Fast erstmals in seiner fast 63-jährigen Geschichte veranstaltete der Verein "Weidener Meisterkonzerte" ein Konzert exklusiv für Mitglieder. Und was für eines: Der junge lettische Pianist Georgijs Osokins riss die Zuhörer nach zwei Stunden buchstäblich von den Sitzen im Gustav-von-Schlör-Saal der Max-Reger-Halle.
Der Beifall der über 300 Zuhörer, die den Saal an seine Kapazitätsgrenzen brachten, galt aber auch der Idee des Vorstands um Christoph Thomas und Harald Roth. Denn Osokins' Auftritt unterstrich aufs Vortrefflichste das, was der Verein will: Weltklassemusiker aus den Metropolen in die Oberpfalz holen. Das geht nur mit möglichst vielen Mitgliedern und Abonnenten. Daher bat Thomas darum, im Bekanntenkreis für die Konzerte zu werben und im besten Fall Freunde von einer Mitgliedschaft zu überzeugen.
Schützenhilfe lieferte der junge Mann am Klavier. Osokins legte am Flügel mit Scarlatti und Bach los, als ob er die Saiten auf ihre Reißfestigkeit testen wollte, um später bei Rachmaninow die Tasten so zu streicheln, dass sich der Zuhörer im Kopf irgendwo befand, nur nicht an einem Sonntagabend, den schon der Montagsalltag zu schubsen anfängt.
Umgekehrt muss es wohl ebenso gewesen sein. Osokins ließ sich zu sage und schreibe vier Zugaben hinreißen. Sie gipfelten im aberwitzig-furiosen Rakoczy-Marsch aus „Fausts Verdammnis“ von Berlioz. Der Marsch wurde in der Bearbeitung für Klavier von Liszt und diese wiederum in der Version von von Vladimir Horowitz gespielt. Von dieser letzten Bearbeitung heiß es, dass nur Horowitz sie spielen könne. Weiden lieferte den Gegenbeweis.
Dementsprechend zufrieden waren die Organisatoren. "Nach dem Konzert hat Osokins hervorgehoben, wie unglaublich konzentriert unser Publikum ist und wie anregend der Blick auf unsere Altstadt mit ihren Kirchtürmen", erklärt Christoph Thomas.
Das Kompliment kommt von jemandem, über den ein Weltstar sagt: "Ein hochbegabter Musiker. Er hat eine große Zukunft vor sich." So äußert sich Osokins' Landsmann, der Violinist Gidon Kremer. Auch er kommt gern nach Weiden und ist dann auch für Nicht-Mitglieder der "Meisterkonzerte" zu erleben.
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