Weiden in der Oberpfalz
16.08.2022 - 13:43 Uhr

Heftige Windspiele beim Pre-Opening der Weidener Max-Reger-Tage

Das Konzert in der Regionalbibliothek mit Peijun Xu und Godelieve Schrama hält eine ganz besondere Herausforderung bereit: das Wetter. Passend dazu feiert das Stück "Wie ein Regentropfen" in Anwesenheit des Komponisten Uraufführung.

"Der Wind ist die älteste Stimme der Welt", schrieb der amerikanische Schriftsteller Donald Culross Peattie. Relativ zeitgleich mit Beginn des zweiten Teils jagten beim Pre-Opening der Weidener Max-Reger-Tage mehrfach Luftzüge durch den Innenhof der Regionalbibliothek. Kein Problem für Bratschistin Peijun Xu, die an dieser Stelle auf offener Bühne auswendig spielte. Eine Herausforderung aber für die niederländische Harfenistin Godelieve Schrama, weil ihr die kräftigen Windstöße in die Blätter mit den vielen kleinen Noten fuhren. Ganz schlimm war die Situation bei der "Fantasie, op. 124" von Caille Saint-Saëns, als das Open-Air sogar kurz unterbrochen wurde. Petra Vorsatz improvisierte und bot sich bis zum Finale als Notenhalterin an.

Zahlreiche Max-Reger-Freunde und Liebhaber der gediegenen Kammermusik lauschten am Montagnachmittag im Innenhof des Waldsassener Kastens den beiden großartigen Protagonistinnen, der Chinesin Peijun Xu, die zu den führenden Bratschistinnen ihrer Generation zählt, und der vielseitigen holländischen Harfenstin Godelieve Schrama. Beide bilden seit einigen Jahren ein Duo, das Kammermusik in außergewöhnlicher Besetzung auf höchstem Niveau darbietet. Im ersten Teil brillierten die beiden aber als Solistinnen.

Das Konzert eröffnete die Bratsche mit Max Regers "Suite D-Dur für Viola solo, op. 131 d/2", die der Tonsetzer in seinen letzten Lebensjahren komponierte. Im Publikum saß auch Komponist Artur Kroschel. In seinem, für die Bratsche geschriebenen und sehr ausgefallenen Werk "Wie ein Regentropfen", das in Weiden uraufgeführt wurde, verdichtete der Pole alle erzählerischen Möglichkeiten, die dieses wunderbare Saiteninstrument zu bieten hat. Peijun Xu interpretierte das ausgefallene Stück voller Finesse, Temperament und strahlender Virtuosität. "Als ich das Stück komponierte, regnete es gerade und ich versuchte, die Atmosphäre einzufangen", erklärte Kroschel in der Pause. Vor zwei Jahren sei das gewesen. "Ich hab's speziell für Peijun Xu komponiert."

Mit "Impromptu für Harfe solo, op. 86" aus der Feder von Gabriel Fauré, dem Vater des Impressionismus und Erneuerer der französischen Kammermusik, endete der erste Teil. Bei Franz Schuberts "Arpeggione Sonate, D 821" und der Caille-Saint-Saëns-Fantasie standen schließlich beide Künstlerinnen gemeinsam auf der Bühne. Entsprechend ihrer virtuosen Interpretation und dem Mitwirken des Windes war auch der Schlussapplaus.

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.