Ihre Interpretationskunst überwältigte. Außergewöhnlich waren die fünf Künstler, die am Mittwochabend im Schlör-Saal den Kammermusikabend "Reger150" gestalteten. Dass nur 65 Zuhörer gekommen waren, lag sicherlich nicht an der Qualität, sondern an den vielen kulturellen Konkurrenzveranstaltungen an diesem Abend.
"Schade", fand Reger-Fan Horst Petzold. Er hatte sich schon seit Wochen auf das Konzert gefreut. "Reger hat tolle Musik geschrieben. Es erfordert absolute Profis, die sich mit dieser Musik auseinandersetzen, dann erst erklingt die volle Kraft dieser Musik." Die Künstler, die dieses Konzert spielten, zählten nach Petzolds Ansicht zur Weltspitze. "Es gibt auch sehr viele andere, die Regers Musik sehr, sehr gut interpretieren. Aber was wir hier heuten erleben dürfen, ist oberste Spitzenklasse." Seit 20 Jahren liebt Petzold die Musik Regers. Erst vor wenigen Tagen durfte er erstmals ein Werk seines Lieblingskomponisten, das "Te Deum", öffentlich in der Michaelskirche vortragen. "Für diesen Auftritt hatte ich acht Wochen lang geprobt."
Die Mitwirkenden
Sharon Kam gehört seit über 20 Jahren zu den weltweit führenden Klarinettistinnen. Geigerin Veronika Eberle erregte 2006, damals erst 16 Jahre alt, internationale Aufmerksamkeit, als sie mit Sir Simon Rattle und den Berliner Philharmonikern bei den Salzburger Osterfestspielen auftrat. Bratschist Adrien La Marca ist gefeierter Solist und Kammermusiker in Frankreich, Europa und der Welt. Cellistin Quirine Viersen erzielte auch schon sehr jung große Wettbewerbserfolge. Markus Becker ist ein Pianist für alle Formate, und dank seiner Gesamteinspielung der Klavierwerke Max Regers Experte durch und durch.
"Weltklasse ist man, wenn man internationalen Erfolg hat", brachte es Petra Vorsatz auf den Punkt. "Das merkt man allein schon an der Virtuosität. An der Tatsache, dass der Künstler sein Instrument beherrscht und nicht sein Instrument ihn." Irmi Betz zog den Vergleich zu modernen Musikern, wie den Beatles oder Eric Clapton. "Wenn der in seine Gitarrensaiten greift, ist er darin unübertroffen." Genauso verhalte es sich im klassischen Fach. Reger sei bekannt für seine musikalische Beziehung zu zeitgenössischen Musikern und Komponisten, sagte Vorsatz. "Würde er heute leben, würde er mit diesem Quintett zusammenarbeiten."
Die Werke
Zu Gehör kamen drei bedeutende Kompositionen aus Regers umfangreichem Schaffen. Das Streichtrio a-Moll, op. 77b, ein Werk der „neuen Einfachheit“ nach 1900 mit schönen melodischen Einfällen und Volkslied-Anklängen. Die Klarinettensonate B-Dur, op. 107, ein „gar lichtes, freundliches Werk, gar nicht lang, damit der Klangcharakter des Blasinstruments nicht ermüdet“ und das Klavierquartett a-Moll, op. 133, geprägt von unbeschwerter Musizierfreude und der versöhnlichen Haltung des Regerschen Spätstils.
Auch Christoph Thomas war begeistert vom Auftritt, diese Musik gehe unter die Haut. Gerade die Klarinette von Kam. "Die saugt einen auf, weil sie diesen strömenden Klang hat, der aus ihr rauskommt. Das ist ja beinahe so, wie bei einem Sänger." Was ihn besonders beeindruckt habe. "Dieses Zusammenspiel mit dem Klavier." Auf der einen Seite das Schlaginstrument, auf der anderen die Klarinette. Es sei schon faszinierend gewesen, mitzuverfolgen, wie sich das Ganze entwickelt habe. "Ich bin begeistert. Bei solchen Künstlern und bei solcher Musik: Da wird Reger wirklich zu etwas, was man greifen kann."















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