Jürgen Schuller ist mit Bäumen groß geworden. Schon als "kleiner Stopsel" unternahm er mit seinen Freunden Exkursionen in den Wald, grub Setzlinge aus und pflanzte sie im Garten der Eltern wieder ein. "Ein paar stehen dort immer noch." Sein Vater musste für den damals Achtjährigen unbedingt auf der Insel Mainau einen Mammutbaum fotografieren. Längst arbeitet Schuller als Gymnasiallehrer in Eschenbach und unterrichtet dort seine Schüler in Biologie und Chemie. Zudem ist er Autor von drei Büchern. Am Samstagvormittag signierte Schuller in der Buchhandlung "Thalia" im NOC die Neuauflage seines Buches "Faszinierende Bäume in der Oberpfalz".
Schuller hat vor, Bäume in allen sieben bayerischen Regierungsbezirken zu beschreiben. Bisher befasste sich schon mit der Oberpfalz, mit Niederbayern und Oberbayern. Letzteres Buch wird allerdings erst im Herbst 2023 im Handel erscheinen. "Meine Bildbeschreibungen sind immer eine Mischung aus Biologie, Mythologie und Geschichte." Etwa dann, wenn ein Baum an einem historischen Platz stehe. Die Aufbereitung sei möglichst kurzweilig. "Ich versuche alles auf eine lockere Art zu vermitteln." Beispielsweise berichte er auch über Legenden, die sich um die jeweiligen Bäume rankten.
"Ich versuche aber auch, Antworten darauf zu geben, wie es ein Baum schafft, den Winter zu überleben." Oder warum es manche Exemplare schafften, tausend Jahre alt zu werden." So unterhaltsam das Buch auch gestaltet sei: "Ich möchte es fundiert halten. Ich vermenschliche die Bäume nicht." Bäume seien ja auch nicht alle nett zueinander. Sie kämpften sehr wohl um ihre Vorrechte und hielten eine eiskalte Konkurrenz untereinander, wofür er seine Leser ebenfalls sensibilisieren wolle.
Gut und Böse: Solche Begriffe hätten in der Botanik nichts verloren. Eine Buche strebe nun mal ans Licht. Das sei ihre Natur. Schattenspenden auf Kosten anderer Baumarten. "Beim Wettrennen ums Licht schalten sie sich gegenseitig aus." Am Boden eines Buchenwaldes herrsche so wenig Tageslicht, dass eine Kiefer etwa keine Chance habe. Bis ins Altertum habe die Buche ganz Europa beherrscht. "Ein Eichhörnchen, das damals in Polen in eine Buchenkrone geklettert ist, konnte bis zur Atlantikküste wandern, ohne hierbei einmal den Boden zu berühren." Obwohl die Buche später verstärkt zur Holzkohle verarbeitet worden sei sie gerade in der Oberpfalz wegen des Rückzugs der Fichte immer noch einer der konkurrenzstärksten Bäume.
Auch die so filigran wirkenden Birken seien wahre Egoisten. "Die hauen bei Sturm mit ihren dünnen, hängenden Zweigen alles um sich herum kurz und klein und räumen sich damit den Kronenraum frei." Das Waldsterben der 80er Jahre sei heute kein Thema mehr. Die Stickstoffbelastung, verantwortlich für den sauren Regen und die übersäuerten Böden, sei reduziert. "Was die Wälder heute bedroht, ist die globale Erwärmung und der Trockenheitsstress. Das macht sie anfällig."



















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