Weiden in der Oberpfalz
03.03.2023 - 12:23 Uhr

"Kabale und Liebe" auf Boarisch und Hochdeutsch

Die Kulturbühne Weiden zeigte das Schiller-Stück "Kabale und Liebe" in der Max-Reger-Halle. Der Klassiker kommt beim Publikum an, nicht aber die Akustik.

Kabale und Liebe zwischen Papierfetzen und Holzlatten. Bild: Kunz
Kabale und Liebe zwischen Papierfetzen und Holzlatten.

Ein junges, bürgerliches Mädel liebt einen Adeligen. Wer sich im Europa des 18. Jahrhunderts durch Heirat Aufstiegshoffnungen in die Oberliga machte, der biss sich weiland daran die Zähne aus. Das spürt auch Luise. Sie ist alles andere als berechnend. Bei ihr ist es wahre Liebe. Sie meint es wirklich ernst mit ihrem Ferdinand. Einem jungen Mann aus gutem Haus, der gleichwohl verbissen um sie kämpft. Luise und Ferdinand verfangen sich aber im Intrigennetz ihrer Gegenspieler und enden tragisch, wie schon das Pärchen aus Romeo und Julia. "Räuber"-Autor Friedrich Schiller, der Urheber des Dramas, gilt als der Revoluzzer unter den aufgeklärten deutschen Dichtern seiner Zeit.

Schiller stellte sich gerne auf die Seite der Unterdrückten. Ein Wunder ist es also nicht, dass er aus einer Romanze eine aufregende Geschichte bastelte. Es musste so kommen, dass seine beiden Protagonisten, die aus unterschiedlichen Welten stammen, am Ende scheitern. Im Stück geht es um ein Liebespaar, das aufgrund seines Standesunterschieds Opfer seiner Umgebung wird. Luises Vater, ein Musiker, will seine Tochter vor der Welt der Mächtigen bewahren, ohne sie gleichzeitig zu verlieren. Ferdinands Vater ist Präsident bei Hof und möchte den Status seiner Familie nicht gefährden. Eine wesentliche Rolle spielt dessen katzbuckelnder Sekretär Wurm. Ein typischer Speichellecker, der nach oben kriecht und nach unten tritt.

Für die beiden Liebenden beginnt auf einer abgespeckten Bühne mit nüchterner Holzlattenaufteilung ein kräftezerrender Alptraum zwischen Pflicht, Hoffnung, Neigung und Perspektivlosigkeit. Interessant hierbei ist, dass die "Südsehen"-Produktion das bürgerliche Milieu in bayerischer Mundart sprechen lässt, während der Adel als elaborierten Code das Hochdeutsche wählt. Ein Stilmittel, das die beiden unüberwindlichen Lager formt. Was das Aufnahmevermögen anstrengend machte, war die Akustik im Saal. Die verlangte den 160 Besuchern ein Höchstmaß an Aufmerksamkeit ab, weil es je nach Sitzplatz schwierig war, den Dialogen mühelos zu folgen.

 
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