Kaum hatte Kämmerin Cornelia Taubmann in den Haushaltsberatungen der Stadt laut über die erneute Ausweisung des Gewerbegebiets West IV nachgedacht, meldet sich das "Aktionsbündnis Walderhalt" zurück. Die Naturschützer hatten 2020 in einem Bürgerentscheid eine Mehrheit für den Erhalt der 70 Hektar Wald an der B 470 hinter sich vereint.
Daran erinnerten zehn Vertreter des Aktionsbündnisses um Sprecher Hans Riedlbauer am Freitagvormittag vor dem Neuen Rathaus. Sie wollten einen Offenen Brief übergeben, in dem sie Oberbürgermeister Jens Meyer darum bitten, klar Stellung zu beziehen, ob Taubmann rein privat oder für die Stadt spricht.
Es war jedoch kein Vertreter der Stadt anwesend, um das Schreiben offiziell entgegenzunehmen. Trotzdem liegt die Botschaft auf dem Tisch: Wenn ihr euch nach einem Jahr nicht mehr an den Bürgerentscheid gebunden fühlt - was rechtlich möglich ist - werden wir wieder kämpfen.
Weil Protest manchmal drollig aussehen kann, kündigte Eisbär "Olga" diesen Widerstand in Gedichtform an. In dem originell-zotteligen Kostüm, das die Naturschützer sich von Greenpeace Hamburg geborgt hatten, steckte die Weidenerin Helvi Lorenz.
Hans Babl vom Bund Naturschutz wies darauf hin, dass die Stadt noch einige Fragen nicht beantwortet habe. Zum einen, was die Planung für West IV gekostet habe, zum anderen, warum die geplante Ausgleichsfläche für West IV im Steigerwald noch nicht verkauft ist. Das habe Stadtbau-Geschäftsführer Günther Kamm bereits im März angekündigt. Zudem liefen ja noch Überlegungen für ein interkommunales Gewerbegebiet mit den Nachbarlandkreisen Neustadt und Tirschenreuth.
Oberbürgermeister Meyer teilte auf Anfrage mit, dass er den Brief aufgrund anderer Termine nicht persönlich habe entgegennehmen können und dies wohl auch seinen Stellvertretern so ginge. Er habe aber dazu mit Hans Riedlbauer im Vorfeld telefoniert.
Die Naturschützer hatten NICHT 2020 in einem Bürgerentscheid eine Mehrheit für den Erhalt der 70 Hektar Wald an der B 470 hinter sich vereint, sondern 2021. Außerdem haben sich die Befürworter des Walderhalts gleichzeitig klar für neue Gewerbeflächen ausgesprochen, bevorzugt auf bereits 100 Hektar erschlossenen, reaktivierbaren Brachflächen. Dies steht im Offenen Brief, nachzulesen auf www.walderhalt-weiden.de, der Ihnen wohl vorliegt. Wieso unterschlagen Sie diese nicht unwichtige Information und verschwenden die Zeilen, sich über ein Kostüm lustig zu machen? Die Wahlbeteiligung an diesem Bürgerentscheid war höher als bei der letzten Bürgermeisterwahl. Und mit einer Zweidrittelmehrheit auch deutlich höher entschieden. Nimmt Oberpfalzmedien diese eindeutige Mehrheit der Bevölkerung genau so wenig ernst, wie die Stadtkämmerin? Die Frage des Aktionsbündnisses ist durchaus berechtigt. Wird die Stadt von einer Angestellten geführt, oder von unserem gewählten Vertretern? Oberbürgermeister Jens Meyer ist jetzt in der Pflicht. Was hat er die letzten 20 Monate bezüglich Reaktivierung der Weidener Brachflächen unternommen?
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Sehr geehrter Herr Bauer,
ich bin der Verfasser des Artikels. Zunächst mal danke für den Hinweis. Sie haben recht, der Bürgerentscheid war 2021. Diesbezüglich steht im Bericht ein Fehler, ich hatte die Information "vor zwei Jahren" allerdings von einem Mitglied des Aktionsbündnisses, das den Brief am Rathaus übergab. Wie dem auch sei: 2020 ist nicht korrekt, und für diese Angabe übernehme ich die Verantwortung.
Auf was Sie Ihre anderen Mutmaßungen, Oberpfalzmedien würde etwas "unterschlagen" und eventuelle Bedenken der Bevölkerung nicht ernst nehmen, stützen, ist mir allerdings schleierhaft. Unsere Berichterstattung bezieht sich auf folgenden Fakt: Die Stadtkämmerin bringt West IV wieder ins Spiel, das Aktionsbündnis zeigt, dass es darauf reagiert. Nichts weiter ist bislang geschehen. Sie werfen uns nun vor, dass wir das gesamte Ergebnis des Bürgerentscheids, die Vorgeschichte und den kompletten Inhalt des offenen Briefes nicht in aller Ausführlichkeit berichten. Die Kernfrage des Briefes ist jedoch klar nachlesbar: Wie steht der OB zum Vorschlag seiner Kämmerin? Die zweite Kernaussage: Wenn ihr wieder plant, werden wir wieder dagegen kämpfen, ist ebenfalls schwarz auf weiß festzuhalten. Wenn ich ferner ein Eisbärenkostüm als drollig-originell bezeichne, heißt dies im Übrigen nicht, dass ich mich darüber lustig mache. Hätte ich es nicht erwähnen sollen? Dann frage ich mich, warum jemand das Kostüm zu diesem Termin überhaupt anzieht, wenn man es nicht registrieren soll?
Mit freundlichen Grüßen
F. Peterhans
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Sehr geehrter Herr Peterhans,
vielen Dank für Ihre Antwort. Wenn Sie die für Sie wichtigen "Kernaussagen" aus dem Brief gezogen haben, heißt das nicht, dass das alles ist, was wichtig ist. Und da Sie hier im eigenen Ermessen nicht alle Informationen aus dem Offenen Brief wiedergeben, sondern gezielt selektiert, wie Sie erklären, macht es das nicht besser. Im Gegenteil. Zumal im direkten Vergleich hierzu eine Angestellte der Stadt unfassbar viel Raum in Ihrer Zeitung bekommen hat - und direkt auf Fragen reagieren konnte. Ein Frau, die weder gewählt noch Entscheidungsträger der Stadt ist. Das Aktionsbündnis Walderhalt dagegen weiß seit dem Bürgerentscheid eine große Mehrheit hinter sich. Ich lese kein Interview mit einem Vertreter der Bürgerinitiative. Wieso? Wäre es nicht aus journalistischer Sicht angebracht gewesen, parallel zu Aussagen der Stadtkämmerin nicht nur Politik sondern eben auch Vertreter der klaren Gewinnerseite des Bürgerentscheides zu befragen, statt im Artikel "mit einer Reaktion des Aktionsbündnisses" zu rechnen?
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