Sehr erfolgversprechend war am Donnerstagabend die neu ins Leben gerufenen Reihe „Miteinander ins Gespräch kommen“, die Mitglieder des Integrationsbeirats der Stadt Weiden initiiert haben. In den Räumen des Vereins „Neue Zeiten“ plauderten Menschen aus unterschiedlichsten Kulturkreisen über ihr Leben. Das Stichwort lautete: „Frühling.“
Frei nach dem Motto „Lassen Sie sich ein auf das Experiment einer Begegnung“, erzählten die Gäste beim internationalen Abend über ihre Erlebnisse. Der Rahmen war locker und unverbindlich. Zu Beginn freuten sich die Besucher über einen Folklore-Auftritt der Tanzgruppe „Wir bewegen etwas“ vom Integrationsprojekt „Familienakademie“. Es ging um Ausdruckstanz zum Thema „Frühlingsgefühle“.
Unter den Gästen – die Veranstaltung war offen für alle - weilten Herbert Schmid und Paul Zitzmann von „Arbeit und Leben“, Veit Wagner, Sema Tasali-Stoll und Waldemar Hack vom „Integrationsbeirat“, Arkadiy Voloshyn von „Neue Zeiten“ sowie Svitlana Ioffe, Übersetzerin und Leiterin der Tanzgruppe.
Schmid erzählte vom böhmischen Brauch der Karfreitags-Ratschn-Gänger, speziell in einem Ort im Grenzgebiet, wo noch heute ältere Herren ihren Kindheitserinnerungen frönten. Wagner untermauerte diesen Brauch mit seiner Erkenntnis, dass doch die Glocken über die Kartage nach Rom fliegen würden. Ein Pfarrer-Onkel an der tschechischen Grenze habe ihm früher davon erzählt. Wagner sprach auch von der steten Angst vor den "Russen" in jenem Dorf. Eine Angst die sich 1968 beinahe bewahrheitet habe.
Auch Tasali-Stoll sah sich als Grenzgängerin. Der Vater, als Arbeiter in Deutschland, die Mutter mit ihr zurückgekehrt in die Türkei. In Erinnerung geblieben sei ihr ein Rosenstrauch aus der deutschen Heimat, der heute noch in der Türkei dufte. Und sie erzählte, wie sie sich als Backfisch an einem türkischen Elite-Gymnasium fühlte, weil die Mutter, streng nach deren väterlicher Traditon mit Kopftuch zum Elternsprechtag kam.
Ein Mann aus der Ukraine erzählte von seinen Kindheitserlebnissen im Zweiten Weltkrieg, von der Befreiung seines Heimatortes, von guten und bösen Soldaten und vom eigenen Überleben. „Für mich war das ein zweiter Frühling.“
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