Weiden in der Oberpfalz
25.06.2019 - 18:00 Uhr

Hitze macht Bauern zu schaffen

Bauern leiden unter der Hitze: Holzpreise fallen in den Keller, der Borkenkäfer ist im Anflug. Aber wer Mais anbaut, kann sich freuen.

Bei extremer Hitze schaltet der Mais in den Wassersparmodus und rollt seine Blätter ein. Blick über ein Maisfeld bei Halmesricht bei Weiden. Bild: Josef Wieder
Bei extremer Hitze schaltet der Mais in den Wassersparmodus und rollt seine Blätter ein. Blick über ein Maisfeld bei Halmesricht bei Weiden.

Der Heupreis ist ganz oben, aber die Butter so billig wie lange nicht mehr. Jungbullen gibt's "fast geschenkt". Historisch niedrig nennt Forstdirektor Gerhard Hösl den Holzpreis. Die nächste Generation der Borkernkäfer ist im Anflug. Befallene Stämme müssten schnell aus den Beständen. Das bringt weiteres Schadholz auf den Markt. Eine Spirale nach unten. Reinhold Witt, Chef des Landwirtschaftsamtes Weiden, entdeckt aber einen Gewinner der extremen Hitzewelle, unter der Land- und Forstwirte derzeit richtig leiden.

"Trocken und heiß, das mag nur der Mais", meint der Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Weiden. In den nächsten Tagen werde der Mais jeweils 15 bis 20 Zentimeter in die Höhe schießen. Die Pflanzen könnten sehr gut mit Hitze umgehen, rollten im "Wassersparmodus" die Blätter ein, um den Feuchtigkeitsverlust zu senken.

Hitzestress für Kartoffel

Weniger gut mit dem Hitzestress könne hingegen die Kartoffel umgehen, die im Landkreis Neustadt/WN auf rund 700 Hektar steht. Sie habe sich in den letzten Wochen gut entwickelt, eine stattliche Blattmasse ausgebildet und blühe derzeit. Diese Pflanzen, die lockere Böden bevorzuge reagiere aber sehr empfindlich auf die Trockenheit.

Schon im vergangenen Jahr mussten die Landwirte aufgrund der langen Trockenheit und des fehlenden Futters ihre Viehbestände abstocken: Zwischen Mai und November 2018 gaben im Landkreis Neustadt 21 Rinderhalter auf. Die Zahl der Rinder verringerte sich vom 61 429 auf 60 073. Witt zitiert das Bayerische Landesamt für Statistik, wonach im gleichen Zeitraum in Landkreis Neustadt die Zahl der Kühe von 26 751 auf 25 951 reduziert wurde. Ein Jahr könne ein guter Hof mit Futterzukäufen überbrücken, meint der Leitende Landwirtschaftsdirektor. Doch die Heupreise seien aufgrund der Knappheit und der Subventionen "abgehoben". Die Folge: "Es ist zu viel Rindfleisch auf dem Markt." Und die Bullenpreise liegen am Boden.

Eine zumindest durchschnittliche Ernte erwartet Witt beim Getreide. Der Reifeprozess sei weitgehend abgeschlossen. Viele Bauern hätten die Wintergerste aufgrund des Futtermangels als Ganzpflanzensilage bereits von den Feldern geholt.

Rindfleisch ist günstig

Trotz "zurückhaltender Preise" sei der Zuchtviehmarkt gut bestückt, bestätigt Zuchtleiter Dr. Thomas Nibler vom Schwandorfer Tierzuchtzentrum. "Den Züchtern kommt ein Sondereffekt zu Gute: Die Region ist Blauzungen-frei." "Unsere Tiere sind in anderen Gebieten begehrt." Wer den ersten und zweiten Gras-Schnitt rechtzeitig gesetzt habe, kam zu gutem Heu. Bleibe es trocken, könne ab 1. Juli Heu von Kulap-Flächen (für Jungvieh und Pferde) eingefahren werden. "Das lindert die Not."

Wald leidet besonders

"Diese Hitze und unser Wald, das passt nicht zusammen", meint Forstdirektor Gerhard Hösl. "Die Neuanpflanzungen leiden extrem. Viele fallen aus." Sturm und Borkenkäfer sorgten für viel Schadholz auf dem Markt. Die Hitze beschleunige die Entwicklung von Buchdrucker und Kupferstecher. Schon nach sechs Wochen sei die nächste Generation da. Bei kühleren Temperaturen dauere dies zehn Wochen. Kiefer und Fichte seien geschwächt. "Eine ganze neue Generation ist in Anflug, befällt die Bäume, Und die müssen möglichst schnell aus dem Wald", betont Hösl.

Der geringe "Deckungsbeitrag" aus der Holzwirtschaft habe langfristig schwere Folgen. Die Waldbauern verlören ihre Interesse. Dadurch verzögere sich der Umbau der Wälder.zum klimastabilen Forst.

 
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