Belügt die Bahn ihre Kunden und erfindet Baustellen, die es nicht gibt? Das wirft der Fahrgastverband "Pro Bahn" der DB-Regio Bayern in einer Pressemitteilung zur Strecke München–Hof vor. "Vorgetäuschte Bauarbeiten als faule Ausrede für ausfallende Züge" ist diese Mitteilung überschrieben. Die Bahn weist die Vorwürfe zurück und spricht von Formulierungsfehlern.
Unabhängig von der Sprachregelung: Auch nach dem Fahrplanwechsel am 10. Dezember sind laut Bayerischer Eisenbahngesellschaft (BEG) zahlreiche Züge ausgefallen. Dafür ist nun allerdings die DB-Regio verantwortlich, auf die Kunden und Experten große Hoffnung gesetzt hatten. Der neue Anbieter sollte dafür sorgen, dass Züge regelmäßiger und pünktlicher fahren. Neu waren zuletzt nur die Begründungen für die Ausfälle. Laut "Pro Bahn" werde auf "angebliche Bauarbeiten" verwiesen. "Diese Bauarbeiten gibt es aber gar nicht", heißt es in der Mitteilung des Lobby-Verbands der Bahnkunden. "In Wirklichkeit fehlen einfach Fahrzeuge bei DB-Regio."
Auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien weist die Bahn diese Vorwürfe "entschieden zurück", und betont, dass die Kommunikation transparent ablaufe. Richtig sei allerdings, dass es seit dem Start am 11. Dezember Probleme gibt. Wegen der massiven Schneefälle Anfang Dezember konnten schon damals auf der Linie RE 2 nur rund die Hälfte der Züge fahren.
Nur jeder zweiter Zug
Die Probleme wirken laut Bahn nach – nicht an Schienen und Oberleitungen, wohl aber am Fuhrpark: "Ursächlich für die Ausfälle sind Schäden an Komponenten der Wasser- und Stromversorgung an zahlreichen Fahrzeugen, die im Zuge der heftigen Schneefälle längere Zeit bei strengem Frost ohne Energieversorgung waren", heißt es von der Bahn. Laut BEG könne die Bahn aktuell nur etwa die Hälfte der regulären Züge auf der Strecke auf die Reise schicken.
Wie kommt es aber zur Begründung, das würde an Bauarbeiten liegen? "Pro Bahn" zitiert eine Infobroschüre der Bahn in der von „unvermeidlichen Unannehmlichkeiten“ die Rede ist, die durch Bauarbeiten ausgelöst werden. "Pro Bahn" habe deshalb nachgeforscht. „Wir haben uns gefragt, was da alles gebaut werden muss, dass man nicht zumindest einen Teil der Strecke fahren kann“, zitiert die Mitteilung den bayerischen "Pro Bahn"-Vorsitzenden, Lukas Iffländer. Tatsächlich gab es in der Zeit keine Baustellen, die die Ausfälle begründen könnten.
Fehler inzwischen behoben
Zumindest indirekt bestätigt die Bahn dies auf Nachfrage, bestreitet aber, absichtlich falsche Angaben gemacht zu haben. Wegen eines Fehlers "war stellenweise irrtümlich von ‚Bauarbeiten‘ zu lesen", heißt es weiter. Dies werde derzeit korrigiert. Tatsächlich bestätigt auch Lukas Iffländer am Donnerstag auf Nachfrage, dass die Fehler zumindest zeitnah behoben worden seien. Dass allerdings über drei verschiedene Kanäle falsche Angaben kommuniziert wurden, sei mindestens "grob fahrlässig".
Und völlig unabhängig von der Frage nach Begründungen: Der Start auf der Linie Hof–München sei für die Bahn katastrophal verlaufen. die defekten Züge möchte der Experte auch nicht als Entschuldigung gelten lassen. "Es gibt genug Anbieter, bei denen man Züge leihen kann." Iffländer erwartet von der Bahn, dass sie tätig wird.
"Ja ist den heut' scho' Weihnachten?" fragte mal Franz beckenbauer in einem Werbespot.
Diese Frage stellt sich wohl auch jeder Bahnkunde - weiß er doch schon längst, dass die Bahn in den meisten Fällen lügt -oder gar betrügt?- wenn's um Zugausfälle oder Verspätungen geht.
Und endlich deckt mal jemand diese Machenschaften auf - auch wenn's es keine Konsequenzen für die Bahn bzw. die verantwortlichen hat.
Dort zahlt man für die Urheber dieser "Spitzfindigkeiten" sogar noch hohe Boni aus.
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