In der aktuellen Pandemie ist die häusliche Gewalt keineswegs verschwunden. Eher das Gegenteil ist der Fall. Rund 45 Aufnahmen von Frauen, die unter häuslicher Gewalt leiden, gab es innerhalb eines Jahres, berichtete die Frauenhaus-Leiterin Enikö Nagy den Landkreis-Grünen.
Das Frauenhaus in Weiden verfügt derzeit über sieben Plätze für schutzbedürftige Frauen und ihre Kinder. Es ist rund um die Uhr geöffnet. Soforthilfe gibt es im Rahmen der Krisenintervention. 53 Frauen wurden auf diesem Wege im vergangenen Jahr erreicht. Das Dienstleistungsangebot im Frauenhaus reicht von Hilfen bei der Sicherung des Lebensunterhalts bis zur nachgehenden Betreuung nach dem Auszug.
Ausführlich informierte Nagy über die Entstehung von Gewalt gegen Frauen. Als „Irrmeinung“ bezeichnete sie die Vorstellung, dass Gewalt gegen Frauen nur ein Problem „sozial schwacher Schichten“ sei oder dass sich häusliche Gewalt hauptsächlich auf ausländische Familien konzentriere. Die weit überwiegende Mehrzahl der im Haus betreuten Frauen finanziert ihren Aufenthalt selbst.
Um das Beratungsangebot zu erweitern, befindet sich derzeit eine Täterberatungsstelle im Aufbau. Sie soll über Kooperationsverträge mit Jugendämtern, Familiengerichten und anderen Einrichtungen zum „Weidener Modell“ ausgebaut werden. Ziel ist ein standardisiertes Vorgehen aller Beteiligten in Fällen von häuslicher Gewalt.
„Heutzutage ist der Umfang der Gewalt nicht geringer geworden als bei Gründung des Frauenhauses vor 25 Jahren“, bedauert Nagy. Notwendig sei eine psychische Betreuung beim Aufenthalt im Frauenhaus. Doch die sei im standardisierten Betreuungskonzept nicht vorgesehen. Für Frauen, die für ihren Unterhalt im Frauenhaus nicht selbst aufkommen können, wünscht Nagy schnellere Hilfe vom Jobcenter. Antragsbearbeitung dauere dort fünf bis sechs Wochen. Spendengeld müsste deshalb diesen Zeitraum überbrücken.
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