„Defibrillatoren retten Leben, und Leben retten ist fast besser als Sex“, sagt Jürgen Meyer. Er ist der Leiter der Integrierten Leitstelle Nordoberpfalz. Leben zu retten, fällt aber auch ihm leichter, wenn er bei einem Patienten mit Herzproblemen einen funktionierenden Defibrillator zur Hand hat. Aber genau diese funktionstüchtigen Geräte waren im Januar in Weiden ein Problem. Mehrere der zehn Defi-Säulen in der Stadt funktionierten nicht, als ein Kunde eines Geschäfts in der Altstadt Herzprobleme bekommen hatte. Die Defis waren zur Reparatur. Teils kannten Bürger die weiteren Standorte funktionstüchtiger Geräte nicht.
Dabei war die Stadt im Jahr 2010 bei der Anschaffung der Geräte Vorreiter in ganz Bayern, weiß der Präsident des Rotary-Clubs Weiden, Lothar Höher, bei der Veranstaltung des CSU-Ortsverbandes Stadtmitte rund um die Defibrillatoren in Weiden zu berichten. Sein Serviceclub hat die Lebensretter einst gespendet. Nach Ablauf der verabredeten Periode von zehn Jahren waren nun aber wie von Oberpfalz-Medien berichtet, Probleme mit den Notrufsäulen aufgetreten.
Neue Wartungsverträge in Arbeit
In Zusammenarbeit mit Nicole Hammerl, Rechtsdezernentin der Stadt Weiden, sollen nun die Eigentumsverhältnisse geklärt, Wartungsverträge neu geschlossen und zunächst erfasst werden, wo und wie viele Defibrillatoren in der Stadt über die bekannten zehn Säulen hinaus öffentlich zugänglich sind (24-Stunden-Öffnung nicht erforderlich). Zudem sollen Paten aus der Wirtschaft für die bereits bekannten zehn Notrufsäulen gefunden werden, hieß es bei der Veranstaltung der CSU-Stadtmitte. Entsprechend sollen sich Interessenten an einer Patenschaft bei Eva Nitsche von der CSU unter nitsche-weiden[at]gmx[dot]de melden. Auch diejenigen sollen sich melden, bei denen Defis zu finden sind. Warum? Die Firma Key von Lukas Frey sagte bei dem Ortstermin Unterstützung zu, Standorte der Defibrillatoren visuell gut erinnerlich zu machen. Denn: Im Notfall zählt jede Sekunde, es sollte nicht lange nach den Standorten gesucht werden müssen. Zudem wurde informiert, dass die bekannten Standorte bereits jetzt in der Weiden-App gelistet sind. Darüber hinaus solle es künftig aber auch Hinweise an den Säulen selbst geben, die darüber Aufschluss geben, wo das nächstgelegene Gerät zu finden ist. Das ist auch deshalb sehr wichtig, weil gar Monate nach dem Vorfall im Januar noch immer drei von zehn Säulen nicht funktionieren. Zudem müssten alternierend Wartungsarbeiten stattfinden. Als weiteres Hilfsmittel soll auch eine Karte mit den Standorten auf der Weiden-Homepage erstellt werden.
Stimme hilft Lebensretter
Doch wie werden die Defis richtig bedient? Das sollte der praktische Teil der Veranstaltung zeigen. Dieser aber musste vor die Buchhandlung Rupprecht verlegt werden, weil die Notrufsäule hinter dem Alten Rathaus noch nicht wieder über eine Stromversorgung verfügt. Nahe des Issy-les-Moulineaux-Platzes schließlich setzte zu Übungszwecken Rotary-Präsident und Bürgermeister Lothar Höher einen Demo-Notruf an die ILS ab. Zwei junge Sanitäter zeigten im Anschluss engagiert, wie einfach die Handhabung der Defibrillatoren auch für ungeübte Laien ist. Denn der Defi stellt per eingebautem EKG die richtige Diagnose und leitet den Helfer über Stimmnachrichten nacheinander über jeden einzelnen Schritt an. Zusätzlich unterstützt ein erfahrener Mitarbeiter der ILS telefonisch solange, bis die Rettungskräfte vor Ort sind. Jürgen Altmeppen, Chefarzt der Intensivmedizin am Klinikum Weiden und stellvertretender Landesvorsitzender des Berufsverbandes Deutscher Anästhesisten, betonte mit Verweis auf diverse Studien die Wirksamkeit der Defibrillatoren.
Was sind Defibrillatoren?
- Defibrillatoren werden auch Schockgeber oder kurz Defis genannt.
- Sie senden mittels Elektroden Strom an den Herzmuskel.
- So kann etwa ein Kammerflimmern unterbrochen und Menschen vor dem plötzlichen Herztod gerettet werden.
- Ein Defi verbessert die Chancen einer erfolgreichen Herz-Lungen-Wiederbelebung, kann sie aber nicht ersetzen.
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