"Habe d'Ehre!" "Pfiat Eahna!" "Bitt schee!" Wie es sich fühlt, mit einem echten Bayern zu plaudern, das sollten die Teilnehmer eines Boarisch-Crashkurses mit Abdullah Ugur beim Interkulturellen Oktoberfest in Kreuz Christi kennen lernen.
Zweimal zwanzig Minuten lang brachte er seinen Kursbesuchern "boarische" Begriffe bei. Ein waschechter Bayer wird man allerdings nicht einfach so in knapp 45 Minuten. Es dauere sieben Jahre, um sich vollständig zu integrieren, wusste Weidens Integrationslotsin Stefanie Wildenrother.
Von Wirtshausmusik bis Bayern-Quiz
Bei dem großen Angebot des Festes den Überblick zu behalten, fiel schwer. Im Mittelpunkt der Festivitäten stand der gemeinsame Spaß. Denn nichts ging über eine gesellige Einkehr nach all dem Kopfzerbrechen. Im Eingangsbereich gab es bei Wirtshausmusik Bierzeltspezialitäten wie Brezen, Radieschen, Schnittlauch und alkoholfreies Bier. Da blieb kein Oktoberfest-Wunsch offen. Bei-Koch Patrick leitete einen Obazda-Workshop im Hinterzimmer. Es herrschte ein Kommen und Gehen.
Die Besucher durften einen halben Tag lang lernen, wie es auf dem Münchener Oktoberfest zugeht. Auf den Tischen lagen bayerische Bilderbücher und Bayerisch Memorys aus. Es gab Henna Tattoos für Kinder und eine Buttonmaschine mit Wolperdinger-Motiven. Sehr gut kam auch das Maßkrug-Stemmen und ein Bayern-Quiz an, das von Antonia Raithel und ihrem Team aus migrantischen Helfern aus der Freiwilligenagentur organisiert wurde.
"Ja, des werd a fetzn Gaudi!" Bürgermeister Reinhold Wildenauer fand das Fest toll. Er trug den Song "Ich bin ein bayerischer Cowboy" bei. Hier beim "Kleinen Oktoberfest" fänden Menschen aus unterschiedlichsten Nationen zusammen, sagte er. Ebenso wie Grünen-Stadtrat Ali Zant dankte Wildenauer der Weidener Integrationslotsin Stefanie Wildenrother.
Integration weiter schwierig
Die Idee zum Integrativen Oktoberfest sei aus der Tatsache heraus entstanden, dass in Deutschland zwar Fachkräftemangel herrsche, aber weder politisch noch privatwirtschaftlich etwas für Migranten in dieser Sache getan werde, sagte Wildenrother. "Ich will Impulse setzen." Die Integration sei schließlich allein schon wegen der Sprachprobleme ein Riesenproblem. Viele Migranten, gerade die von außerhalb Weidens, würden die Menschen um sich herum gar nicht verstehen. "Wie will man sich da integrieren?"
"Wenn man keinen Integrationskurs anbietet, wenn die Kindergartenplätze zu wenig sind, dann schaut's mit der Integration natürlich dementsprechend aus. Wir haben eine Menge aufzuholen." Viele Flüchtlinge stünden unter einem Kulturschock. "Heimat ist eben doch Heimat." Die "Blasen" die hier gebildet würden, seien kein Alleinstellungsmerkmal von nach Deutschland Geflüchteten. Bei Deutschen im Ausland sei das doch genauso. "Die bleiben dort auch gern unter sich."
Afghanischer Abend geplant
Diejenigen, die offen seien, die auf andere zugingen, das seien ihre "Zugpferdchen". "Die gründen Vereine, die gründen Initiativen, die tragen Verantwortung." Die seien die Multiplikatoren auf die sie baue. Als Beispiel nannte sie einen Professor der persischen Literatur, der im Iran eine Universität mit 8000 Studenten geleitet habe und der sich in Weiden einbringen wolle. Mit einer Initiative, die sich ähnlich der Russlanddeutschen und Ukrainer mit der afghanischen Community formieren wolle. Geplant sei zum Auftakt ein afghanischer Abend. Der Termin stehe aber noch nicht fest.
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