Auftakt der Europa-Wochen an der Europaberufsschule in Weiden. Ismail Ertug, Mitglied des Europäischen Parlaments, diskutierte mit den Berufsschülern über das Thema "Wozu ist die Europäische Union gut?". Kompromisse seien doch besser als sich wie früher "über den Haufen zu schießen", stellt Ertug einleitend fest. In der EU lerne man vor allem Kompromissbereitschaft.
Noch vor 80 Jahren sei Europa in einem Weltkrieg zerstritten gewesen. "Heute strahlt die EU in die ganze Welt aus", stellte Ertug fest. Und die EU habe es geschafft, auch Werte dabei zu vermitteln. Minderheitenrechte, Wettbewerbe um die besten Ideen, Presse- und Medienfreiheit und Gleichberechtigung von Männern und Frauen nannte er dazu als Beispiele. Für ihn als Parlamentarier gehöre zu den größten Privilegien auch, sich mit anderen Regionen auszutauschen. Als Mitglied des Ausschusses für Zentralasien könne er dies regelmäßig umsetzen. Leicht selbstkritisch stellte Ertug aber auch fest: "Manchmal sind wir von dem was wir gut machen auch so sehr überzeugt, dass wir auch den anderen sagen, was sie machen sollen." Wenn mit fernen Ländern über Demokratie gesprochen werde, sei dies für viele unverständlich. Deswegen gilt für Ertug "es hilft nicht nur zu sagen, unser System ist das Beste, sondern wir müssen die anderen auch davon überzeugen". Demokratie sei unsere große Stärke, doch viele autokratische Herrscher wollten genau das nicht akzeptieren.
Ertug bedauerte die niedrige Wahlbeteiligung in Deutschland an den letzten Europawahlen von 47 Prozent. Zu wenig wären die EU-Politiker bekannt. Und man müsse auch besser spüren, dass die eigene Stimme etwas verändern könne. "Vielleicht hat sich die EU zu sehr auf die Wirtschaftsbereiche konzentriert", fragte Ertug.
Trotzdem fordert der Europapolitiker die Schüler auf, zur Wahl zu gehen. Aber er warnte auch "glauben Sie nicht, dass die 60-jährigen Politiker Ihre Anliegen auf Anhieb vertreten werden". Junge Leute wollten heute viel mehr über Klimawandel oder Vermögensverteilung sprechen. Mitveranstalter des Diskussionstags war die Friedrich-Ebert-Stiftung, vertreten durch den Leiter des Regionalbüros Regensburg Harald Zintl.
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