Gescheitert sei die Idee eines Autokinos während der Pandemie an unwesentlichen Kleinigkeiten, sagte Andreas Dippl in einer Diskussionsrunde zu Beginn des "Hinter ins Land"-Festivals in der Kulturkneipe "Parabluie". Finanziert wurde es maßgeblich aus den „Projektmitteln Freie Szene”. "Wir haben in dieser Stadt so viele Menschen, die involviert sind in das Thema Veranstaltungen", sagte Dippl. "Warum fügt man das nicht zusammen?“ Manchmal denke er, es gebe absichtliche Boykotts.
Kleines Kulturzentrum
„Ich muss gestehen, dass Weiden schon ein besonderes Pflänzchen ist, was solche Entscheidungen betrifft“, machte Moderatorin Franziska Glaser deutlich. „Ein ‚Brauchts des?‘ hat uns noch nie weitergebracht.“ Dritter Bürgermeister Reinhold Wildenauer, wenngleich ebenfalls besorgt, brach eine Lanze für die Verwaltung. „Der Verwaltungsapparat bekommt Hürden aufgebrummt, von oben“, sagte er. Diese Auflagen mache nicht die Stadt. „Große Probleme haben wir nicht. Aber für die Zukunft brauchen wir ein kleines Kulturzentrum.“ Für die ältere Generation sei kulturell gut gesorgt, glaubte der Bürgermeister. Nicht aber für die Jüngeren.
„Wir haben das Problem, dass die Verwaltung alles boykottiert und nichts voranbringt“, nahm der langjährige Stadtjugendpfleger Ewald Zenger den Stadtrat in die Pflicht. Es fehle ganz einfach das Interesse. Wenn jemand eine Idee einbringe, winke spätestens das Bauamt ab. „Und der Stadtrat ist verzweifelt.“ Die Verwaltung werde aufgebläht und nichts schreite voran. „Vielleicht bräuchte man wieder einen mit Visionen, der sich was traut, der der Verwaltung sagt, was er will und nicht die Verwaltung ihm sagt, was geht.“
"Ja" denken
"Parapluie"-Chefin Sabine Mende konnte das unterschreiben. „Man muss sich einfach mal was trauen und das der Stadt auch sagen. Bei uns hat’s auch eineinhalb Jahre gedauert, bis wir merkten, dass der Laden läuft.“ Wenn die Stadt nicht hinter ihrer Kultur stehe, passiere auch nichts.“ An die Adresse des Stadtrats: „Stellt Euch mal dagegen!“ Auch Moderatorin Glaser gab hier nochmal Gas: Erst mal „Ja“ denken und nicht von vorneherein „Nein“.
Nachwuchsbands fehlen
Neue Sachen zu entwickeln sei nicht einfach, wusste auch Stadtrat Florian Graf. „Es wird aber grundsätzlich auch immer schwieriger gemacht.“ Er nannte Beispiele: Skater Contest und Seifenkistenrennen. "Bürokratische Monster sind das." Allerdings sei nicht alles schlecht. „Junge Menschen unter 30 haben ja das JuZ." Die Jugendlichen bekämen hier vollste Unterstützung und könnten ihre Projekt selber aufziehen. „Auch die ersten Veranstaltungen des Sündikats waren im JuZ. Inzwischen sind sie größer geworden und bedienen ein anderes Klientel.“ Seit Corona gebe es aber ein Riesenproblem: „Wir haben keine Nachwuchsbands in Weiden.“
Kulturbühnen-Chef Veit Wagner würde sich einen neuen Runden Tisch Kultur wünschen, sich aber auch freuen über Leute, die wieder ins Kino gingen. Dann könnte man unregelmäßig besondere Filme zeigen, die normalerweise in Weiden nicht vorgeführt würden, sagte er. Petra Vorsatz vom Amt für Kultur wünschte sich mehr Pragmatismus bei den Entscheidungen über kulturelle Veranstaltungen in der Verwaltung. Die Probleme ihrer Kollegen sehe sie aber schon auch.
Mäzene gesucht
Bürgermeister Wildenauer wünschte sich Mäzene, die genug Geld in die Hand nähmen und der Stadt Weiden ein Konzept präsentierten. Der Popularmusikbeauftragte des Bezirks Oberpfalz, Mathias Säm Wagner wünschte sich mehr Unterstützung der wenigen Willigen durch die Stadt. Eine Veranstaltung wie diese, miteinander zu reden, sei schon ein großer Schritt nach vorne, begrüßte Andreas Olschar, Projektbetreuer Verband für Popkultur in Bayern, die Runde.
Festival mit vier Bands
Die eigentliche Live-Stage begann wie üblich um 19 Uhr. Anders als sonst, standen bis Mitternacht vier Bands aus unterschiedlichsten Genres auf der Bühne. Den Anfang machten "The Folketts & Gents", eine Band aus Nürnberg, die sich auf handfesten Irish Folk spezialisiert hat. Dann übernahmen die Regensburger "Rusty Road Runners" mit rostigem Rock'n'Roll. Die Headliner stiegen gegen halb Zehn auf die Bühne. "The Whiskey Foundation" aus der Landeshauptstadt München begeisterten die Fans mit ihrem Blues-Funk. Die Nacht beschlossen die Lokalmatadoren von der "Superniere" mit melodiösem Rock.
Bereits am Donnerstag startete das "Parapluie" mit seinem jüngsten Baustein: Nämlich einem Spieleabend für Erwachsene, der ab sofort jeden zweiten Donnerstag im Monat wiederholt wird. Die Gesellschaftsspiele in einer angenehmen Runde fanden großen Zuspruch. Drei große Tische waren besetzt. Gespielt wurden Kartenspiele, Rommé, Skip-Bo, Neunerl. Oder Brettspiele wie Halma, Mühle, Dame oder Kniffel. Der kurzweiligen Abend sollte dazu beitragen, Alltagsstress abzubauen. Am Samstag hieß es wieder "Open Stage" – Musik zum Mitmachen für Jedermann.














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