"Wir haben militärisch gesehen unseren Auftrag erfüllt", sagte Oberstleutnant Christian Kiesel beim sicherheitspolitischen Vortrag im Kasino der Ostmark-Kaserne. Dabei beleuchtete er den aktuellen Sachstand und insbesondere auch die Perspektiven.
Verbindung halten
Kiesel war zuletzt als Kontingentführer ein halbes Jahr im Kosovo. Zu seinem Aufgabengebiet gehörte es, die Rückführung des Feldlagers Prizren zu überwachen. "Als Kommandeur bestand meine Aufgabe auch in der Außenwahrnehmung." Kiesel musste mit allen Stellen im Raum Prizren kommunizieren. Mit Justiz, Polizei und Armee. "Ich sollte die Verbindung halten und das Stimmungsbild abgreifen."
Der Kommandeur war mit 70 weiteren Soldaten aus der Ostmarkkaserne im Kosovo. Sie waren in den vielfältigsten Bereichen eingesetzt: "Im Stab, in der Logistik, in der Instandsetzung und in der Bewachung der Kaserne." Kiesel: "Jede Schraube wurde gezählt." Seit 18. Dezember sei das Feldlager geräumt. Das Material wurde in privat angemieteten Lkw und in Flugzeugen der Luftwaffe nach Deutschland gebracht. Was im KFOR-Hauptquartier in Pristina benötigt wurde, wurde dorthin verlagert zur Unterstützung des deutschen Kontingents.
Region gilt als stabil
Zunächst fasste der Kommandeur die historischen Hintergründe zusammen, die zum Konflikt zwischen Serbien und Kosovo geführt hätten. 20 Jahre lang war die Bundeswehr im Auftrag der KFOR im Land. "Jetzt bewerten alle Stellen die Region als stabil." Als die Soldaten vor zwei Jahrzehnten in die Kosovo gingen, fanden sie in Prizren eine Kaserne der jugoslawischen Volksarmee mit Kriegsschäden vor. Die Anlage wurde wieder hergerichtet. Neue Gebäude wurden erstellt. Insgesamt investierte die Bundesrepublik 41 Millionen Euro in das deutsche Camp.
Das ehemalige deutsche Feldlager stellt nun der kosovanische Staat unentgeltlich für 99 Jahre als Innovations- und Trainingspark zur Verfügung. "Ein Projekt der Kosovaren, an dem sich auch Deutschland beteiligt. Mit Know-how, mit Rat und Tat und natürlich mit finanziellen Mitteln." 43 Prozent der Bevölkerung seien - Stand 2016 - 25 Jahre und jünger.
Ausbildungszentrum
Mit dieser Maßnahme wolle man dem Kosovo helfen. Zunächst sei geplant, zum Abbau der Jugendarbeitslosigkeit (52 Prozent), ein Ausbildungszentrum für den Mittelstand und das Handwerk zu gründen. Oberbürgermeister Kurt Seggewiß weilte im April 2018 drei Tage lang im Lager. "Ich habe die Soldaten als absolute Profis empfunden. Jeder in seiner Verwendung." Das müsse man sich so vorstellen: "Sieben Tage die Woche 24 Stunden lang im Dienst, kein Wochenende."
Indem die Soldaten mitgeholfen hätten, aus dem ehemaligen Feldlager ein Gewerbegebiet zu machen, hätten sie dafür gesorgt, dass die Bundesrepublik Deutschland, neben der Schweiz, im Kosovo höchstes Ansehen und höchste Anerkennung erfahre. "Diese Jugendarbeitslosigkeit im Kosovo wäre für Deutschland mit seinem Fachkräftemangel eine Riesenchance." Allerdings müsse das geordnet zugehen. "Diese Menschen sind dankbar."
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