"Vom Handwerk sagt man, es habe goldenen Boden. In Bezug auf die IT kann man sagen, dass das Gold praktisch nicht mehr an den Boden gebunden und damit quasi unbegrenzt ist“, sagt Schieder über die beruflichen Chancen im IT-Bereich. Die Informationstechnik, wofür die Abkürzung IT steht, sei ein weites Feld mit mehreren, wenn man so wolle, übereinander geordneten Ebenen. Schieder, der bis zuletzt bei einem Oberpfälzer Maschinenbauer als CDO (Chief Digital Officer) gearbeitet hatte und dort in dieser Funktion Hauptverantwortlicher für die Datenerhebung und -auswertung war, erklärt das vereinfachend so: "Es gibt die Experten, die Anwendungssoftware programmieren, dann gibt es Experten dafür, wie die Software bereitgestellt wird, Fachleute, die Software anpassen, und Experten für die Anwendung der Software und deren Inhalte selbst." Die Letztgenannten bilden gleichsam die Schnittstelle zwischen den Benutzern der Anwendung und den drei Erstgenannten. Sie sind sozusagen "Übersetzer". In der Aufgabe, diese „Übersetzer“ auszubilden, erkennt er einen Schwerpunkt seiner neuen Tätigkeit.
Eine Schlüsselqualifikation
Aber das geht dem neuen „Prof" noch nicht weit genug. Er ist der festen Überzeugung, dass IT-Kenntnisse zu Schlüsselqualifikationen in jedem Beruf werden müssen. „Das Handwerk etwa“, sagt er, "ist darin schon weiter, als man gemeinhin denkt.“ Als Beispiel führt er die Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik-Branche an. Nach einer Studie des IT-Verbandes Bitkom setzen bereits heute etwa zwei Drittel der Betriebe digitalisierte Lösungen ein. Tablets gehören hier mittlerweile zum Inventar im Werkzeugkoffer. "Durch Digitalisierung haben sich Wertschöpfungsketten völlig neu geordnet: Virtual Reality etwa bei der Badplanung ist Standard, im Smart-Home sind alle Sanitäranlagen miteinander vernetzt. Das Leistungsspektrum im Sanitärbereich ist durch digitale Geschäftsmodelle immens gewachsen." Und das bringt neue Spieler auf den Markt.
Für Unternehmen mit klassischen Geschäftsmodellen könne so etwas zur Bedrohung werden. Daher fordert Schieder: "Gerade in den Köpfen der Führungskräfte klassischer Unternehmen muss die digitale Transformation ankommen!" Damit schließt Professor Schieder auch den Kreis zur Frage, wie es um die Chancen für IT-Experten in der Oberpfalz stehe und welche Fähigkeiten sie haben müssen. Er kenne in unserer Region viele Beispiele für Unternehmen, die die Herausforderungen des digitalen Wandels bereits angenommen hätten und auf einem guten Weg seien. Vom Versandhandel über den Maschinenbau hin zum Dienstleistungssektor: "Es finden sich sowohl auf der Anbieter-, als auch auf der Anwenderseite bereits jetzt zahlreiche Oberpfälzer Firmen, die zu digitalen Vorreitern ihrer Branchen gehören." Und entsprechend dieser Unternehmensprofile suchen Firmen auch nach IT-Experten – in allen von Schieder definierten Kategorien. "Eines aber muss klar gesehen werden: Weder die Firmen noch die Mitarbeiter sind im Zeitalter der Digitalisierung an bestimmte Standorte gebunden." Gerade dadurch mache es die Digitalisierung möglich, neue wirtschaftliche Chancen in Regionen zu entwickeln, die früher eher am Rande lagen.
















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