Jüdische Musik ist vielfältig und reich an Melodien – das will die „Kapelle Bagatelle“ aus dem Raum Görlitz mit zwei Konzerten in Burglengenfeld und Weiden hervorheben.
Julia Boegershausen, Björn Bewerich, Fridtjof Laubner und Albrecht Höppner haben sich vor etwa vier Jahren zu der Formation zusammengeschlossen. „Wer heute Klezmer hört, denkt meistens an Giora Feidman und die juchzende Klarinette“, sagt Bewerich im Gespräch mit Oberpfalz-Medien. Mit ihrer Kapelle – die sich schon instrumental unterscheidet - machen sie etwas ganz anderes. „Im Zentrum steht die Musik der osteuropäischen Juden, das einfache jiddische Lidl, das bewegende Botschaften hat“, erklärt Sängerin Julia Boegershausen. Im Programm haben sie viele Werke von Mordechaj Gebirtig, ein jüdisch-polnischer Komponist aus Krakau, der im Juni 1942 auf offener Straße im Ghetto Krakau erschossen wurde. Dieser, so berichtet die Sängerin, konnte weder Noten lesen noch schreiben und hat alles auf der Flöte gespielt. Freunde und Verwandte haben es dann für ihn niedergeschrieben.
Deutschland begeht aktuell das Festjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“. Aber wie populär und bekannt ist eigentlich weltliche jiddische Musik? „Da muss man schon sagen, dass das eher ein Nischenkultur ist“, so Boegershausen. Im Fernsehen und im Radio bekomme man hierzulande so gut wie gar nichts davon mit. Wie bei vielen anderen Richtungen auch, gebe es eine entsprechende „Szene“. „Aber wir können feststellen, dass viele unserer Konzerte ausverkauft sind“, berichtet Bewerich. Die Rückmeldungen aus dem Publikum würden auch bestätigen, dass die Musik „ankomme“ und die Zuhörer viel Emotionales mit nach Hause nehmen.
„Die jiddische Sprache ist dem Deutschen sehr ähnlich, aber beim ersten Mal Zuhören meistens schlecht zu verstehen“, räumt die Sängerin ein. Manches Mal moderiere man dann auch und erkläre gewisse Aspekte. „Aber Vieles erklärt sich von selbst. Wir wollen ja auch keine Bildungsveranstaltung mit erhobenem Zeigefinger machen“, so Boegershausen. So werde man auch merken, dass viele jiddische Lieder zwar in Moll geschrieben seien, es aber dennoch viel heiterer Witz darin liegen kann. Um den Liedern zum einen eine Authentizität zu geben und zum anderen auch selbst mehr über die jiddische Musik und Kultur zu erfahren, haben die Musiker auch Reisen nach Ostpolen und in die Ukraine unternommen. Jetzt holen sie die Lieder aus der Vergessenheit und interpretieren sie mit moderner Instrumentierung.
In einer Zeit, in der es immer wieder antisemitische und ausländerfeindliche Vorfälle in Deutschland gibt, versteht sich die Kapelle Bagatelle, die aus einer AfD-Hochburg kommt, auch bewusst als „Botschafter von Weltoffenheit, Toleranz und Demokratie“. „Wenn wir mit der Musik Gedanken und Herzen aufschließen, dann haben wir viel erreicht“, so Bewerich.
Konzerttermine
- Samstag, 9. Oktober, 17.30 Uhr, Bürgertreff am Europaplatz, Burglengenfeld
- Sonntag, 10. Oktober, 17 Uhr, Aula der VHS Weiden-Neustadt
- Restkarten jeweils an der Abendkasse
- Weitere Infos im Internet unter www.julia-boe.de sowie auf der Facebookseite „Kapelle Bagatelle“
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