(mte) Es werden zwei Nachfolger sein. Das jedenfalls entschied der Stadtrat. Demnach wird das Rechtsdezernat ab 1. Juli abgetrennt. Das neue Dezernat 5 für Familie und Soziales entsteht. Ein Leiter dafür wird aktuell gesucht. Der Grund: "Das Tätigkeitsfeld ist sehr breit." Zu breit für einen Neuen, der es nach dem Eintritt Hubmanns in den Ruhestand übernehmen müsste. Warum der 65-Jährige die Aufgabe seit nunmehr 25 Jahren stemmt? "Ich bin mit dem Dezernat gewachsen. Ich manage es. Aber ich führe es nicht fachlich. Dafür habe ich Mitarbeiter."
160 sind es in Vollzeit, 200 Mitarbeiter insgesamt, verteilt auf 2 Dezernate, 5 Ämter, 14 Abteilungen, 3 Stabstellen und aufs Jobcenter. Allein im Neuen Rathaus vereinnahmen sie alle das gesamte Erdgeschoss sowie große Teile des ersten und des zweiten Stocks. "Ehrlich gesagt, alle kenne ich gar nicht", sagt Hubmann und greift zum Stift. Der Inhalt einer dicken, schwarzen Ledermappe will abgearbeitet werden. "Auszahlungsanordnung Sozialversicherungsbeiträge" steht darauf. Hubmann setzt den Stift an: In den nächsten Minuten wird er 250 Unterschriften leisten. Und telefonieren.
Zum Beispiel mit Busunternehmer Wolfgang Wies. "Warum wirbt ein Stadtbus für eine außerstädtische Therme?", hakt Hubmann als Verantwortlicher auch für den Öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) nach. Eine entsprechende Anfrage des Bürgermeisters landete auf seinem Schreibtisch. Bald ist klar: Da muss sich jemand verguckt haben. Diese Werbung auf Stadtbussen für eine andere Therme als die eigene gibt es nicht, erklärt Wies. Hubmann macht sich eine entsprechende Notiz. Haken drunter. Die Dienstbesprechung mit der Leiterin des Jugendamts zum Kinderhaus Tohuwabohu wartet - und die Pressekonferenz ruft.
Das Amt für öffentliche Ordnung stellt seinen neuen Flyer vor: "Flüchtlinge in Ausbildung und Beschäftigung" - und Hubmann findet deutliche Worte. Aktuell droht die Abschiebung einer in der Stadt bestens integrierten Familie aus Aserbaidschan. Der Rechtsdezernent sagt dazu: Im Fall einer Abschiebung agiere nicht die Verwaltung zu hart, sie handle ja nur auf Anweisung des Gesetzgebers. "So funktioniert die Gewaltenteilung. Wenn Politiker also nicht wollen, dass Gesetze durchgesetzt werden, dann sollen sie sie nicht erlassen." Die Worte sitzen, Hubmann schweigt. Nun darf Ordnungsamtschef Reinhold Gailer übernehmen und den Flyer vorstellen.
Am 1. Juni 1993 wurde Hubmann mit 41 Jahren zum jüngsten leitenden Rechtsdirektor der Stadt Weiden ernannt. Seit 2007 ist er berufsmäßiger Stadtrat. "Und als solcher Wahlbeamter auf Zeit - bis März 2019." Danach folgt der Ruhestand. Nach über 25 Jahren. Ein Umstand, den Hubmanns Mitarbeiter bedauern werden? Der 65-Jährige zweifelt: "Ich hänge an der Stadt. Aber die Stadt hängt nicht an mir."
Dabei sind viele Kapitel der Stadt Weiden unstrittig mit Hubmanns Namen verbunden: Die Aufarbeitung der Prüfberichte zum Beispiel, die Ausarbeitung des Ansiedlungsvertrags der OWS, die Nachfolgelösung für die PFA, aber auch in neuester Zeit die gerichtlichen Auseinandersetzungen rund um die Windenergie oder die Stadtgalerie. "Zu Gericht gehe ich jedoch nur noch, wenn politisch bedeutsame Prozesse anstehen. Ich muss meinen Leuten da vertrauen, sonst kann ich einpacken." Für blindes Vertrauen aber ist der Australien-Liebhaber, passionierte Fahrradfahrer, Eis-Fan, heimliche Schreibtischstuhl-Lümmler und Jurist mit Top-Abschluss nicht der Typ: "Ich bin auch wachsam", betont er.
Reich an Aufgaben
Hermann Hubmann verantwortet aktuell ein Budget von knapp 24 Millionen Euro an Einnahmen und 41,5 Millionen Euro an Ausgaben. Der 65-Jährige trägt in seinen Dezernaten Verantwortung für 200 Mitarbeiter auf 160 Vollzeitstellen. Der Aufgabenbereich umfasst etwa den ÖPNV, die Verkehrsüberwachung und Bußgeldstelle, die Feuerwehr und den Katastrophenschutz, das Einwohnermelde-, Pass- und Ausländerwesen. Hubmann ist Chef des Standesamts, der Kfz-Abteilung und des Flugplatzes Latsch sowie des Veterinärwesens. Außerdem verantwortet er das Maria-Seltmann-Haus, das Kinderhaus Tohuwabohu, die Seniorenberatung, die Schul- sozialarbeit und die koordinierende Kinderschutzstelle, soziale Leistungen wie Wohngeld und wirtschaftliche Hilfen wie Amtspflegeschaften oder unbegleitete minderjährige Flüchtlinge.
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