"Global Dinner" zeigt Ungerechtigkeit

Weiden in der Oberpfalz
10.11.2019 - 14:38 Uhr

Bei einem "Global Dinner" erleben 72 Gäste Ungerechtigkeit am eigenen Leib. So wie auf der Erde die Nahrung ungerecht verteilt ist, so werden die Besucher bewirtet – obwohl alle den gleichen Preis bezahlen.

Noch lachen die Teilnehmer, die das Los der "Dritten Welt" gezogen haben. Später, als die "Reichen" Rinderbraten, Kaffee und Likör erhalten, verfinstern sich die Mienen etwas.

Die Ungerechtigkeit der Verteilung von Nahrung durften 72 Bürger in Neunkirchen am Samstag bei einem „Global Dinner“ erleben. Die Katholische Erwachsenenbildung (KEB) Neustadt-Weiden hatte zu einem Aktionsessen der besonderen Art eingeladen. Durch „neue Bildungsformate, teils mit Eventcharakter“ sollen neue Wege der Erwachsenenbildung und auch der Jugendarbeit beschritten werden, berichtete Vorsitzender Peter Schönberger.

Dass es auf der Erde nicht gerecht zugeht, weiß jeder, stellte KEB-Geschäftsführer Hans Bräuer fest. Beim „Global Dinner“ erfuhr dies mancher am eigenen Leib. Per Los teilten die Organisatoren die Teilnehmer in drei Gruppen auf. Zwölf Personen hatten das Glück, dem „wohlhabenden Teil“ der Gästeliste zugeschlagen zu werden. Sie wurden von livrierten Dienern an festlich gedeckten Tafeln bedient. An Getränken wurde Grauburgunder und Rotwein serviert. Nach fantasievollen Appetithäppchen und Suppen gab es Rinderbraten und andere Köstlichkeiten. Die zweite Gruppe, 36 Personen, wurde etwas einfacher, aber doch noch reichlich bewirtet. Zu trinken gab es Bier und Apfelsaftschorle, zu essen Gemüseeintopf, aber auch Datteln im Speckmantel. 24 Teilnehmer am „Global Dinner“ hatten das Pech, in der „Dritten Welt“ zu landen. Sie saßen abseits, an hölzernen Biertischen, und bekamen nichts außer etwas Fladenbrot, das sie mit Salz und Öl beträufeln durften. Selbst das Wasser zu ihrer kärglichen Mahlzeit mussten die Frauen von einer „weit entfernten Wasserstelle“ außerhalb des Pfarrheims St. Dionysius selbst holen – so wie in weiten Teilen Afrikas.

Die ungerechte Verteilung der Nahrungsmittel zeigte ein Film über das Menschenrecht auf Essen, den Schönberger zu Anfang einspielte. Hier wurde das Schicksal armer Kleinbauern in der „Dritten Welt“, das Leben von Frauen und Kindern in Entwicklungsländern sowie hungernder Menschen überall auf der Erde eindringlich vor Augen geführt. Die Teilnehmer am „Global Dinner“ bekamen diese Ungerechtigkeit sodann direkt zu spüren.

Während die Zwölf der „reichen Länder“ sich freuen durften, diesem tatsächlich auf der Erde vertretenen Anteil angehören zu dürfen, gab es schon einiges Murren bei den 24 „Hungernden“. Besonders als die erste Gruppe nach ihrem Dinner noch Kaffee, Kuchen und Likör bekam. Die „Dritte Welt“ hatte mit ihrem Beitrag (8 Euro) deren reichliches Mahl mit finanziert. Junge Menschen aus Neunkirchen, Ministranten und Damen des Pfarrgemeinderats hatten das eindrucksvolle Erlebnis möglich gemacht. Der Chor „Laetitia“ stimmte mit Liedern aus den unterschiedlichen Welten darauf ein.

Von einer entfernten "Wasserstelle" müssen die "Frauen der Dritten Welt" ihr Getränk zum kärglichen Mahl holen.
Reichlich bewirtet an einer festlich gedeckten Tafel sitzen die "Wohlhabenden".
Per Los wird ermittelt, wer welcher Gruppe beim "Global Dinner" zugehören wird.
Pfarrer Christian Kohlhepp (mit zwei "Dienern") hat das Glück, das Los für die Gruppe Eins gezogen zu haben.
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