Weiden in der Oberpfalz
28.11.2023 - 10:34 Uhr

Kabarett-Trio aus Regensburg lässt's in Weiden krachen

Von sorgengeplagten niederbayerischen Landwirten und explosiven Prosecco-Gelagen im Schrebergarten: Das Ensemble der Kleinkunstbühne "Statt-Theater" begeistert bei einer Benefizveranstaltung das Publikum.

Matthias Leitner, Tobias Ostermeier und Inge Faes-Wagner von der Kleinkunstbühne "Statt-Theater" in Regensburg haben das voll besetzte "Bistrot Paris" mit ihrem Kabarett-Programm "Blumig im Abgang" auf den Kopf gestellt. Zur Benefizveranstaltung hatte der Lions-Club Weiden Goldene Straße das Trio eingeladen. Der Reinerlös geht an die Kinderkrebshilfe.

Schnell noch einmal die Soutane zurechtgerückt, und fertig war der polnische Priester. Ostermeier hatte sich schon etwas einfallen lassen müssen, um in der bayerischen Provinz Akzeptanz zu finden. Da stand er jetzt und betrauerte das Hinscheiden der Kleinkunst. Nicht ganz akzentfrei. "Kulturelle Aneignung ist ja bei uns in Bayern Staatsraison", grätschte ihm Pianist Leitner ins Gebet. Beispiel: Hubsi Aiwanger. "Der kommt doch auch immer mit den sorgengeplagten niederbayerischen Landwirten daher." Wobei Messdienerin Faes-Wagner schlagfertig ergänzte: "Aber in Besoldungsgruppe B 11 mit Zulagen." Was folgte, war eine blitzschnelle Litanei an weltweiten Krisen. Und schon hatten sich die Protagonisten in Weiden eingeführt.

Zur zweiten Szene war es nur ein kurzer Sprung in die Umkleide und flugs zurück auf die Bühne. Der Pfarrer war jetzt Reporter und stand mit seiner Matrosenmütze mittendrin im Sturmtief "Shakira" auf Borkum. Wegen der starken Böen war eine Live-Reportage unmöglich. Deshalb gab's eine Schalte von der Nordsee zum Kollegen in der Münchner Kleingartenanlage Schwanengarten, wo sich eine Explosion ereignet haben soll. Dass laut Zeugenbericht der Knall durch einen Sektkorken ausgelöst wurde - "a Spumanti war's, vielleicht a Prosecco" - tat nichts zur Sache.

Und so ging's munter weiter mit gut versteckten Pointen und sozial-politischer Satire. Zwei Stunden lang. Alles drehte sich um banale Alltagsprobleme, den Pflegenotstand und dessen Linderung durch künstliche Intelligenz. Abgehandelt wurden die Misere in der katholischen Kirche, der Alltag mit Hörgeräten und die Paartherapie bei der Kindererziehung. Nichts konnte das Ensemble aus der Regensburger Winklergasse stoppen oder daran hindern, sich wieder in der Welt umzusehen. Um dann gemütlich Feder und Lippen zu spitzen. Das fachkundige und engagierte Publikum forderte gleich zwei Zugaben und bekam sie auch.

Seit fast 40 Jahren gibt es das "Statt-Theater". Die kleine Grand Dame des Ensembles, Faes-Wagner, wird bald ihren Hut nehmen. So hat sie's beabsichtigt. Aber bevor sie das tut, ließ sie es mit ihren Kollegen noch einmal so richtig krachen. Im Austeilen sind die drei nämlich ganz groß. Im sicheren Bewusstsein: "Was treiben die da draußen alle für Unfug? Wir wüssten wie es geht! Oder doch nicht?"

Hintergrund:

"Statt-Theater" Regensburg

 
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