Den Spitzen von Stadt und Landkreisen bleibt kaum eine Chance zur Reaktion. Schon zum 31. Oktober, so teilte ihnen der Bayerische Jugendring (BJR) vor wenigen Tagen mit, werde die Regionale Präventionsstelle im Weidener Jugendzentrum geschlossen. BJR-Präsident Matthias Fack führt zwar eine Vielzahl von Gründen an - personelle, finanzielle und organisatorische Probleme, die in der Summe nicht zu bewältigen seien. Seggewiß geht es aber auch um die Art der Information: "Man muss doch mit uns reden." Und zwar rechtzeitig.
Gerade Seggewiß, sowie die Landräte Andreas Meier und Wolfgang Lippert hätten sich stark engagiert, damit die Stelle mit zwei Fachkräften 2016 eingerichtet wurde. Facks Schreiben sei "ein Schlag ins Gesicht derer, die Verantwortung haben, und aller, die im Grenzgebiet leben", sagt der OB. "So geht man nicht mit den Verantwortlichen um." Die Initiative zur Drogenprävention in der Nordoberpfalz, 2012 ins Leben gerufen, war hochgelobt - und preisgekrönt: 2017 erhielt die im Vorjahr eingerichtete Präventionsstelle den Bayerischen Gesundheits- und Pflegepreis, der "innovative Ideen" in dem Bereich würdigt. In Vorträgen und einer Vielzahl von anderen Aktionen klärten die "Need NO Speed"-Akteure Jugendliche über die Gefahren insbesondere von Drogen wie Crystal Meth auf. Im März 2017 kam Gesundheitsministerin Melanie Huml nach Weiden, um eine erfolgreiche Zwischenbilanz des Projekts zu ziehen. Einen Teil der Kosten für die Präventionsstelle übernahm ihr Ministerium, den Großteil aber der Bayerische Jugendring.
Netzwerk aufgelöst
Eben deshalb nimmt der Weidener Stadtjugendpfleger Ewald Zenger nun den BJR in Schutz: "Ohne ihn wäre das Projekt schon vor zwei Jahren gestorben." Auch Jürgen Preisinger, Vorsitzender des Kreisjugendrings Tirschenreuth und einer der Initiatoren von "Need NO Speed", betont: "Der BJR leistete eine ,Anschubfinanzierung'. Man muss darüber froh sein." Leider sei es nicht gelungen, in dieser Startphase einen regionalen Träger für die Präventionsstelle zu finden, bevor sich der BJR zurückzog. Preisinger führt das Aus auch auf das Auseinanderbrechen des breit aufgestellten "Need NO Speed"-Netzwerks zurück. Dem Gremium, in dem sich Vertreter von Jugendringen, Beratungsstellen, Polizei und Gebietskörperschaften austauschen sollten, habe es an Struktur und Führung gefehlt. Bereits im Juni löste es sich auf - "klammheimlich", wie Preisinger sagt. Am letzten Treffen konnte er nicht teilnehmen.
Er wirkt enttäuscht: Seiner Meinung nach hätte das Netzwerk politischen Druck aufbauen können, so dass der Bezirkstag Mittel für die Präventionsstelle locker gemacht hätte. Dies wiederum hätte es dem Bezirksjugendring ermöglicht, die Trägerschaft zu übernehmen. So weit die Wunschvorstellung. Tatsächlich war die Absage der Jugendorganisation aus Regensburg und die daraus resultierende Perspektivlosigkeit nun einer der Hauptgründe für das vorzeitige Aus von "Need NO Speed". Den Bayerischen Jugendring aber, so Preisinger, "trifft keine Schuld".
"Ich habe mich von Anfang an mit erheblichem eigenem Engagement eingebracht und bin nach wie vor von der Konzeption zutiefst überzeugt", versichert BJR-Präsident Fack. "Hätte ich eine Chance gesehen, ich hätte sie aufgegriffen." Die Entscheidung habe er sich nicht leicht gemacht. "Ich finde das Aus für Need NO Speed mehr als bedauerlich und weiß, dass eine Lücke entsteht."
Jugendringe gefordert
Der Stadtjugendring Weiden, wie die Kreisjugendringe Neustadt und Tirschenreuth im "Need NO Speed"-Netzwerk engagiert, war an Facks Entscheidung "nicht beteiligt". Das betonen Vorsitzender Tobias Reichelt und Jugendpfleger Zenger in einer Stellungnahme. Ihrer Meinung nach hat der BJR-Präsident "fachlich verantwortungsvoll entschieden". Dennoch sei das Ende katastrophal für die Region. Aktivitäten der Jugendringe in der Drogenprävention würden nun um so wichtiger. "Das gilt für unser Jugendzentrum wie auch für die Jugendverbände."
Hätten die Entscheidungsträger von Stadt und Land aber bei frühzeitiger Information gegensteuern können? Seggewiß ist davon überzeugt. "Wir haben ja geschafft, dass die Stelle eingerichtet wurde. Wir hätten auch genug Power und Möglichkeiten gehabt, um mit den entscheidenden Leuten zu sprechen." Demnächst könnte Matthias Fack dem Rathauschef zumindest persönlich die Gründe für das Aus erläutern: Laut Stadtjugendring kommt der BJR-Präsident am 8. November nach Weiden. "Need NO Speed" allerdings wird dann schon seit einer Woche Geschichte sein.
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