Weiden in der Oberpfalz
12.09.2022 - 18:25 Uhr

Immer weniger Lehramtsanwärter: "Sie werden dringend gebraucht"

Der Lehrermangel ist nicht wegzureden und wird im neuen Schuljahr zur Herausforderung. Deutlich wird das bei der Vereidigung der Lehramtsanwärter für Weiden und den Landkreis Neustadt/WN. Ihre Zahl ist in diesem Jahr massiv geschrumpft.

Der erste Schultag am Dienstag ist nicht nur für die 1200 Erstklässler in der Stadt Weiden und im Landkreis Neustadt/WN ein aufregender Tag. Nicht weniger gespannt sind 11 junge Frauen und zwei Männer, die zum ersten Mal auf ihre neuen Kollegen und die Schüler treffen werden. Für die neuen Lehramtsanwärter begann die Woche mit der offiziellen Vereidigung durch Landrat Andreas Meier und Bürgermeister Reinhold Wildenauer im Schlör-Saal der Max-Reger-Halle.

„Ein kleines Grüppchen“, wie Schulamtsdirektorin Christine Söllner vom Staatlichen Schulamt Weiden-Neustadt/WN zur Begrüßung sagte. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr zählte die Runde noch 30 angehende Lehrerinnen und Lehrer.

Massiver Lehrermangel

Entsprechend sorgen- aber auch hoffnungsvoll blickten die Redner in der Feierstunde auf die kommende Ausbildungszeit der Lehramtsanwärter, die an Grund- oder Mittelschulen unterrichten werden. Sie alle betonten mehrfach in Richtung des Nachwuchses: „Sie werden dringend gebraucht.“ Die aktuelle Situation sei alles andere leicht, wie Personalratsvorsitzende Elisabeth Graßler sagte. Nicht nur, dass die Anwärter in einer schwierigen Zeit der Coronapandemie ihr Studium abschlossen, sie würden jetzt auch noch mit einem massiven Lehrermangel konfrontiert. „Wir haben praktisch keine Reserven mehr“, so Graßler.

Zusätzliche Angebote im musischen oder künstlerischen Bereich, Inklusion und Integration müssten an fachfremde Kräfte ausgelagert werden oder fänden erst gar nicht statt. „Unsere Unterrichtsversorgung ist alles andere als solide. Ich befürchte, dass sie zusammenbrechen wird“, malte sie ein düsteres Bild. „Quereinsteiger haben uns geholfen, aber sie können professionelle Lehrer nicht ersetzen. Ständig nur Löcher zu stopfen, ist nicht zielführend.“ Zu vernünftigen Rahmenbedingungen gehöre auch eine gerechte Bezahlung, forderte die Personalratsvorsitzende von der Politik.

„Es geht um unsere Kinder“

„Das System stimmt nicht“, meinte auch Landrat Meier. Die aktuellen Probleme seien nicht erst durch Corona entstanden, aber sie wurden verschärft. Eine gute Schulbildung sei jedoch wichtig, weil es um unsere Kinder gehe. „Und Sie, die Lehrer, sind es, die dazu betragen, dass sich der Charakter der Kinder formt, und helfen, Werte zu vermitteln“, sagte Meier. Er glaube daran, dass sich nach dem Nebel auch wieder Sonnenschein zeige. Bürgermeister Wildenauer gab den Anwärtern mit auf den Weg, mit Herz und Vertrauen zu agieren. „In der Grundschule werden für die Kinder die Weichen gestellt. Ihr Beruf ist wichtig.“

Von nun an gebe es täglich viele Entscheidungen zu treffen, sagte Seminarrektorin Bianca Ederer. Sie machte den 13 angehenden Pädagogen Mut, dass sie mit ihren Aufgaben wachsen würden. „Ich wünsche mir, dass Ihre Begeisterung auf die Schüler und die Schule überschwappt.“ Jetzt beginne eine aufregende Phase, sagte stellvertretende Schulamtsdirektorin Margit Walter, die sich an ihre Vereidigung vor 30 Jahren erinnerte. Die zwei Jahre Referendariat seien eine Zeit, sich weiter zu entwickeln. „Stellen Sie sich den Herausforderungen.“

„Das haben wir vor“, sagten die jungen Anwärter mehrheitlich in der Vorstellungsrunde. Viele von ihnen haben bereits Erfahrung mit Kindern in der Vereinsarbeit, bei Freizeiten oder in der Tanzschule gesammelt. „Wir freuen uns drauf“, gaben sie sich optimistisch. Das sind die Lehramtsanwärter:

Lehramt Grundschule (GS): Julia Beck (GS Pressath), Alicia Freller (GS Luhe), Vanessa Gerlach (GS Pirk), Eva-Maria Kick (GS Floß), Susanne Kummer (GS Mantel), Patrice Panhans (GS Kirchenthumbach), Vanessa Salfer (GS Eschenbach), Sofia Steinsdörfer (GS Weiherhammer), Annalena Süß (Hans-Schelter-Grundschule Weiden). Lehramt Mittelschule (MS): Paul Ebner (MS Grafenwöhr) und Tobias Simon, Pestalozzi Mittelschule Weiden).

Förderlehreranwärterin ist Michelle Haberberger (GS Weiherhammer) und Fachlehreranwärterin Victoria Schauer (GS Altenstadt/WN).

Die musikalische Umrahmung oblag Nadine Hagelstein und Maria Neubauer.

Info:

Staatliches Schulamt Neustadt/WN-Weiden

  • Für insgesamt 51 Schulen in der Stadt Weiden und im Landkreis Neustadt/WN zuständig: 35 Grund-, 15 Mittelschulen und eine Privatschule
  • Zuständig für insgesamt rund 6000 Schüler
  • ... und insgesamt rund 700 Bedienstete.
  • Leitung: Schulamtsdirektorin Christine Söllner (seit 2015)
 
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