Weiden in der Oberpfalz
18.02.2019 - 18:52 Uhr

Herr der Schmetterlinge: Trauer um Thomas Witt

Stammkunden kennen sein Gesicht, das bis vor einigen Jahren auf den ersten Seiten des Witt-Katalogs zu finden war.

Thomas Witt starb mit 71 Jahren in München. Bild: exb
Thomas Witt starb mit 71 Jahren in München.

Doch mit dem gleichnamigen Unternehmen hatte Prof. Dr. h.c. rer. nat. Dipl.-Kfm. Thomas Witt eigentlich kaum etwas zu tun. Er ist der Enkel des Firmengründers, Kommerzienrat Josef Witt, und Sohn von Josef Witt, dem letzten Inhaber des Versandhauses vor der Übernahme durch die Otto-Gruppe.

Wie erst jetzt bekannt wurde, erlag Thomas Witt am 28. Januar mit 71 Jahren in seinem Haus in München einem Herzinfarkt. Der Verstorbene hatte dem Vernehmen nach in Weiden noch Immobilienbesitz und galt in der väterlichen Firma als angenehmer Zeitgenosse. Die Verbindung zu der Stadt, deren Name bei vielen untrennbar mit dem Wäsche- und Modehaus verbunden ist, war jedoch eher lose.

Der gebürtige Bad Reichenhaller hat auf einem ganz anderen Gebiet Bekanntheit erlangt. Das verrät ein Wikipedia-Eintrag: "Das Museum Witt (MWM) ist eine zoologische Forschungseinrichtung in München. Die Sammlung des Museums enthält zusammen mit dem Bestand der Zoologischen Staatssammlung München circa 10 Mio. Schmetterlinge und ist die weltweit umfangreichste Sammlung an spinnerartigen Nachtfaltern." Dieses Museum hat Thomas Witt 1980 gegründet. Es befindet sich in der Tengstraße in München-Schwabing. Grundlage ist die Schmetterlingssammlung, die der studierte Betriebswirt in den 1960er Jahren angelegt hat. 2010 schloss Witt in München einen Vertrag mit der Generaldirektion der Zoologischen Staatssammlung München, um den Fortbestand des Museums auch nach dem Tod des Gründers zu sichern. Das Museum erhält damit den Status einer Abteilung der Zoologischen Staatssammlung, heißt es auf dessen Webseiten. Obwohl Witt kein Biologe ist, hat er es auf seinem Teilgebiet, der Lepidopterologie (Schmetterlingskunde) zu weltweiter Bekanntheit gebracht. 2013 erhielt er den Ehrentitel Dr. h.c. rer. nat. von der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München, 2014 folgte der Preis der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, 2017 der Professorentitel für seine Leistungen auf dem Gebiet der Insektenkunde und Malariaforschung der Universität Bamako in Mali. Ferner war er "research associate" der Universität von Florida in Gainesville.

Witt hat weltweit Wissenschaftler unterstützt und Aufenthalte von Gastforschern bei Projekten oder in München möglich gemacht. Darüber hinaus hat der Falter-Forscher Hunderte von Expeditionen auf allen Erdteilen organisiert. In Zusammenarbeit mit der Universität Tel Aviv ist das Witt-Museum an Projekten zur Malaria-Prävention beteiligt.

Bereits im Jahr 2000 wandelte Witt sein Lebenswerk in eine Stiftung um. Dem Stiftungsrat gehören unter anderem seine Töchter Verena und Alessa an. Letztere ist promovierte Betriebswirtin und Marketingspezialistin für mittelständische Unternehmen. Dr. Verena Witt arbeitete am Lehrstuhl für Paläontologie und Geobiologie der LMU. Beide leben wie Mutter Liane in München.

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.