Weiden in der Oberpfalz
29.09.2019 - 12:58 Uhr

Kammermusikabend "Max Pur" begeistert Zuhörer

Humor und romantisch Nachdenkliches in der Musik Max Regers überraschen im Alten Rathaus in Weiden

Dass zu den bedeutendsten Werken des Schaffens von Max Reger nicht nur die großen und komplexen Stücke gehören, vermittelt das Kammerkonzert "Max Pur" im Alten Rathaus in Weiden. Damit beginnt ein ganzes Wochenende mit Regers Kammermusik. Romantik pur vermittelt die Sängerin Neele Kramer, unterstützt von Yun Qi Wong am Klavier im ersten Liedblock mit den Liedern "Es schläft ein stiller Garten", "Um Mitternacht blühen die Blumen", "Am Meer" und "Winterahnung". Mit ihrer dunkel-warmen Stimme und feinen Nuancierungen trifft Kramer exakt die beschriebenen Stimmungen. Im Lied "Schmied Schmerz" vergleicht sie Lebenssituationen mit der schweren Arbeit des Schmiedes. Den Schmerz schreit sie (kultiviert) förmlich heraus.

Im "Schlummerlied" und mit "Leise, leise weht ihr Lüfte" zeichnen Sängerin und Pianistin auch im zweiten Liedblock wirkungsvolle Stimmungen und unterstreichen den Humor Regers in den Liedern "Mausefangen", "Die fünf Hühnerchen", "Der bescheidene Schäfer", "Die Mutter spricht" durch adäquaten Gesang und temperamentvolle Klavierpartnerschaft.

Mühe ohne Erfolg

Ebenso eindringlich gelingt der dritte Liedblock mit den Lebenserfahrungen "Warte nur!", "Der gute Rat", "Sommernacht", "Wäsche im Wind" dem zärtlichen Lied "Waldeinsamkeit" und dem Beschreiben "Böses Weib". Gut nachvollziehbar wird "Darum" interpretiert. Ein musikliebendes Mädel ärgert sich, dass sein Schatz nicht singen kann. Er bemüht sich, das doch zu erlernen. Reger zeigt im Klavierpart, wie der Schatz übt und übt und doch nichts zusammenbringt. Bevor die Nachbarn deshalb weiter johlen und schreien, bittet die Liebende den armen Tropf zu sich herein.

Zwischen den Liedern spielt das Humboldt-Streichtrio mit Anthea Kreston (Violine), Volker Jacobson (Viola) und Jason Duckles (Violoncello) in absolut souveräner Manier eines der bedeutendsten Meisterwerke der Kammermusikwelt, das Streichtrio a-Moll, op. 77b. Seit Beethoven hat über 100 Jahre später erst Reger wieder ein Streichtrio geschrieben und damit einen besonderen Wurf gelandet. Die Darbietung in höchster Konzentration und guter Kommunikation untereinander gerät zu einem der Höhepunkte dieses Konzerts. Die amerikanische Geigerin kannte das Werk nicht, studierte es mit Freude ein, hält dieses Werk für ein absolutes Kleinod in ihrem Repertoire. Das Duo Kallos mit Krysztof Grzybowski (Klarinette) und Fil Liotis (Klavier) bringt weitere Abwechslung in das interessante Konzertprogramm. Die Musiker beschließen auch das Konzert mit der Sonate für Klarinette und Klavier in As-Dur, op. 49/1. Diese Musik scheint geschaffen für die perfekte Raumakustik des Rathaussaals. Weite, ruhige Bögen wechseln mit rasant schnellen Läufen. Das Duo Kallos bringt Leben in den Raum und weckt mit sehr sicherer und farbenreicher Gestaltung Neugierde auf seine nächsten Beiträge zum Kammermusikwochenende im Konzert "Max macht Pause".

Publikum reich beschenkt

Einen weiteren Gipfel setzt Markus Becker nicht nur mit den hervorragend gespielten drei "Episoden" für Klavier aus op. 115, sondern auch durch die geschickte Zusammenstellung des kurzweiligen, abwechslungsreichen Programms. Auch für die weiteren Konzerte des Kammer-musikwochenendes schuf er die Konzeptionen. Mit feinster Musik beschenken Max Reger und die ausführenden Künstler die zahlreichen Zuhörer, die mit entsprechend langem und herzlichem Beifall danken.

 
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