Weiden in der Oberpfalz
03.09.2019 - 11:50 Uhr

Extremer Bewerbermangel im Stadtgebiet

Dass Betriebe immer mehr Schwierigkeiten haben, ihre Ausbildungsplätze zu besetzen, bestätigt sich auch in diesem Jahr. Besonders große Probleme gibt es im Stadtgebiet Weiden.

Tausende Jugendliche strömen zu den Ausbildungsmessen, doch immer weniger bewerben sich später tatsächlich. Bild: Bühner
Tausende Jugendliche strömen zu den Ausbildungsmessen, doch immer weniger bewerben sich später tatsächlich.

Für rund 1600 Jugendliche in der nördlichen Oberpfalz hat in diesen Tagen die Ausbildungszeit begonnen. Anders als noch vor wenigen Jahren konnten sie aus einem breiten Angebot von freien Ausbildungsplätzen ihren Lieblingsberuf wählen. Eine abschließende Bilanz zieht die Arbeitsagentur Weiden zwar erst Ende September, doch das Ergebnis steht bereits jetzt weitgehend fest.

Die Schere zwischen den gemeldeten Bewerbern und Ausbildungsstellen hat sich weiter geöffnet. 1335 gemeldete Bewerber konnten nach dem Stand von Ende August unter 2229 Stellen wählen. Die Zahl der gemeldeten Stellen übertrifft die der Bewerber also um fast 900. Ein Jahr zuvor lag dieser Abstand noch bei 780. Bisher blieben im gesamten Arbeitsagenturbezirk 809 der gemeldeten Stellen, also rund 36 Prozent, unbesetzt. Blick man zehn Jahre zurück, so galt die nördliche Oberpfalz damals als Region mit einem weit überdurchschnittlichen Ausbildungsplatzdefizit. Heute ist es völlig anders, im bayrischen Durchschnitt sind nur 30 Prozent aller gemeldeten Ausbildungsplätze unbesetzt.

Ganz besonders trifft der Bewerbermangel die Betriebe im Stadtgebiet Weiden. Dort blieb fast 40 Prozent des gesamten Angebots an Ausbildungsplätzen unbesetzt. Für manchen überraschend, bietet doch die Stadt als Einpendlerzentrum Arbeits- und Ausbildungsplätze für die gesamte Region. Klaus Gredinger, Leiter des Arbeitgeberservice bei der Arbeitsagentur Weiden, führt den überdurchschnittlichen Bewerbermangel im Stadtgebiet auf die Besonderheiten des Ausbildungsplatzangebots in der Stadt zurück. „Vor allem Verkauf, Handel und der kaufmännische Bereich generell sind in Anbetracht zahlreicher alternativer Ausbildungsangebot für junge Menschen weniger attraktiv geworden“, sagt Gredinger. Schließlich dominieren diese Branchen im Stadtgebiet Weiden. Ausschlaggebend könnten auch die im Handel und Verkauf eingeschränkten Berufsaussichten wegen Furcht vor Ersetzbarkeit durch Automatisierungs- und Robotertechniken sowie das unterdurchschnittliche Verdienstniveau sein.

Nicht ausgeschlossen werden könne auch, dass das Einpendeln in die Stadt aus den Landkreisen nicht mehr erforderlich ist, weil genügend wohnortnahe Ausbildungsplätze zur Verfügung stehen. Die Statistik gibt dem Experten Recht. Fast jeder zweite gemeldete Ausbildungsplatz im Handel und Verkauf blieb unbesetzt. Auch bei den früher bei jungen Frauen sehr beliebten Ausbildungen zur Arzt- oder Praxishelferin oder Friseurinnen mangelt es an Bewerberinnen, jeder dritte Ausbildungsplatz blieb hier unbesetzt. Der Bewerbermangel im Stadtgebiet besteht quer durch alle Ausbildungsbereiche, auch in der Produktion. Von 229 gemeldeten Ausbildungsplätzen in industriellen Fertigungsberufen blieben im Stadtgebiet bisher 98 unbesetzt.

Ein überdurchschnittlicher Bewerbermangel kennzeichnet auch die Situation im Landkreis Neustadt/WN, wo 38 Prozent aller gemeldeten Ausbildungsplätze noch unbesetzt sind. Nur der Landkreis Tirschenreuth liegt mit rund 30 Prozent unbesetzter Ausbildungsplätze wenigstens im bayrischen Durchschnitt.

Kaum ein Unternehmen kann es sich bei dieser Situation noch leisten, nicht mit pfiffigen Ideen um Nachwuchskräfte zu werben. Manchmal locken sogar auch Zulagen zur Ausbildungsvergütung, Fahrkostenzuschüsse, Mehrurlaub oder Prämien für gute Prüfungsnoten. Alle sich bietenden Kanäle werden genutzt, seien es soziale Medien, Ausbildungsmessen, Praktikumsangebote, Schulvorträge, Zeitungs-, Rundfunk-, und Fernsehwerbung. Unternehmen mit bekanntem Namen tun sich noch etwas leichter, kleinere Betriebe und das Handwerk haben es besonders schwer. Längst hat auch schon der Kampf um Auszubildende für das Jahr 2020 begonnen. „Noch ist aber auch in diesem Jahr Gelegenheit für eine Last-Minute-Entscheidung“, sagt Margot Salfetter, Leiterin der Berufsberatung bei der Arbeitsagentur Weiden.

Nur mit pfiffigen Ideen kann ein Ausbildungsbetrieb Jugendliche noch locken. Bild: Bühner
Nur mit pfiffigen Ideen kann ein Ausbildungsbetrieb Jugendliche noch locken.
Gewinnspiele gehören bei Ausbildungsmessen schon fast zur Selbstverständlichkeit, um das Interesse der Jugendlichen zu gewinnen. Bild: Bühner
Gewinnspiele gehören bei Ausbildungsmessen schon fast zur Selbstverständlichkeit, um das Interesse der Jugendlichen zu gewinnen.
 
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