Das 1734/35 in Leipzig uraufgeführte Werk gibt die vertonte biblische Geschichte vom Aufruf zur Volkszählung durch Kaiser Augustus bis zur Geburt Christi und die Anbetung durch die Hirten in Bethlehem in erzählend-dramatischer Bearbeitung wieder. Dabei werden meist die Teile 1 bis 3 in einem Konzert aufgeführt. Das Weihnachtsoratorium von Bach, eine seiner populärsten geistlichen Kompositionen, ist Synonym für Freude, Glanz und Hoffnung, ein „hörbares“ Licht in der dunklen Jahreszeit. Die Musik hierzu komponierte er nur zum Teil neu.
Die Aufführung der Kantorei stand der berühmter Chöre und Orchester in Nichts nach. Hanns-Friedrich Kaiser dirigierte unaufdringlich, doch dynamisch und auf kleinste Nuancen achtend die über 50 Chormitglieder und 30 Musiker. Das Orchester zeigte sich als homogener Klangkörper mit individuellen Glanzstücken. Der Chor ließ in stimmgewaltiger, harmonischer Klangeinheit seine Lobgesänge und Choräle erschallen.
Die meditierenden Arien wurden von vier Solisten vorgetragen: Markus Zapp aus Regensburg imponierte mit seinen zielsicheren höchsten Tönen als Evangelist und Tenorsänger ebenso wie die Erlangerinnen Franziska Bobe mit weicher Sopranstimme und breitem Stimmrepertoire sowie Altistin Kea Niedoba mit ihrem mal zarten, mal durchaus sich erhebenden Gesang. Manuel Krauß aus Nürnberg, ein gebürtiger Kohlberger, überzeute als ausdrucksstarker, stimmkräftiger und in den Baritonbereich vordringender Bassist.
In der ersten Kantate wurde im jubelnden Eingangschor beschrieben, was mit der Geburt Jesu der Menschheit geschenkt wurde. Mit der Alt-Arie „Bereite dich, Zion“ wurde eine erste Ahnung von der Größe des Bevorstehenden gegeben. Nach dem Rezitativ über Jesu Geburt pries die Arie „Großer Herr, o starker König“ majestätisch Gott, ehe im Choral wiegenliedartig gebeten wurde, das eigene Herz zur Krippe werden zu lassen.
Die zweite Kantate „Und es waren Hirten in derselben Gegend“ begann mit einer Sinfonia, die mit auf Flöten und Oboen gespielten volkstümlichen Terzmelodien Schalmeien und Dudelsack der Hirten nachahmte. Die Sopranistin stellte im Rezitativ die Verkündigung des Engels dar, die Bass-Stimme erinnerte an die Messias-Verheißung im Alten Testament. In der Tenorarie zu gezupftem Cello mahnte ein Hirte die anderen zur Eile, das Kind zu sehen. Beeindruckend vorgetragen wurde die Alt-Arie „Schlafe, mein Liebster“. Mit dem Choral der Hirten „Wir singen dir in deinem Heer“ beschloss der Chor den zweiten Teil.
In der dritten Kantate stimmte er in die festlichen Instrumentalklänge mit „Herrscher des Himmels, erhöre das Lallen“ ein. Der bezaubernden Duett-Arie der Sopranistin und des Bassisten „Herr, dein Mitleid“ folgte als weiteres Wiegenlied Marias „Schließe, mein Herz“ mit einem Geigensolo. Und nachdem der Evangelist von der fröhlichen Heimkehr der Hirten berichtete, erklang der sich steigernde Choral „Seid froh dieweil". Alles in allem ein Klangerlebnis par excellence, für das die Zuhörer mit lang anhaltendem stehendem Applaus dankten.
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