Gesundheitsfragen und Medizin gehören zu den Lebensbereichen, über die besonders viele Falschmeldungen im Umlauf sind. Aufklärung gibt es beim Auftakt einer neuen Vortragsreihe "Chefarzt im Gespräch" am Klinikum.
"Risiken die man nicht kontrollieren kann, werden meistens überschätzt." Für Professor Anton Scharl, Direktor der Frauenklinik Amberg-Tirschenreuth-Weiden, gilt diese generelle Feststellung ganz besonders in der Medizin. Scharl sprach über Risiken des Alltags und über eine mögliche Brustkrebsgefahr durch Deodorants, eine klassische Falschmeldung. Mit Parabenen oder Aluminium im Deo hätte Brustkrebs nichts zu tun. "Man müsste dann schon darin baden" stellt Scharl fest. Und Aluminium komme im Lebensmittel fast überall zum Einsatz, aber längst nicht mehr in Deos.
"Diese Falschmeldungen kriegt man aus der Medizin kaum raus." Er zählte viele Beispiele dafür auf. So unter anderem den Zusammenhang zwischen Elektrosmog und Krebs oder Amalgam und Krebs. "Ist alles noch nie nachgewiesen worden", stellte der Mediziner fest. Eine andere Falschaussage sei "Zucker fördert Krebs" oder "Durch Zuckerentzug kann man den Krebs vertreiben". Für Scharl gilt dagegen: "Bevor der Krebs verhungert, ist das Hirn tot." Falsch sei auch die Meinung, dass Gebärmutterhals-Krebs durch Kontakt mit Krebspatienten entstehen könnte.
Im Vortrag wurde dann auch erläutert, wie Falschmeldungen in der Medizin entstehen und erkannt werden können. Dabei geht es zunächst um die falsche Einschätzung von Risiken. Vieles hänge dabei generell mit der menschlichen Wahrnehmung zusammen. Wahrgenommen werde zum Beispiel ein Gewaltverbrechen. In Umfragen schätzten die meisten Befragten, die Wahrscheinlichkeit Opfer eines Gewaltverbrechens zu werden mit 1:1000 ein. "Tatsächlich ist das Verhältnis 1:213 000", sagte Scharl. "Was gerade aktuell ist löst Panik aus." Als Beispiele wurden die Vogel- und Schweinegrippe, BSE und ähnliche Schlagzeilen genannt, deren Opferzahl im Promillebereich unter allen Grippetoten liege.
Viele Krankheiten würden in der Bevölkerung falsch eingeschätzt. "Vor Krebs haben die meisten mehr Angst als vor Herz-Kreislauferkrankungen." Tatsächlich seien Herz-Kreislauferkrankungen aber die häufigste Todesursache. Dass immer mehr Krebsfälle gezählt werden, hänge mit der alternden Bevölkerung zusammen. Tatsächlich sinke die Wahrscheinlichkeit, an Krebs zu sterben. Unterschätzt werde im Durchschnitt das Risiko, an Alzheimer oder Demenz zu erkranken. "Nicht auf Prozente hören, nach Zahlen fragen", empfahl der Mediziner.
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