Weiden in der Oberpfalz
31.01.2019 - 22:39 Uhr

Insektensterben nur eines der Probleme

Passend zum Volksbegehren Artenvielfalt beschäftigt sich ein Vortragsabend umfassend mit den Problemen von Natur und Umwelt. Zum Schluss gibt es sogar ein wenig Optimismus.

Karl Bär vom Umweltinstitut in München überzeugt mit großem Sachverstand. Bild: Bühner
Karl Bär vom Umweltinstitut in München überzeugt mit großem Sachverstand.

Mit einem zweistündigen Feuerwerk an detaillierten Fachinformationen über die Schädigung der Natur durch Eingriffe des Menschen wurden die Besucher im Café Mitte auf das Volksbegehren Artenvielfalt eingestimmt. Karl Bär vom Umweltinstitut in München bot selten zu hörendes Expertenwissen. Eingeladen hatte das Aktionsbündnis zum Volksbegehren.

Einen Abend lang machte Bär deutlich, dass es um weit mehr geht, als um den Namen des Volksbegehrens „Rettet die Bienen“. Bienensterben sei nur ein sehr kleiner Aspekt unter den vielfältigen Umweltproblemen und überhaupt hänge die Zahl der Bienenstöcke auch stark von der Menge existierender Imker ab. Zwanzigtausend Bienenarten seien einmal gezählt worden, nur drei davon seien vom Menschen gezüchtet. Das Thema Wildbienen sei allerdings schlecht erforscht. In den Mittelpunkt seines Vortrags stellte Bär deshalb den Rückgang der Vielfalt in der Natur und verwendete dafür den Begriff Biodiversität. Deutlich gemacht wurde, dass Pflanzen, Insekten und andere Tierarten sowie der Boden, also die gesamte Ökologie, ein großes Netzwerk bilden. Alle einzelnen Elemente seien „funktionell“ miteinander verbunden. Pflanzen würden zum Beispiel in natürlicher Umgebung „in Symbiose mit Pilzen im Boden“ leben und dadurch viele Nährstoffe aufnehmen können.

Auch sei 75 Prozent der Insektenmasse verschwunden: „Mit den Insekten verschwinden die Vögel, die diese fressen.“ Die künstliche Erhaltung von Arten in Laboren sei keine Hilfe, so Bär, denn Arten müssten im gesamten Ökosystem wirksam bleiben. Ausführlich widmete sich der Referent den Ursachen für das Insektensterben als zentrales Problem des Artenrückgangs. Einleitend stellte er zunächst fest: „Menschen müssen in die Natur eingreifen, doch langsam kommen durch den Eingriff die Lebensgrundlagen in Gefahr.“

Entscheidende Frage sei, ob Lebensräume und Biodiversität erhalten bleiben würden. Ohne altes Holz gebe es keine Holzbiene und ohne leere Mäusehöhlen keine Erdhummeln. Feuchte Wiesen, Tümpel und Hecken kommen in der modernen Landwirtschaft nicht mehr vor. Doch Bär betont auch „Nicht an allem ist die Landwirtschaft schuld“ und verweist auf Flächenfraß, „Lichtverschmutzung“ durch nächtliche Beleuchtungen sowie die Zerschneidung von Flächen, die Populationen trennen würden („Genpool wird kleiner“).

Das Problem Monokulturen („Maisfelder wirken in Bezug auf Biodiversität wie Parkplätze“) und vor allem die Verwendung von Pestiziden in der Landwirtschaft behandelte Bär im zweiten Teil des Vortrags. „Pestizide töten oder schädigen direkt und zerstören so die Lebensräume.“ Pestizide ließen sich nicht begrenzen und landeten sogar in Naturschutzgebieten. Die Gift blieben auch im Boden und würden auch später noch von den Pflanzenwurzeln aufgenommen werden. Die schon in kleinsten Dosen hochwirksamen Insektizide namens Neonicotinoide seien erst zehn Jahre nach ihrer Zulassung stark eingeschränkt worden, obwohl ihre Gefährlichkeit schon längst vorher erkannt worden sei.

Mit der Behauptung geringerer Schädlichkeit kämen immer wieder neue Insektizide auf den Markt. „Es gibt einen Fehler im System“ sagte Bär und forderte eine stärkere Trennung zwischen Risikobewertung und -management. Zulassungsbehörden seien oftmals nicht imstande, die vorgelegten Studien abschließend zu beurteilen. „Doch ganz langsam kommen wir voran“, stellt Bär fest und verweist auf die wachsenden Anteil des biologischen Anbaus. Die EU-Ökoverordnung sollte für die gesamte Landwirtschaft in Europa verbindlich werden.

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.