 1991 auf. 34 Jahre sei sie alt. Studieren durfte sie, weil das in Slowenien kostenlos sei. Jung Mutter geworden, vom Vater ihres ersten Kindes sitzen gelassen, sei sie inzwischen mit dem Vater ihres zweiten Kindes verheiratet und wissenschaftliche Forscherin. Ihr Fazit: „Ich wünsche mir, dass Familie und Beruf leichter vereinbar wären, Familien mehr begünstigt und Frauen im Berufsleben weniger eingeschränkt würden.“
Der Reigen der slowenischen Frauen setzte sich fort. Egal, ob über die 80-jährige Bäuerin Marija, die 40-jährige alkoholkranke Mutter Erna oder die 46 Jahre alte Minderheitenvertreterin der Roma, Natascha, gesprochen wurde: Alle Lebensläufe wurden analysiert und mit Gebeten bedacht. „Wir öffnen unser Herz – Odprimo srce“.
Der Weltgebetstag ist eine weltweite ökumenische Frauenbewegung. Jedes Jahr lassen sich Frauen begeistern von den Stärken der beteiligten Frauen, nehmen Anteil an ihren Sorgen und finden Ermutigung im Glauben. „Unsere Vision ist eine Welt, in der alle Frauen selbstbestimmt leben können. Auf dem Weg dorthin brauchen wir Zeichen gelebter Solidarität.“ Musikalisch umrahmt wurde der Gottesdienst, an dem auch Stadtpfarrer Gerhard Pausch teilnahm, von Chordirektor Peter Kosmus.
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