Weiden in der Oberpfalz
18.03.2019 - 10:51 Uhr

Gegenüber wichtig nehmen

Der Umgang mit dem Mitmenschen ist ein Thema, das uns alle betrifft und selbstverständlich sein sollte. Und doch gibt es einiges aus Sicht der Ethik zu beachten, referiert Dr. Manfred Hausel bei der Rheumaliga.

Das Leitungsgremium der Deutschen Rheumaliga Arbeitsgemeinschaft Weiden-Neustadt um Vorsitzende Marion Happach (Dritte von rechts) dankte Dr. Manfred Hausel mit einem Geschenkkorb für den Fachvortrag „Gehen wir täglich sorgsam miteinander um?“ Bild: Dobmeier
Das Leitungsgremium der Deutschen Rheumaliga Arbeitsgemeinschaft Weiden-Neustadt um Vorsitzende Marion Happach (Dritte von rechts) dankte Dr. Manfred Hausel mit einem Geschenkkorb für den Fachvortrag „Gehen wir täglich sorgsam miteinander um?“

Zum Fachreferat „Gehen wir täglich sorgsam miteinander um? Betrachtungen und praktische Hinweise aus ethischer Sicht“ begrüßte als Vorsitzende der Deutschen Rheumaliga Arbeitsgemeinschaft Weiden-Neustadt Marion Happach eine Vielzahl an Gästen im Café Mitte. Als Referenten hieß sie Dr. Manfred Hausel als Vorsitzenden des Klinischen Ethikkomitees der Kliniken Nordoberpfalz AG Weiden willkommen.

Es geht dabei um Werte, wie Menschen miteinander umgehen. Der Artikel 1 des Deutschen Grundgesetzes besagt, die Würde des Menschen unantastbar. Beim Kommunizieren untereinander erzielen wir bis zu sieben Prozent Wirkung über das gesprochene Wort und der Rest geschieht über die Haltung und Körpersprache. Durch das Ansehen zeige ich dem Gegenüber, für wie wichtig ich ihn nehme. Wertgefühle werden verletzt und schaffen Ärger, wenn jemand gegenüber nur achtlos mit dem Handy spielt oder ein Arzt einem hilfsbedürftigen Patienten im Bett keine Beachtung schenkt. Entscheidend ist auch der Ton, der beim Telefonat rüberkomme.

Beim Umgang miteinander unterschied Dr. Hausel vier Distanzen. Der Intimbereich geht bis 50 Zentimeter Abstand (Lebenspartner, Mutter/Vater/Kind), bis zu einem Meter bezeichnete Dr. Hausel die persönliche Distanz beim Reden oder der Konversation. Die soziale Entfernung erstreckt sich von ein bis vier Meter beispielsweise am Bahnsteig und der öffentlichen Distanz mit über vier Meter, die einen Abstand einer Freibaddecke zum Nachbarn bedeutet. Es gibt aber länderspezifische Unterschiede bei Sprachdistanzen, die bis hin zur Berührung führen können in südlichen Nationen.

Das Wertegefühl steigt enorm bei zwischenmenschlicher Anteilnahme, wenn der Chef dem Mitarbeiter Wertschätzung für die Mehrarbeit entgegenbringt oder der Partner per Kompliment erkennt: „Warst du beim Frisör?“ Bei furchtbarem Leid oder Hilflosigkeit in Familie oder im Unternehmen kann ein „Mir fehlen die Worte“ die Teilnahme suggerieren.

Wer zuhört erkennt auch am Ton, beispielsweise der Kinder, welche Note in einer Klausur zu erwarten ist. Zuhören heißt, es ist für mich wichtig. Es spielt auch bei Patienten eine große Rolle. Beispielsweise will eine krebskranke Person nicht noch mehr Medikamente nehmen oder eine Chemotherapie über sich ergehen lassen, obwohl ein Angehöriger dies wünscht. Medizin bei Krankheit und Heilung ist nicht nur dazu gut, um uns am Leben zu erhalten, sondern im Leben zu halten. Wir haben in uns viel Kraft zur Heilung. Entscheidend ist auch die körperliche Möglichkeit Krebs zu besiegen, dazu kann der Köper Killerzellen bilden, die helfen können.

Leider ist die Zeit heute nicht mehr da für Pflegekräfte. Das kurz getaktete System macht die Mitarbeiter kaputt, beklagte Dr. Hausel. Der Wille des Patienten ist unbedingt zu beachten, unabhängig von Art und Stadium der Erkrankung. Aus ethischen Prinzipien beinhaltet der faire Umgang die Freiheit und Einwilligung des Patienten, das Prinzip der Schadensvermeidung, der Fürsorge und Hilfeleistung, der Gleichheit und Gerechtigkeit.

Jeder sollte sich Gedenken machen zur Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung um seinen Willen bei Krankheit kund zu tun, riet der Referent und empfahl die Notfallmappen des klinischen Ethikkomitees.

 
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