Ein bewegtes Leben liegt hinter Willi Auschner. 1945 gelangte er für zwei Jahre in Stalingrad in Kriegsgefangenschaft. "Das waren harte Zeiten damals", erinnert er sich. Der gelernte Kaufmann arbeitete nach seiner Heimkehr im Lebensmittelgeschäft "A&O" in Weiden. Er engagierte sich bei zahlreichen Vereinen, war hauptsächlich beim Zivilschutz tätig. "Wir sind in die Schulen gegangen und haben die Leute informiert, das war zu Zeiten des Kalten Krieges sehr wichtig", erzählt der Jubilar.
Schon früh hat er seine Liebe zum Skat entdeckt. Auch heute ist er noch ein begeisterter Skat- und Schafkopfspieler und nimmt an Meisterschaften teil. Er genießt es, sich regelmäßig mit seinen Kartenfreunden zu treffen. Sein Skatclub "Contra Weiden" ernannte den ältesten Spieler Bayerns letztes Jahr zum Ehrenmitglied. Auch dieses Jahr verbringt er seinen Geburtstag wieder zusammen mit seinen Skatkollegen. Am meisten Spaß daran mache ihm sowieso das gesellige Zusammensein. "Man trifft sich. Man tauscht sich aus", erzählt Auschner. "Das hilft auch, sich fit zu halten", meint sein Sohn. Willi Auschner hat gleich noch einen Tipp parat, um gesund und rüstig zu bleiben: "Nach dem Frühstück trinken meine Frau und ich immer diesen Kräuterschnaps aus der Apotheke. Das machen wir schon ewig, und wie man sieht, hilft es."
Er lebt allein in einer Wohnung neben dem Kursana-Altenheim, in dem seine Frau untergebracht ist. So kann er sich um seine Gattin Else kümmern, die seit 2013 an Demenz erkrankt ist. "Das ist meine derzeitige Beschäftigung: Ich bin Krankenpfleger", meint der 100-Jährige. Der Tagesablauf ist klar strukturiert. Jeden Tag steht er um 6 Uhr auf und macht sich Frühstück. Dann verbringt er den ganzen Tag mit seiner Frau. Die beiden sind seit 69 Jahren miteinander verheiratet.
Am Samstag geht es mit der ganzen Familie zum Essen in den "Ratskeller". Neben den beiden Söhnen im Alter von 60 und 65 sowie den Enkelkindern komplettiert seit neun Wochen Urenkel Korbinian die Familie. Der Urgroßvater ist mächtig stolz. Neben seiner Familie spielt für den 100-jährigen der Glaube an Gott auch eine große Rolle. "Bei uns im Dorf gab es damals keine Kirchen, man hat an Gott geglaubt, aber keine Gottesdienste besucht. Erst als ich in die Schule gekommen bin, hat sich das geändert. Während des Religionsunterrichts hatten die Bekenntnislosen nichts zu tun, konnten spazieren gehen, und wer wollte das schon? Da bin ich lieber in den Unterricht gegangen." Ihm war es auch wichtig, seine beiden Söhne christlich zu erziehen.
Seine Familie hofft, dass auf die 100 noch viele Jahre folgen. Aber "das entscheidet nur der da droben", weiß der rüstige Rentner. Seine Frau betont immer: "Er ist ein Schlesier, er wird noch älter als ich."
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.