"Wir haben beobachtet, dass Angst und Vorurteile die Kommunikation prägen. Argumente und Fakten werden verdreht und es herrscht eine negative Stimmung in den sozialen Medien", sagt Tanja Fichtner von der Evangelischen Jugend. Deshalb kam bereits im letzten Sommer die Idee auf, etwas dagegen zu tun. Nun lud die Evangelische Jugend zusammen mit der Katholischen Jugendstelle und dem Kreisverband des Bunds der Deutschen Katholischen Jugend zum Workshop "#denklocker" ein.
Was hinter dem Titel steckt, erklärt Martina Troidl von der Katholischen Jugendstelle: "Zum einen bedeutet es, man soll über das Gelesene nachdenken. Man braucht nicht alles zu glauben, sondern soll sich zuerst über Sachverhalte und Fakten informieren. Daraus leitet sich der zweite Punkt ab. Durch Fakten lässt man sich nicht mehr von Ängsten leiten, sondern kann mit klarem Blick diskutieren. Alleine ist es aber oft schwer, das zu erreichen und sich durchzusetzen. Deshalb bieten wir hier ein Forum, sich auszutauschen und gemeinsam an Strategien zu arbeiten."
Dafür sind 35 Teilnehmer von jung bis alt ins Jugendzentrum gekommen. Außerdem haben die Veranstalter zwei hochkarätige Referenten eingeladen. Liane Mallinger und Oliver Fleidl von "ichbinhier e.V." berichten von der Arbeit der Aktionsgruppe und erzählen aus ihrem Alltag. Bei "ichbinhier" handelt es ich um eine Facebook-Aktionsgruppe, die sich für eine bessere Diskussionskultur in den sozialen Medien einsetzt. Mittlerweile hat die Facebook-Gruppe über 45.000 Mitglieder. Ihre Arbeit wurde 2017 außerdem mit dem renommierten Grimme-Online-Preis ausgezeichnet.
"Wir übernehmen eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe. Eine Aufgabe, der die Plattformen nicht nachkommen. Sie stellen die Mittel für die Online-Kommunikation zur Verfügung, moderieren ihre Plattformen aber nicht ausreichend", sagt Fleidl. Die Plattformbetreiber seien aber nicht der einzige Grund für die aktuelle negative Debattenkultur. Auch der Mangel an staatlichen Maßnahmen und gesellschaftliches Desinteresse gehören zu den Ursachen. So werde nur die Stimme weniger Lauter gehört. Ziel müsse es sein, einen entscheidenden Schritt in die Gegenrichtung zu machen.
Wie reagiert man richtig auf Hassrede?
Grundsätzlich raten die beiden Experten, sich nicht unterkriegen zu lassen und sich selbst nicht kleiner als den anderen darzustellen. "Man muss Präsenz zeigen und auch sofort antworten", sagt Liane Mallinger. Allerdings dürfe man das nicht im beleidigenden Ton des Gegenübers tun. Man müsse die Diskussion auf eine vernünftige Ebene bringen. Statt auf Beleidigungen und Anschuldigungen käme es auf Fragen und gegenseitige Akzeptanz an. "Wenn das allerdings nicht möglich ist, ist es das Beste, den anderen letztendlich zu blockieren."
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.