Weiden in der Oberpfalz
26.02.2020 - 17:20 Uhr

IG Metall feilt am Tarifvertrag der Zukunft

Die Gewerkschaft IG Metall geht in der Tarifrunde 2020 neue Wege. Erstmals stellt sie keine konkrete Lohnforderung in den Mittelpunkt. Ihr Wunsch: Die Arbeitgeber sollen Mehrwert schaffen. Warnstreiks könnte es trotzdem geben.

Die IG Metall geht bundesweit in eine neue Tarifrunde. Sollte es keine Annäherung geben, könnten Ende April erste Warnstreiks in der Region folgen. Bild: Petra Hartl
Die IG Metall geht bundesweit in eine neue Tarifrunde. Sollte es keine Annäherung geben, könnten Ende April erste Warnstreiks in der Region folgen.

Heutige Arbeitnehmer schätzen neben einem sicheren Arbeitsverhältnis vor allem Angebote wie Altersteilzeit, Weiterqualifizierung oder flexible Arbeitszeitmodelle. Die IG Metall habe hier bereits gute Erfahrungen gemacht, sagte Udo Fechtner, 2. Bevollmächtigter der IG Metall Amberg beim DGB-Jahrespressegespräch am Aschermittwoch. So gebe es in Unternehmen der Region bereits Altersteilzeit, die tariflich geregelt ist (z. B. bei Constantia, Hamm). Die Quote von 4 Prozent soll erhöht werden. Das könnte, so Fechntner, mit einem flexibleren Übergang in die Altersteilzeit erreicht werden, was für die Unternehmen auch besser planbar sei.

Auch ein finanzieller Ausgleich für verkürzte Arbeitszeiten, das individuelle Recht auf Qualifizierung vor dem Hintergrund von Industrie 4.0 oder Mitgliederboni (z. B. ÖPNV- oder Öko-Tickets) wollen die Gewerkschaft mit den Arbeitgebern diskutieren. Fechtner spricht von einem „Blumenstrauß“ an Wünschen, nicht zuletzt als „Wertschätzung für den Mitarbeiter“.

Zur Erreichung der Ziele gehen die Metaller in der bevorstehenden Tarifrunde erstmals neue Wege. Sie nennen es ein „Zukunftsmoratorium“. „Die Arbeitgeber haben unser Angebot angenommen, bereits vor der eigentlichen Tarifrunde (Beginn 29. April) Gespräche zu führen. Mit offenem Ergebnis.“ Erste Sondierungsgespräche habe es vergangene Woche gegeben. Am Freitag, 28. Februar, finde die erste Tarifverhandlung statt. Sollte es kein Ergebnis geben, dann starten wir in die normale Tarifrunde mit konkreten Forderungen. „Dann könnte es Ende April auch erste Warnstreiks geben“, so Fechtner. Ein solches Vorgehen habe es bei den Metallern noch nie gegeben. „Wir fahren sozusagen zweigleisig“, sagt Fechntner und spricht von einer „Nagelprobe“. „Wir stellen keine Forderungen, erwarten uns aber unterm Strich trotzdem ein gutes Ergebnis.“

Rückblickend sprach der 2. Bevollmächtigte von einem „hervorragenden Abschluss“ vor zwei Jahren für die rund 16 000 IG Metall-Mitglieder der nördlichen Oberpfalz. Trotz Kurzarbeit in einigen Betrieben (u. a. BHS Corrugated, Kennametal oder PIA Amberg) gebe es keine Krise, so Fechtner. „Wir sprechen eher von einer Delle, da die Auftragslage im Moment schwächelt.“

Udo Fechtner, 2. Bevollmächtigter der IG Metall Amberg Bild: Gabi Schönberger
Udo Fechtner, 2. Bevollmächtigter der IG Metall Amberg
 
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