Ingo Kraus begrüßte die Gottesdienstbesucher mit Desinfektionsspray. Peter Steigner hakte jeden, der in die Kirche ging, auf seiner Liste ab. Denn es war Voraussetzung, sich vorher telefonisch im Pfarrbüro für den Gottesdienst anzumelden. Nach sechs Wochen waren am Wochenende erstmals wieder öffentliche Messen in den Weidener Kirchen erlaubt. Von den 60 möglichen Plätzen wurden in der Herz-Jesu-Kirche allerdings nur 28 beansprucht.
Ordner hatten vorher die Plätze markiert. In jeder dritten Reihe durften nur jeweils drei Personen sitzen. Die Mund-Nasen-Schutzmaske war obligatorisch. Stadtpfarrer Gerhard Pausch und Pfarrvikar Achim Dittrich, der den Gottesdienst zelebrierte, setzten sich optisch mit ihren Klarsicht-Plastikmasken von den Gläubigen ab.
Pfarrer Pausch entschuldigte die Maßnahmen, unterstrich aber auch ihre Notwendigkeit. "Es war eine lange Fastenzeit", sagte er. Man sei froh, wenigstens auf diese Weise wieder gemeinsam mit den Gläubigen Gottesdienst feiern zu dürfen. Eigentlich sollten an diesem Sonntag 19 Kinder aus der Pfarrei ihre Erstkommunion feiern. Stattdessen breite sich nicht nur in der Kirche ein Gefühl aus, als habe sich die ganze Welt in ein Krankenhaus verwandelt.
Aber auch in geistlicher Hinsicht, "sind wir ein großes Lazarett", betonte der Pfarrvikar, die Hybris der Menschheit. Immer mehr Menschen wendeten sich von ihrer Kirche ab. Sie versuchten autark zu leben. Lauter Individualisten, die nicht erkennen wollten, dass es zu einem gelungenen Leben eine Gemeinschaft brauche. Die Coronakrise dränge zur Demut. Was die Leute aus dieser Krise lernen könnten: Nicht alles liege in ihrer Hand.
Aus Gründen der Ansteckungsgefahr wurde auf die Austeilung der Kommunion verzichtet. Stattdessen stellte Pfarrvikar Dittrich für die Zeit der üblichen Kommunionspende eine Monstranz auf den Altar. "Wir dürfen darauf vertrauen, dass er uns Kraft seiner Liebe ganz nah ist." Nach dem Gottesdienst verließen die Gläubigen die Kirche geordnet, beginnend mit den hinteren Reihen.
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